Alive
The Scarlet OperaDarcy
Zitternd rieb ich mir über meine Knöchel, als ein erneuter Wind über den Hof meiner Schule wehte. Ich hatte mich auf die unterste Stufe gesetzt und versank im selbst Mitleid. Dieser Abend war eine absolute Katastrophe. Die Musik des Schulballes, die hinter mir aus den Türen drang, teilte mir mit, was ich gerade verpasste, doch ich hatte absolut keine Intention wieder dort hinein zu gehen. Nicht, nach dem was ich gesehen hatte. Kein schlechter DJ, und keine gepunschte Bowl, konnte das ungeschehen machen, was ich gehört hatte.
Ich war noch nicht mal zum tanzen gekommen, als ich zufällig Daniel Covey überhört hatte, wie er zu seinen Angeber Freunden prahlte, wie er mich rum bekommen hatte. Was grundsätzlich nicht schlimm wäre, hätte er nicht noch hinter her geschoben, dass er nur wegen dem Geld meines Vaters mit mir ausgehen wollte. Unterstützt mit dem dämlichen Lachen seiner Bros, hatte er es praktisch der ganzen Welt verkündet und nicht bedacht, dass ich in genau dem Moment hinter ihm stehen könnte. Als ich meinte, dass ich will, dass mein Leben wie ein Film ist, meinte ich nicht ein beschissenes Highschool Drama.
Verdammter Wichser! Weiß er eigentlich, wie schwer es war, Dad davon zu überzeugen, dass Daniel kein übler Kerl war? Das dieser Abend grandios werden würde? Gott, ich konnte sein „Ich habs dir ja gesagt!" praktisch schon hören! Ich fuhr mir mit meinen Händen durch die Haare, atmete tief durch. Vielleicht würde Dad auch gar nichts davon erfahren.
Wie aufs Stichwort, hörte ich das Knallen der Autotür. Onkel Lance stiefelte auf mich zu, als wäre er hier um das Gebäude niederzubrennen. Vielleicht hätte ich warten sollen, bis ich aufgehört hatte zu weinen, bevor ich ihn anrief. Ich erhob mich, als er noch ein paar Schritte vor mir entfernt war. Lance Blick lag fokussiert auf den Türen hinter mir, »Gib mir 5 Minuten und einen Namen und der Wichser wird sich wünschen-!«, bevor er seine Drohung aussprechen konnte, fiel ich ihm in die Arme. Fluchend taumelte er ein paar Schritte zurück um mit meinem Aufprall zurecht zu kommen. Meine Hände krallten sich in sein Hemd, während ich mein Gesicht in seiner Schulter vergrub. Fuck. Ich wollte eigentlich einen toughen Eindruck machen, niemanden denken lassen, dass gerade so etwas mich verletzen könnte, doch- »Danke fürs kommen.« murmelte ich heißer, während Lance mir beruhigend über den Rücken strich, »Okay, jetzt sind es 10 Minuten.«
»Ist okay,« schniefte ich und löste mich aus seiner Umarmung, »ich hab ihn meinen Drink drüber geschüttet und ihn zur Hölle geschickt.«Ein stolzes Lächeln schlich sich auf seine Züge, »Und das reicht dir?« Ich wischte mir über meine Wangen, nickte, »Fürs erste.«
»Und was mache ich dann noch hier?« Die Frage brachte mich zum Lachen. Nur Lance würde denken, dass ich ihn anrief, damit er einen grandiosen und bestimmt auch eine Spur sadistischen Rache Plan ausführte, um mich an einem Kotzbrocken zu revanchieren, der mich verletzt hatte. Und auch wenn ich wusste, dass ich es spätestens Morgen früh bereuen würde, sein Angebot abgelehnt zu haben, war das nicht der Grund warum ich ausgerechnet ihn angerufen habe.»Ich will nicht, dass Dad erfährt, dass mein erster richtiger Schulball ein absoluter Reinfall war.«, erklärte ich. Dad machte sich sowieso schon genug vorwürfe, dass meine Kindheit anders war, als die von den meisten Kindern. Er würde sicher auch noch einen Weg finden, hier die Schuld auf sich zu ziehen. Und wohl die nächsten 20 Jahre mein Liebesleben als reine Vorsichtsmaßnahme verteilten. Er würde wahrscheinlich Daniels Zukunft mit einem einzigen Anruf ruinieren. Dad neigte schon immer zu dramatischen Maßnahmen. Zu dem wollte ich nicht, dass er Recht behielt.
Lance nickte verstehend, sah dennoch nicht so aus, als wäre die Sache für ihn vom Tisch. Ich musste Schmunzeln. Ich hatte vergessen, dass auch wenn keiner der drei Moreau-Erben es jemals zugeben würde, sie sich doch alle so unheimlich ähnlich waren. Und damit meinte ich nicht nur ihre blonden Haare. Vorlaut, liebevoll, und einen Hauch wahnsinnig. Auch wenn man das auf den ersten Blick nicht annahm, war Lancelot oft der rationalste von ihnen. Ich sah das selbe wütende Funkeln in seinen Augen, dass ich nun auch in Dads Blick würde erkennen können. Doch bei Lance schien es nie außer Kontrolle zu geraten. Die ganze Welt dachte, Onkel Lance wäre dieser übergeschnappte Kerl, bei dem man nie wusste, was er als nächstes tun würde. Doch ich wusste, dass Lancelot immer, alles bedachte, analysierte, als hätte er Angst die Oberhand zu verlieren.
»Also? Beschaffst du mir ein Alibi?«, fragte ich und stupste ihn gegen die Schulter. Lance kratzte sich am imaginären Bart, »Kommt drauf an. Was kannst du zahlen?«
»Eine Ausrede, für eine von Grandpas Veranstaltungen?« Seine Augen blitzen auf, »Hoho, das ist nicht nur ein Alibi wert, dafür vergrab ich dir sogar alles was du willst in einem abgelegenen Waldstück.« Er wuschelte mir durch die Haare, bevor ich seine Hand wegschlagen konnte. Mein Blick fiel auf sein Hemd und ich verzog die Stirn. Lance trug nie ein Hemd - jedenfalls nicht so eins. Keins, dass versuchte Schick auszugehen. Erschrocken schlug ich mir die Hand vor den Mund, »Hab' ich dich bei etwas wichtigem gestört? Es tut-«
»Keine Sorge, Knirps.« er reichte seinen Ellbogen, wie als würde er mich dazu auffordern mich einzuharken, »Du hast mir praktisch meinen kostbaren Arsch gerettet.«Schmunzelnd legte ich meine Hand auf seinen Unterarm, ließ mich zu seinem Wagen führen. Lance öffnete mir gespielt dramatisch die Hintertür, doch bevor ich einstieg, drehte ich mich ein letztes Mal zum Gebäude um. Die Lichter warfen lange Schatten aus den Fenstern, »Ich bin nicht mal zum tanzen gekommen.« Lance sah mich an, als hätte ich gerade gestanden, ich hätte noch nie den Mond gesehen. »Du ... Was? Aber es ist dein erster Ball?« Seufzend schwang ich mich auf die Rückbank, »So spielt das Leben.» Ich zog die Tür zu, merkte, dass ich nicht allein im Auto saß. Auf dem Beifahrersitz saß eine junge Frau, die mich schüchtern anlächelte.
Lance schwang sich hinter das Lenkrad, starrtet den Wagen, »Scheiß auf das Leben. Dieser Abend ist nicht vorbei, bevor wir nicht alle eine verdammt gute Nacht haben!« Er raste vom Hof, sah abwechselnd zwischen uns hin und her,
»Ist das klar?«
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Not your Friend! [BxB]
Romance[Teil 2 der Not-Your-Reihe] Die Welt weiß über Lancelot Moreau nicht viel mehr, als seinen Nachnamen und die Fehler, die er begangen hat. Im Schatten seiner Brüder und hinter dem Reichtum seiner Eltern verborgen, scheint er einzig die Rolle der Entt...