16| Ophelia

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Repeat Until Death
Novo Amor

Dean

Ich wusste mittlerweile, wer in der Wohnung neben mir wohnte. Ich kannte den Namen, das Gesicht seines Bruders, die Zeiten in denen er meistens seine Wohnung verließ und welches Chinesisches Restaurant er besuchte. Ich wusste, aus welcher Familie er stammte und was die Medien über ihn sagten. Doch als das warme Wasser seines Pools um meine Beine schwappte, war mir zum ersten Mal bewusst, dass ich keine Ahnung hatte, wer in der Wohnung neben mir wohnte.  Aber ab dem Moment, in dem er in meiner Küche stand, wusste ich, dass es bei einer Person wie Lancelot Moreau nicht bei einem gelegentlichen Sehen auf dem Gang bleiben würde. Nur hatte ich nicht erwartet, dass ich mitten in der Macht am Rande seines Pools sitzen würde. Ich wollte nie Probleme. Wenn ich eins gelernt habe, dann das mir mein Frieden wichtiger war, als alles andere. Ich fuhr mir über die Metallplättchen, die unter meinem Shirt kühl auf meiner Haut lagen. Deswegen fragte ich mich erneut, warum ich nun hier war.

Lancelot hatte seine Augen geschlossen und trieb an mir vorbei im Wasser, als wäre er völlig schwerelos. Das Licht des Pools gab ihm einen unnatürlichen Schein, der ihn fast schon surreal erscheinen ließ. »Du musst das nicht tun.« teilte er mir mit, ohne seine Augen zu öffnen. »Was meinst du?« Es gab tausende Dinge auf die diese Aussage zutreffen könnte. Ich musste seine Einladung nicht annehmen, nicht hier sitzen, nicht-  »Besorgt sein.«, murmelte er und öffnete flatternd seine Augen. Ich runzelte die Stirn, trank einen Schluck aus der Flasche. »Wer sagt, ich bin besorgt?«, wiederholte ich die Worte, die ich ihm bereits vor ein paar Tagen gesagt habe. Doch damals war es mir das Gespräch mit Dean gewesen, aber Heute ... Er gluckste wie ein Kind und ließ seine Finger über das Wasser gleiten, »Auch wenn es mein Ego sehr verletzt, bezweifele ich, dass du lediglich wegen meiner Einladung rüber gekommen bist.« Ich sah über den Pool hinweg zu den Glasfronten seiner Wohnung, »Und wenn es tatsächlich einzig wegen deines Charmes war?« Das Plätschern verriet mir, dass er näher schwamm.

»Dann würde ich es als fragwürdig einstufen, dass du betrunkene, nasse Menschen charmant findest.« Ich senkte lachend meinen Blick wieder auf hinab, merkte das sein Gesicht bald von dem Wasser verschluckt wurde. »Du bist dir deiner Situation also im Klarem?«
»Dass ich ein betrunkener Mann in einem Pool bin? Ja, durchaus.« Ich runzelte die Stirn. Als ich ihn hinter diesem Restaurant sah, hätte sogar ein Blinder gesehen, dass er praktisch neben sich stand. Doch diese Panik in seinem Blick war nun dem Rausch von viel zu viel Alkohol gewichen. Und ich wusste beim besten Willen nicht, ob das nun besser war...

Ich sendete mit meinem Bein Wellen über die Oberfläche, beobachtete wie sie über seinen Oberkörper schwappten, »Das du einen besorgniserregenden Eindruck machst.«

Sein Lächeln verschwand und sein Blick wanderte abseits. Die Art, wie er auf der Oberfläche schwamm, von dem Wasser umschlossen, als hätte es Angst, ihn ganz zu umfassen, erinnerte mich an eine Szene aus Hamlet - schrecklich traurig und schwer. Ophelia. »Wie gesagt, du musst das nicht tun.«, erinnerte er mich und ich nickte. Stimmt, ich könnte auch einfach ins Bett gehen. Es ging mich nichts an: das Gespräch seines Bruders, was genau in diesem Restaurant passiert war, nichts davon hatte was mit mir zu tun. Himmel, wir kannten uns gar nicht nur ... »Ist es verboten?« Lancelot drehte den Kopf zu mir, »Ich bin keine Person, über die man sich Sorgen machen sollte.« Ich runzelte die Stirn, »Und warum nicht?« Er antwortete nicht, schwamm stattdessen ein Stück von mir weg.

Man hörte das Nachtleben der Stadt, selbst hier oben. Daran hatte ich mich bei diesem Penthaus noch nicht daran gewöhnt. Es war so verdammt weit oben. »Erzähl mir was über dich, Dean.« forderte der Mann im Wasser und zog meinen Blick damit wieder auf sich. Es klang mehr wie eine Aufforderung als wie eine Frage. Brummend nippte ich an meinem Bier, »Ich passe.«  Lance dreht sich auf den Bauch und schwamm ein Stück auf mich zu, blieb ein paar Meter von mir entfernt stehen, versank nun bis zum Kinn im Wasser, »Wieso?« lachte er und ich drückte meinen Rücken durch. »Angst, dass das hier zu einem Date wird?« Ich hob überrascht die Augenbrauen, »Du willst also immer noch mit mir ausgehen?« Obwohl ich ihm nun schon mehr Mals klar gemacht hatte, das ich nicht interessiert an seinen Avancen war? War das hier immer noch ein Scherz? Sein Blick bekam etwas teuflisches, so dass ich jeden Moment damit rechnete, dass er mich mit in die Tiefe zog, stattdessen grinste er nur zu mir empor. »Ist es verboten?«

Not your Friend! [BxB]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt