Unknown / Nth
HozierLancelot
»Ist okay. Wir ... wir leben noch.«, flüsterte ich und versuchte meinen Puls ruhig zu halten. Seine Hand brannte sich regelrecht in meine Brust. Seine Berührung einzig getrennt von meiner Haut durch den dünnen Stoff eines Shirts. Seine Schultern hoben sich, als er schwer atmete und ich hatte Angst mich zu bewegen. Ich hatte Dean noch nie so gesehen. So schrecklich verloren in den weißen Laken des Motels. Er hob den Kopf, seine Haare streiften mein Kinn, als er mich wieder ansah. Er machte keine Anstalten zu reden, starrte mich einfach an.
Blinzelnd sah ich hinab auf seine Hand. Meine Finger lagen um seinen Arm, hielten ihn. Ich zog die Hand zurück. Zischend atmete ich ein, wollte aufstehen, »Sorry ich sollte-« Das hier ist ein intimer Moment für ihn. Meine Gedanken sollten sich nicht um das Gefühl seines Atems, das streifen seiner Haare, drehen. Er brauchte wahrscheinlich Abstand. Vor allem von mir. Ich meine- Bevor ich meine Beine aus den Laken befreien konnte, packte Dean mein Handgelenk und zog mich zurück. Bevor ich realisierte, ja, bevor ich überhaupt nach Luft schnappen konnte, krachte ich gegen seine Brust. Ich wollte ihn weg drücken mich hoch ziehen, doch er hatte einen anderen Plan. Schwere Arme schlagen sich um meine Schultern und ich hörte auf zu sein. Als würden meine Gedanken diesen Moment nicht realisieren können, als wäre er zu überwältigend für meine Synapsen, driftete mein Bewusstsein in ein unerreichbares Licht. Der Moment, in dem mich Dean Jeong umarmte, fehlten mir die Worte. »Halt...« hörte ich seine raue Stimme viel zu nah an meinem Ohr, »halt einfach still.«
Ich könnte mich nicht mal bewegen, selbst wenn ich noch wollte. Aber alles was es noch gab, war das Klopfen seines Herzens, das ich gegen meine Brust spürte, sein Atem in meinen Nacken und sein Geruch. der über mir zusammenschlug wie eine Welle. »Du kannst es mir erzählen.« raunte ich, als ich mir nicht mehr sicher war, ob die Uhren noch tickten. Sein Griff lockerte sich um mich und er lehnte sich zurück, ließ mich wieder aufatmen. »Ich weiß ich rede viel, aber ich kann auch verdammt gut zuhören. Also wenn du-«
»Wann anders mal.« meinte er und presste seine Lippen zusammen. Ich nickte, »Okay.«Und damit schien alles gesagt. Im selben Moment doch auch nichts. Das Schwarz seiner Augen huschte über meine Züge und ich war mir nicht sicher, was ich mit mir anzufangen hatte. Wann war der Moment, in dem mich die Wärme seines Blickes erdrückte? Sollte ich lieber schreiend den Raum verlassen, bevor ich ihm erneut meine unsinnigen Gefühle gestand?
»Willst du drüber reden?«, raunte er und ich verspannte ertappt. Über meine Gefühle? Laut meinem ehemaligen Therapeuten- Deans Blick wanderte an mir vorbei und ich sah über meine Schulter. Der Tisch und die Lampe. Ich hatte es mir am Fenster bequem gemacht, als ich das Bett nicht mehr ausgehalten habe. »Was?« Er meinte den Grund, warum ich noch wach war. Schnaubend schüttelte ich den Kopf. Natürlich kommt er ausgerechnet darauf zurück! »Nein.« entschied ich vehement. »Heute Nacht geht es nicht um mich, ich-« Er nahm mein Handgelenk, mit dem ich gerade meine Ablehnung unterstreichen wollte, hielt mich auf. Sein Blick ließ keinen Widerspruch zu und ich versank ein Stück tiefer in seiner Matratze. »Bitte, Lottie. Erzähl es mir.«
Ich atmete tief durch, mied seinen Blick. Ich wusste, dass er auch von sich ablenken wollte, aber das hier war nicht fair! Ich stand immer im Zentrum seiner Bedenken. Heute Nacht, würde es mir gut gehen. Seine Finger legten sich um mein Kinn, drehten mein Kinn zurück zu ihm, »Du ...« Die Luft blieb mir im Hals stecken. »Das kann nicht gesund sein.«, behauptete er, als wäre ausgerechnet er das Beispiel von mentaler Gesundheit! Doch ich konnte seine Worte kaum verstehen, seine Hand war wie ein Waldbrand auf meiner Haut. Verzweifelt sah ich ihn an, doch seine Finger hielten mich fest. Bei ihm. Ließen mich nicht entkommen. Weder meine Lügen noch meinen Blick. »Mir geht es gut, okay!«, zischte ich. Deans Augen verengten sich, »Lancelot.«
Fucking Shit. Ich war mir sicher, dass ich Dean die düstersten Ecken meines Kopfes vor seinen Füßen ausbreiten würde, sollte er sich bereit erklären, seine Finger weiter auf meinem Kinn ruhen zu lassen, so wie er es gerade tat. Wenn er meinen Namen weiterhin flüstern würde, wie in diesem Moment. Wie als würde ich ihn zum ersten Mal hören. Ich dachte, ich wüsste, was es hieß, gehalten zu werden. Ich dachte, ich wüsste, wie mein Name klingen sollte. Doch dann traf ich Dean.
Und nun war ich es, der ergeben seinen Kopf nach vorne fallen ließ. »Ich habe Angst davor einzuschlafen.« Das wusste er. Wir hatten bereits darüber gesprochen. Aber ... Ich schluckte schwer. Das war nicht alles: »Ich kann die ... Die Dinge nicht kontrollieren wenn ich schlafe.« Es fühlte sich an, als würde ich mich selbst wieder etwas überlassen, dass mich bereits schon mal beinahe nicht wieder her gegeben hätte. »Kann mich nicht mehr kontrollieren.«, presste ich hervor. Und davor hatte ich am meisten Angst. Die Panik bereits in der Kehle spürend, sah ich zu ihm auf, »Ich wache oft auf und weiß nicht mehr wer ich bin. Oder wo. Und ... und ich-« Ich vergesse, dass ich noch lebe. Ich will mich nicht länger tot fühlen. Als wäre ich nicht mehr hier. Nicht wirklich.
»Ich verstehe.«, raunte er und etwas, das an ein Lächeln erinnerte, trat auf seine Lippen. Er verstand. Müde fuhr er sich die Haare nach hinten, schien zu zögern, »Nachdem ich zurück war ... da konnte ich kaum eine Nacht durchschlafen. Nicht das ich es heute könnte, aber damals war es so ziemlich jede Nacht.« Ohne darüber nachzudenken, griff ich nach seiner Hand. Sein Blick glitt hinab, als er weiter redete. »Immer wenn ich aufgewacht bin, hatte ich keine Ahnung wo ich war. Ich dachte ... ich denke immer noch, ich wäre wieder dort. Ich wäre wieder derselbe wie in jener Nacht.« Ich atmete tief ein. Auch er kannte den Tod. »Und dennoch kannst du einfach so einschlafen?« Seine Mundwinkel zuckten, als sein Daumen über meinen Handrücken fuhr.
»Ich weiß, dass ich mich immer wieder daran erinnern werde. Daran, dass ich überlebt habe.« Ein Kloß bildete sich in meinem Hals, »Ich... Ich weiß nicht ob ich das auch kann.« Dean löste seine Hand aus meiner, hob sie stattdessen zu seinem Hals, zog etwas hervor. Ich sah das Schimmern des Metals, das durch die schummrige Dunkelheit des Raumes blitzte. Dean zog sich die Kette über den Kopf. »Hier.« Vorsichtig zog er sie stattdessen mir über, bevor ich überhaupt realisierte, was genau er da machte. »Was?«, piepste ich und strich überfordert über die Metallplättchen. Über die Gravur, die so viel mehr hielt als nur einen Namen. Dean Jeong. Er zog seine Hand zurück, ließ seinen Besitz um meinen Hals zurück. »Vielleicht hilft es dir. Mir hat es das.«
»Deine Tags.« verständnislos sah ich zu ihm auf.
»Eine Erinnerung.«, verbesserte er. Vorsichtig fuhr ich über den kühlen Rand. Es war ein Gewicht, an meiner Brust. »An deinen charmanten Hintern?« scherzte ich und entlockte ihm ein Schnauben.Er strich mir eine Haarsträhne aus der Stirn, »Daran dass ich direkt neben dir bin, wenn du Angst hast. Oder solltest du vergessen wer du bist.« Meine Hand schloss sich um die Platten, meine Lippen zitterten verräterisch. »Dean-« Sein Blick erstickte jeden Widerspruch im Keim. »Ich pass auf dich auf, Moreau.«
Ich sollte so etwas nicht behalten. Sollte es ihm zurück geben. Aber ich war egoistisch. Und nun würde ich wenigstens seinen Namen mein nennen können. Und so nickte ich nur, »Danke.« Dean tippte mir gegen die Stirn, bracht meinen Kopf damit wieder nach oben, »Ich schätze mal, wir werden nicht mehr viel schlafen in dieser Nacht, hm?« Ich lachte auf, »So wie du das sagtest, klingt es als würden wir-« Schnaubend stupste er mir gegen meine Schulter, bevor ich meine zweideutige Anspielung beenden konnte. Lachend ließ ich mich nach hinten auf die Matratze fallen.
»Weißt du was das schönste nach einer langen Nacht ist?« fragte er und legte sich neben mich. Ich drehte meinen Kopf zu ihm, wartete auf die Antwort. Dean sah ebenfalls zu mir hinüber, ein wissendes Lächeln auf den Lippen,
»Der Sonnenaufgang.«
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Not your Friend! [BxB]
Romantik[Teil 2 der Not-Your-Reihe] Die Welt weiß über Lancelot Moreau nicht viel mehr, als seinen Nachnamen und die Fehler, die er begangen hat. Im Schatten seiner Brüder und hinter dem Reichtum seiner Eltern verborgen, scheint er einzig die Rolle der Entt...