09| Verkuppler

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Oceans Away
A R I Z O N A

Aurora

Besorgt sah ich über den Sitz hinweg, zu dem jungen Mädchen, dass Lancelot gerade eingesammelt hatte. Darcy Moreau. Ich kannte ihren Namen - jeder kannte den, nachdem ihr Vater ihre Existenz erst 12 Jahre nach ihrer Geburt, wie ein großes Geheimnis, enthüllt hatte. Ich konnte mich noch an den Morgen erinnern, an dem mein Vater über Percival Moreau geschimpft hatte - wie konnte eine Familie wie die Moreaus nur zulassen, dass ihr Teenager-Sohn jemanden schwängert? Und es dann auch noch vertuschen! Eine Unverschämtheit! Ich hatte nur schweigend meinen Tee getrunken, mir verkniffen zu sagen, dass Vater Mom ebenfalls nur wegen mir heiraten musste.

Ich hatte sie schon oft an der Seite ihres Vaters gesehen, doch am heutigen Abend, saß Darcy verheult und in einem zierlichen Kleid auf der Rückbank des selben Wagens in dem mich Lancelot ebenfalls gestopft hatte. Der Blick des Mädchens fand meinen. »Du bist Miss Mahelona, oder nicht?«
»Miss Mahelona?«, prustete Lance, »Das klingt, als wäre sie kurz vor ihrer Rente! Das ist Rory.« Ich runzelte bei meinem alten Spitznamen die Stirn. So hatte mich seit Jahre niemand mehr genannt. »Hi,« raunte ich eine Spur zu leise. Darcy sah zwischen uns hin und her, »Rory, also.« Der Tonfall ihrer Stimme verwirrte mich, doch erst als Lance ermahnend in den Spiegel sah, wusste ich was sie andeutete, »Ich stop dich gleich hier, Darce: Ich bin immer noch stock schwul und Rory ist verlobt. Versuch gar nicht erst zu kuppeln!« Schnaubend stieß sie die Luft aus den Wangen, »Wieso bist du auch so langweilig! Du wärst schon längst verheiratet, würdest du mir nur ein Stück vertrauen.«
»Du bist furchtbar im verkuppeln.«

Empört lehnte sie sich ein Stück vor, sodass sie zwischen uns und den Sitzen hing, »Ah, Blasphemie! Wir wissen beide, dass meine Wandschrank-Aktion damals, der einzige Grund ist, warum Dad jetzt einen Ehemann vorweisen kann!« Lance brach in schallendes Gelächter aus, während ich fragend zwischen den beiden hin und her blickte, »Ach, bitte! Hätte ich Percylein nicht auf der Party provoziert, dann-!«
»Da waren sie doch schon längst zusammen, Schwachkopf!«
»Wie auch immer.«

Grummelnd ließ sich Darcy zurück plumpsen, »Ihr seid also nicht zusammen? Und auch keine Gefühle?« Ich und Lancelot wechselten einen knappen Blick. Ich hatte mal gesehen, wie Lance mit seinen Füßen eine heruntergefallene Pommes aufgehoben hat, um sie anschließend zu essen. »Gott, nein!«, rutschte es mir eine Spur zu schnell hinaus. Er hob die Augenbrauen, verneinte dann aber ebenfalls.

»Lance hat mir nur vor einem schrecklichen Abend gerettet.«, erklärte ich und drehte mich nach vorne. Darcy grinste, »Ah, dann sind wir schon zu zweit. Aber,« Lance setzte den Blinker, bog in eine Richtung ab, die uns alle zu verwirren schien, »wohin fahren wir jetzt eigentlich?« Er lächelte auf eine Weise, die mir Sorgen bereitete, »Ich hab' doch gesagt, ich sorge noch dafür, dass wir einen guten Abend haben werden. Ich zeig auch jetzt mal, wie es ist, ein wenig Spaß zu haben.«

•••

Erschrocken starrte ich auf das Gebäude, das sich vor uns auftat. Oh, nein. Das war eine ganz ganz dumme Idee. »Ein Nachtclub?«, fragte ich fassungslos und blieb mitten auf der Straße stehen. Lance hatte seine Hände in seinen Taschen vergraben, und schlenderte unbekümmert auf die Schlange zu, die sich bereits vor dem Eingang aufgebaut hatte. Als er nicht reagierte, eilte ich an seine Seite, »Du willst doch nicht-?«
»Entspann dich, Sweetie. Das wird lustig!« Da war ich mir nicht so sicher. Ich war bereits 24, doch ich hatte noch nie einen Club von innen gesehen. Ich beäugte den Schriftzug. Selbst wenn ich jemals in die Situation käme, dass mir ein Besuch gestattet wäre, wäre dieser Laden bestimmt nicht das Establishment das ich betreten würde. Das hier ... sah nicht ganz jugendfrei aus. »Ist Darcy nicht noch ein bisschen zu jung hier für?«, raunte ich und spähte zu dem jungen Mädchen hinüber. Ihre Augen waren geweitet auf die Fassade gerichtet, ein aufgeregtes Funkeln in ihrem Blick, das mir verriet, das sie da anderer Meinung war. Lancelot stieß mir aufmunternd in die Seite, »Keine Sorge, ich habe praktisch meine halbe Jugend hier verbracht!« Das war nicht gerade beruhigend.

Not your Friend! [BxB]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt