Orange Juice
Noah KahanLancelot
Es war der Morgen des ersten Weihnachtsfeiertags. Brummend vergrub ich mein Gesicht in den Kissen. Ich hatte einen Kater. Einen mächtigen. Die Art, von der ich keinen mehr hatte, seitdem ich 17 war. Ich wusste, dass der Abend gestern nicht gut enden würde, aber ... ich schloss die Augen, versuchte die Szenen wieder zu vergessen. Ich war gegangen, war stundenlang im Schnee durch die Straßen New Yorks gewandert. Ich konnte überall hingegen, aber der einzige Ort, an dem ich sein wollte, lag nicht mehr in meiner Reichweite.
Und so endete ich in einem Club. Was war schon Weihnachten? Ich war nicht mal gläubig, also - Ein Scheppern ließ mich innehalten. Ich hob meinen Kopf vom Kissen und sah zur Tür. Für einen Moment dachte ich, ich wäre endgültig übergeschnappt, doch als ich dann auch noch stimmen hörte, setzte ich mich auf. Es war jemand in meiner Wohnung. Tiefes Brummen klang durch meine Tür. Und es schienen mehrere zu sein.
Panisch realisierte ich, dass diesmal kein grummliger Nachbar zu meiner Hilfe eilen würde. Ich sprang auf die Füße näherte mich leise der Tür, öffnete diese einen Spalt. Ich erkannte Silhouetten in meiner Küche und in meinem Wohnzimmer und- »Noch ein bisschen nach Links!« Darcy stand in der Mitte meiner Wohnung: ein kritischer Blick auf den Zügen, ein noch hässlicherer Weihnachtspullover am Leib und ihre Hände in den Hüften. Verwirrt öffnete ich die Türe komplett.
»Darcy? Was ...?« Und dann sah ich es: Meine Wohnung sah aus wie ein Schaufenster ab dem ersten September. Girlanden zogen sich über meine Möbel, es gab Lichterketten und Glaskugeln. Aber alles verblasste im Anbetracht des riesigen Weihnachtsbaums, den jemand in die Mitte meiner Wohnung gestellt hatte. Sam war gerade dabei ein paar Ornamente an die Zweige zu hängen, als ich den Raum betrat. Träumte ich noch?
»Frohe Weihnachten!« rief Darcy und breitete breit grinsend die Arme aus. Überfordert starrte ich in die Szenerie. »Was...?« die Worte schienen mir immer noch nicht gehorchen zu wollen. »Was wollt ihr hier? Was-?« Percy kam hinter dem Baum hervor und ich verstummte. Mein Bruder trug ebenfalls einen dieser Pullover und hatte seine Hände tief in seinen Hosentaschen vergraben. Ich erstarrte. Was wollte er hier?
Nein. Ich wollte ihn nicht hier haben. Nicht nach Gestern. Nicht nach - »Frohe Weihnachten, Lance.«, raunte er und ich schüttelte den Kopf. Er konnte nicht einfach auftauchen und so tun, als wäre nichts gewesen. »Raus.« zischte ich. »Was?«, hauchte Darcy, und kam auf mich zu. »Lancelot, warte-«
»Raus aus meiner Wohnung.« Beharrte ich und starrte Percy nieder. Ich hatte keine Ahnung was er hier wollte, aber ich war nicht scharf auf eine zweite Runde. »Warte!«, Darcy schob sich zwischen mich und die Tür meines Schlafzimmers, versperrte mir den Rückweg, »Ich weiß das ist ein ziemlicher Überfall.« Ich verschränkte die Arme, »Schlimmer als Bonnie und Clyde, Darling.«
»Aber hör dir nur an, was er zusagen hat.«Ich hob die Augenbrauen, drehte mich wieder zum Raum. Jetzt wollte er also reden, ja? Mit zusammengepressten Lippen sah ich zwischen den Beiden hin und her, »Ich brauch nicht noch mehr Vorwürfe. Also-«
»Wir sind nicht deswegen hier.« brummte Percy. »Ach nein? Was dann? Seit ihr hinter meiner Silberware her? Meinen Sammler-Pokémon-Karten?«
»Ich will mich entschuldigen, Lancelot.« raunte er. Ich sah ihn an, wusste nicht was ich darauf erwidern sollte.»Wir lassen euch mal für einen Moment allein.« erklärte Sam und verschwand mit Darcy auf meine Terrasse, ließen mich mit meinem Bruder allein. Unruhig fuhr ich mir über die Arme. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er einfach so hier auftauchten würde. Ich war nicht ich selbst, ich- Müde sah ich zu Boden. »Also eine Entschuldigung, hm?« Percy trat näher, schien tief Luft zu holen. »Ich bin Gestern zu weit gegangen.«
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Not your Friend! [BxB]
Romance[Teil 2 der Not-Your-Reihe] Die Welt weiß über Lancelot Moreau nicht viel mehr, als seinen Nachnamen und die Fehler, die er begangen hat. Im Schatten seiner Brüder und hinter dem Reichtum seiner Eltern verborgen, scheint er einzig die Rolle der Entt...