14| Goldjunge

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The Family Jewels
MARINA

Lancelot

Ich lehnte mich über den kleinen Tisch auf dem das allmächtige Buch der Reservierung lag, trommelte mit meinen Fingern auf den Seiten. »Moreau.«, wiederholte ich, da die junge Kellnerin mich nicht verstanden zu haben schien. Perplex blinzelte sie, blätterte erneut in dem Buch, bevor sie mich ausgehend musterte. Ihr Blick fiel vielsagend auf mein ausgefranstes Lego-Batman T-Shirt hinab zu meiner fragwürdigen Jeans und wieder zurück zu meinem absolut charmanten Lächeln. Ich stützte meinen Kopf auf meine Handfläche blinzelte selbstbewusst naiv zu ihr hinauf, »Lancelot Moreau.«

Am Ende hatte ich wirklich keine Wahl gehabt. Wenn man eins über meine Mutter wissen musste, dann das sie immer ihren Willen bekam. Und mir war bewusst, dass ich mich dem hier Fehler oder später würde stellen müssen. Ich hoffte nur sie würde Gnade walten lassen, und das ganze schnell über sich bringen.

Das Lokal in das mich meine Mutter bestellt hatte, sah genauso versnobt aus, wie ich es mir vorgestellt habe. Doch ich hatte wichtigere Dinge zu tun, als mich für eine Predigt herauszuputzen. Zudem besaß ich nicht mal einen Anzug, so wie anscheinend jeder andere Gast in diesem, verdammt dunklen, Speisesaal - waren reiche Menschen allergisch gegen Licht? Die junge Frau, sah sich unruhig um, schien sich unsicher zu sein, ob sie mich wirklich herein lassen sollte. Ich hoffte, sie würde mich geradewegs wieder vor die Tür setzen, »Sir, ich bin mir nicht sicher-«
»Hören Sie zu, Polly Pocket. Ich habe absolut kein Problem damit, wenn Sie mir gleich hier und jetzt Hausverbot erteilen, oder so etwas. Nur müssen Sie dann leider meiner herz-allerliebsten Mutter erklären, warum ich nicht erscheine. Und da sie wahrscheinlich fest davon ausgeht, heute Abend jemanden verbal in Stücke zu zerreißen, würde ich Sie nur ungern dem Biest an meiner Stelle opfern.« Ich fuhr mir die Haare nach hinten, legte den Kopf schief. »Verstehen Sie was ich meine?«

Zögerlich nickte sie und sah sich noch ein letztes Mal um, »Bitte folgen Sie mir, Sir.«
»Aber mit der allergrößten Missgunst, Ma'am.«

***

Es war ein kleiner Tisch am Rande des Restaurants. Ein wenig abgeschottet in einer Ecke, wahrscheinlich um den Schein von ein wenig Privatsphäre zu erschaffen. Dass und die ewig steife Haltung meiner Mutter, verrieten mir genau, was mir nur bevor stehen wurde. Ich begegnete ihrem Blick, als ich vor dem Tisch zum stehen kam, »Hallo, Mom.«

Lorelai Moreau - eine Frau, die genauso reich wie steif war- ließ ihren Blick über den Rand ihrer Lesebrille zu mir hinauf wandern. »Ich habe nicht damit gerechnet, dass du tatsächlich auftauchen würdest.« Eine Stichelei, die mich wahrscheinlich treffen sollte, doch ich machte keinen Hehl daraus, dass ich nicht wirklich freiwillig hier war. Aber nachdem sie mir selbst den höchst beschäftigten Gwaine auf den Leib gehetzt hatte, war mir klar das es ernst wurde. Ich vergrub meine Hände in meinen Hosentaschen, ließ meinen Blick demonstrativ durch das Restaurant wandern. »Ist das jetzt deine Art Hallo zu sagen? Hast du das in Paris gelernt?« Ich wusste nicht, aus welchem europäischen Land, sie gerade erst zurück gekommen war, oder auf welcher Modemesse, sie sich herum getrieben hatte, doch ich schätzte mal, das Frankreich keine schlechte Schätzung. Mom hatte Europa uns schon immer vorgezogen.

Seufzend sah sie wieder hinab auf die Speisekarte, deutete auf den freien Platz ihr gegenüber, »Setz dich doch, bitte«
»Wieso? Dauert das hier länger?« Sie ließ die Karte, bereits unheimlich erschöpft, auf den Tisch sinken, »Lancelot

Wir lieferten uns ein kleines Blickduell, von dem wir beide wussten, dass ich verlieren würde. Ergebend setzte ich mich. Ein Kellner brachte uns teuer aussehenden Wein, den ich nicht trinken würde, während meine Mutter die Gerichte auf der Karte zu studieren schien. Ich wusste nicht, ob es eine kleinliche Bestrafung war, aber ihr Schweigen machte mich unruhig. Mom hatte immer etwas zu sagen. Sei es über meine Klamotten, meine Frisur oder mein Leben. Ich kaute auf meiner Lippe, beobachtete wie sie umblätterte. Wie viele Seiten konnte eine Speisekarte haben? »Du bist alleine hier.«, brachte ich schließlich hervor und sie hob den Blick, sah mich über den Tisch hinweg an. »Hast du mehr erwartet?«

Not your Friend! [BxB]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt