11| Erste Eindrücke

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Until You
AHI

Dean

Ich hatte mich immer für eine recht entspannte Person gehalten. Jemand, den man nicht schnell aus der Ruhe brachte. Mit meinen Fäusten hämmerte ich gegen die Tür. Doch es war drei Uhr Morgens und ich war müde genug, um alles in Frage zu stellen. Erneut klopfte ich, starrte auf das Holz, als wäre es das Übel, das mir meine Ruhe stahl.

Ich hätte bestimmt einfach hinein gehen können, ich war mir sehr sicher, dass nicht abgeschlossen war, doch ich wohnte seit gerade Mal zwei Tagen in diesem verdammten Gebäude und ich hatte nicht vor, bereits so früh Grenzen zu überschreiten - oder Hausfriedensbruch zu begehen. Mein Nachbar hingegen schien kein Problem mit Grenzen zu haben. Vor allem was Musikpegel anging. Ich hatte nichts gesagt, als seit 7 eine Masse von Menschen in die Wohnung neben mir geströmt war, ich hatte es ignoriert, als gegen 8 die Musik aufgedreht wurde. Aber jetzt? Jetzt würde ich alles tun, für nur 10 Minuten verdammte Stille!

Ich wollte erneut gegen die Holztür donnern, als sie vor meiner Nase aufgerissen wurde. Ein schwankender, halb nackter Kerl mit einer Krawatte um seine knall roten Haare, sowie zwei Sonnenbrillen auf dem Kopf, stand nun vor mir in dem Türspalt. Die Musik schlug mir gleich drei Spuren lauter entgegen, genauso wie der Gestank von zu vielen Menschen an einem Ort. »Joooooo, kann ich dir helfen, man?« leierte der Kerl und ich sah zu ihm hinab. Er sah so aus, als hätte er Probleme aufrecht zu bleiben. Schwer Seufzend verschränkte ich die Arme, »Könnt ihr die Musik leiser drehen?« Er starrte mich an, als hätte er noch nie die Begriffe Musik und leiser gehört. »Hm?«
»Die Musik.«, brummte ich und sein Gesicht erhellte sich. »Ist nice, nh?«
»Ihr sollt sie leiser drehen.«

Er grinste weiter hin und ich verkniff mir, ihn zu beleidigen. Nach drei Sekunden, schien er sich daran zu erinnern, dass er mit mir redete, »Shit, man. Da musst du mit Lance reden, das hier ist seine Bu-« Ich drückte mich an ihm vorbei und betrat die Wohnung. Das Erste, was mir auffiel, war, dass sie um einiges größer war als meine. Und wenn nicht ungewöhnlich viele Menschen gerade darauf herum machen würden, hatte er auch eine schönere Einrichtung. Aber was erwartet man auch, bei einem reichen Junggesellen. Ich wandte den Blick von einem knutschenden Paar auf einem Billardtisch ab. »Wo finde ich diesen Lance?« brüllte ich über den Lärm der Musik. Der Typ zuckte lediglich mit den Schultern, bevor er seinen trüben Blick über die Masse wandern ließ.

»Da!«, er deutete auf die Küche. Oder eher gesagt, auf ein Pärchen, dass gerade auf dessen Theke wild miteinander rum machte. Shit, hatten die alle keinen Sinn für Privatsphäre? »Der Typ in dem Hawaii-Hemd?«, fragte ich und beobachtete, wie das Mädchen unter ihm, ihm gerade jenes Hemd über den Kopf schob. »Neh,« belehrte der Typ und deutete auf eine Person ein bisschen weiter rechts. »Das ist Lance.« Ich kniff die Augen zusammen, erkannte nur einen Fuß, der neben der Kücheninsel hervorlugte. Ich beugte mich ein Stück hinab, begab mich auf die Blickebene des Typen und - tatsächlich. Der Fuß gehörte zu einer kaum sichtbaren Gestalt.

Ich bedankte mich bei meinem Helfer, doch ich bezweifelte, dass er es mit bekam, bevor ich mich in die Küche begab. Es stellte sich heraus, das Lance ein junger Mann war, der es sich zwischen leeren Pappbechern auf dem Boden bequem gemacht hatte. Sein Oberkörper war gegen die Schränke gelehnt, während sich seine Hand fest an eine Bierflasche klammerte. Er sah aus wie eine vergessene Marionette, deren Fäden man durchgeschnitten hatte. Ein einsames Bild. Ich blieb ein paar Schritte vor ihm stehen. Er schien nicht wach genug zu sein, um mir helfen zu können. Vielleicht sollte ich einfach selbst diese verdammte Musikbox finden und mich dann verziehen aber ... Lance Blick hob sich zu mir, als hätte er bemerkt, dass ich dort war. Er lächelte, als würde er mich erkennen.

Not your Friend! [BxB]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt