69| Groll und Widerwille

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dying on the inside
Nessa Barrett

Lancelot

Die Stimmung am Tisch war angespannter, als ein Pfeil mit Bogen. Alle Moreau- Söhne an einem Tisch war selten ein gutes Zeichen, doch Heute war es besonders erdrückend. Jedoch hatte ich beschlossen, die stickige Luft schlicht weg zu ignorieren und mich auf Percival's Lasagne zu konzentriert. Ich spießte gerade eine Gabel auf, als Gwaine Dean, welcher neben mir saß, mit seinem Blick durchlöcherte, »Wie lange arbeitet der schon hier?« Percy legte klirrend das Besteck zur Seite, »Gwaine.«
»Was? Ich durfte nicht mal zu Besuch kommen und dieser Hund-«
»Dieser Hund ist anwesend.« raunte Dean und begegnete dem eisigen Blick meines Bruders. Abfällig schnalzend, wandte dieser den Blick ab.

»Zu meiner Verteidigung, ich will euch beide nicht sehen und doch sitzen wir einem Tisch.« schmatzte ich mit vollen Wangen und griff nach einer Serviette, »So viel zu meinem Mitspracherecht.« Percy rollte schlichtweg mit den Augen, während die anderen nicht mal so taten, als würden sie zuhören. Sie waren viel zu sehr damit beschäftigt, sich niederzustarren. Hilfesuchend sah ich in die Runde. Sam aß jedoch seelenruhig sein Essen, als hätte er den selben Plan gehabt wie ich. Ich wusste schon früh, dass Samuel die perfekte Geduld für diese Familie hatte und wünschte er würde dafür Workshops anbieten, oder so was.

»Können wir bitte das Thema wechseln?« schaltete sich Percy ein und ich lehnte mich grinsenden zu ihm vor, »Über was willst du denn gerne reden wollen, Percylein? Klimaerwärmung? Steuern?« Sein Blick wandte sich suchend um, bis er seine Tochter fand, »Darcy, hast du ihnen schon erzählt dass du angenommen wurdest?« Ertappt hielt das Mädchen inne, als sich die Augen der Anwesenden auf sie richteten. Verwirrt verzog ich die Stirn, »Angenommen?« Hatte ich etwas verpasst?

Auch Gwaine schien nicht zu wissen, von was er da sprach. Darcy rutschte auf ihrem Stuhl hin und her, schien die richtigen Worte zu suchen. Sam kam ihr zur Hilfe, brach damit sein Schweigen, »Darcy hat sich im letzten Monat für eine renommierte Tanzschule beworben.« überrumpelt wirbelte ich zu ihr herum. Was? Wie? Wann? Mein Mund klappte auf. »Hast du?« Ein Pinkton schlich sich in ihre Wangen, als sie zögerlich nickte. Eine Tanzschule? Darcy war gut, deswegen überraschte es mich nicht, dass sie angenommen wurde. Jedoch ließ mich etwas anderes nicht los: »Warum hast du mir nicht davon erzählt?«

Ihr Mund klappte auf und wieder zu und ich verstand. Natürlich. Es hatte keinen Zeitpunkt gegeben, in dem sie es mir hätte sagen können. Es gab keinen Zeitpunkt in den letzten Wochen, in denen es nicht um mich gehen musste. Mein sterbendes, dramatisches Selbst. Ein erdrückendes Gefühl kroch meine Kehle hinauf. Ich räusperte mich, »Können wir schon Karten für deine erste Aufführung kaufen?«
»Oh, die ist erst im Dezember.« winkte sie ab, als wäre ihre Leidenschaft nicht mehr als eine lästige Nebensächlichkeit. Ich verzog irritiert die Stirn, »Man muss sich die besten Sitze sichern!« Gwaine nickte zustimmend, holte sich einen Nachschlag Lasagne. »Ihr müsst nicht, kommen wenn-«
»Auf jeden Fall!«, versicherte er.
»Wir werden da sein.« versprach ich.

Um nichts in der Welt würde ich ihre Aufführung verpassen. Ein erleichtertes Lächeln legte sich auf ihre Lippen, dass sich jedoch anfühlte, wie ein Schlag in die Magengrube. Sie hatte angenommen, dass wir nicht zusagen würden. Das wir nicht mal davon erfahren würden.

»Lance, warum begleitest du Darcy nicht mal zum Training?« schlug Percy vor. Sein Blick flammte auf, mit diesem einen bestimmten Blick, der nie etwas gutes bedeutete. Oh verdammt. »Trainierst ein wenig deine Beine, kommst mal wieder raus in die Welt-« Genervt wollte ich zu einer Antwort ansetzten, als mein Bruder mir zuvor kam, »Hältst du es für eine gute Idee? Ihn wieder zum Tanzen zu ermutigen?« Eine erneute Stille rollte über den Tisch. Tief holte ich Luft. Und los gehts. Percy legte Seine Handflächen auf den Tisch, »Ich sehe nicht, was dagegen spricht?«
»Ich mein ja nur, dass-«
»Gwaine hier befürchtet, dass ich mir das Hirn raus schnupfe, sollte ich auch nur das Wort Plié hören.« klärte ich auf und grinsend eine viel zu volle Gabel. »Lancelot!« schimpften sie Beide im Einklang, doch da wandte ich mich auch schon Darcy zu, »Vielleicht schau ich mal vorbei.«
Verblüfft weiteten sich ihre Augen, »Wirklich?« Ich hatte seit Jahren kein Studio von innen mehr gesehen. Der Gedanke daran fühlte sich an wie Ameisen unter der Haut. Doch es wäre eine Lüge zu sagen, dass ich es nicht vermissen würde, das ich nicht ständig daran denken würde: das Gefühl der Muskeln in Position, die Musik die einen führte. Und ich würde ja lediglich beobachten. Es würde mich schon nicht umbringen!

»D-Du könntest mit mir trainieren! Mir ein paar Tipps geben!« schlug sie eifrig vor und ich öffnete den Mund. Was war das noch mit beobachten? Ich schien ihr zu lange zu schwiegen, denn sie ruderte zurück. »Ich meine ... nur wenn du willst.« Deans Blick brannte in meinem Nacken und auch meine Brüder schienen gespannt auf meine Antwort zu warten. Seufzend nickte ich, »So bald meine Beine mehr sind, als nur Wackelpudding, schau ich mal vorbei.«
»Versprochen?« Die Luft wurde dünn in meiner Kehle, »Yeah.«

Ich wandte mich wieder der Runde zu und traf auf einer Reihe verblüffter Gesichter. Ich hatte nur zugesagt, ein paar Knickse zu machen und nicht den Osterhasen zu braten! Sie sollten sich mal wieder ein kriegen. »Jetzt schaut mich doch nicht so an, Leute!« Gwaine wischte sich räuspernd mit einer Serviette über den Mundwinkel, »Na gut, da wir das ja geklärt haben, können wir endlich darauf zurück, warum Dean an diesem Tisch sitzt?«

Aufstöhnend verdrehte ich die Augen, »Oh, Gott, kann mich bitte einer von ner Klippe rollen?«

•••

Ich war gerade dabei mich ins Wohnzimmer zu rollen - einer der Vorteile sich mit einem Auto überschlagen zu haben, ist nicht beim Abwasch zu helfen- als ich spürte wie mir jemand folge. »Lance.« Seufzend hielt ich inne, drehte mich zur Tür zurück. »Können wir reden?« Gwaine rieb sich seine Handflächen an seiner Hose ab, stand seltsam verloren im Eingang des Raumes. Reden? Über was? Es lag alles bereits alles offen am Tisch. Es sei denn, er wollte mir Beichten, dass mein Zahnarzt eigentlich ein FBI-Agent auf geheimer Mission war. »Ich habe dir wirklich nichts zu sagen.«

Ich wollte mich umdrehen, als er nach vorne hastete, mich dem Gespräch noch nicht entkommen lassen konnte. »Ich will mich nur bei dir entschuldigen. Ich weiß, dass ich mit der Sache mit Dean zu weit gegangen bin, aber-«
»Ach, meinst du?« spottete ich, sah ihn kühl an. Sein Kiefer knirschte, »Ich weiß, es war moralisch gesehen falsch, aber ich würde es genauso wieder machen.« Ich blinzelte, starrte ihn fassungslos an. Was hatte ich auch erwartet. »Selbst deine Entschuldigungen sind fragwürdig.«

Er fuhr sich die Haare nach hinten, »Wenn du nur mit mir reden würdest-«
»Als hättest du dich je für mich interessiert!«, zischte ich, als ich meine Wut nicht mehr unter meiner Zunge behalten konnte. Er hatte kein Recht, dass jetzt auf mich zu schieben. »Was?« die Fragezeichen in seinem Gesicht sahen von meiner Perspektive aus wie Mittelfinger. »Für dich gab es immer nur die Firma, Gwaine! Selbst als Dad Percy beinahe auf die Straße gesetzt hätte! Selbst als das mit Sam passiert ist! Es war immer nur Vivian! Immer nur Zahlen und Rechnungen!« Seine Augen weiteten sich geschockt. Als hätte er keine Ahnung von was ich redete. Meine Hände krallten sich in meine Reifen. »Vielleicht müsstest du keinen Bodyguard anheuern um zu sehen ob deine Familie noch lebt, wenn du dich ein bisschen mehr für sie interessieren würdest.« Seine Lider flatterten, bevor sein Gesicht ausdruckslos wurde. Das Pokerface eines Geschäftsmannes. Typisch. »Das ist nicht fair, Lancelot.«
»Ach nein?« furios rollte ich auf ihn zu. »Weißt du was nicht fair ist? Wenn man nicht nur erfährt das sein bester Freund ein bezahlter Schoßhund ist, sondern, dass auch der eigene Bruder einen verraten hat!« Die Worte gingen schwer in der Luft.

Gwaine fuhr sich über sein Kinn, nickte resigniert. »Ich sollte jetzt gehen.« Schnaubend wandte ich mich wieder dem Raum zu, »Tu dir keinen Zwang an.« Ich wartete auf seine Schritte, doch einzig sein Blick in meinem Nacken blieb. »Ich werde anrufen.« Stille. »Geh ran.« Selbst eine Bitte klang bei ihm wie ein Befehl. Er wurde immer mehr zu Dad.

Ich wollte gerade zu einer Antwort ansetzten, als mir das klacken der Tür verriet, dass es bereits zu spät war.

Not your Friend! [BxB]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt