RUNNING
NFLancelot
Ich wusste, dass er da war. Es war spät. Die Besuchszeiten waren vorbei. Die Schwester hatte die letzte Runde des Abends gedreht. Und doch stand ein Schatten vor meiner Tür. Ich wusste, dass er es war.
Der einzige, der mich noch nicht besucht hatte.
Es war spät und ich war nur durch Zufall wach geworden. Hatte den Schatten bemerkt, dachte zuerst, es wäre nur meine Vorstellungskraft. Aber der Schatten blieb. Ich dachte schon, er würde für immer vor der geschlossenen Tür stehen bleiben, als sich endlich die Klinke bewegte. Kaum merklich hielt ich die Luft an. Dean.
Seine Silhouette war düster im Kontrast zu dem kühlen Licht der Flure. Ein verlorener Umriss. Als wäre er ein Vampir, zögerte über die Schwelle zu treten. »Du kannst ruhig reinkommen.« murmelte ich in mein Kissen. Er zuckte zusammen, schien zu zögern, doch dann trat er ein paar Schritte in den Raum. Sein Gesicht enthüllte sich ein wenig, als er vor meinem Bett in gebührenden Abstand stehen blieb. Sein Blick klebte am Boden, als könne er ihn nicht zu mir heben.
»Dean.« Da. Da war er. Sein Blick, geweitet, suchend, flehend. Ich nickte zu dem Stuhl der nun leer in den Schatten stand. Stöhnend streckte ich mich nach der Lampe, versuchte sie zu erreichen. Dass schien endlich das Leben in ihn zurückzubringen. Mit schnellen Schritten, eilte er zur Lampe, knipste sie an, bevor ich mich weiter abmühen musste. Dankend sah ich zu ihm auf, sah seine Züge nun im warmen Licht der Lampe. Er sah ... müde aus. Müder als ich mich fühlte. »Willst du dich nicht setzten?«
Sein Blick flirrte zum Stuhl, »I-Ich sollte nicht...«
»Hast du Hämorrhoiden?« Perplex blinzelte er. »Nein? Dann setz dich endlich.« Zögerlich folgte er meinen Worten. Sein Blick flirrte über mein Gesicht, seine Lippen waren einen Spalt geöffnet, wie als würde ihm etwas auf den Lippen liegen. Er schien etwas zu suchen. Ich nutzte sein Starren als Vorwand, ihn ebenfalls zu betrachten. Dichte schwarze Haare, dunkle Augen und- »Du blutest.« Ein kleiner roter Tropfen zog sich über seine Schläfe. Bevor ich wusste was ich tat, legte ich meine Hand an seine Wange wischte sie ihm weg. »Du bist verletzt.«Sein Blick zerfiel, schien zu schmelzen in meiner Hand. Deans Kopf sackte in meine Handfläche, seine Hand legte sich auf meine, hielt mich an Ort und Stelle. Zittrig atmete ich ein. Oh man... »Ich dachte... Ich dachte ich hätte dich verloren.« die Tiefe seiner Stimme war durchzogen von etwas Brüchigem. »Hast du nicht.« versicherte ich. Seine Hand verspannte sich um meine. »Du hast ziemlich lange gebraucht. Um hier aufzutauchen, meine ich.« änderte ich das Thema und zog vorsichtig meine Hand zurück. Seufzend stützte er seine Ellbogen auf seine Schenkel, senkte den Kopf, »Ist es wegen dem Unfall? Weil du denkst, dass es deine Schuld ist?«
»Es ist meine Schuld.« beharrte er, sah mich zwischen den Strähnen seiner Haare hindurch an.Er sah aus, wie ein kleiner Junge. Sein Blick hilflos auf der Suche nach etwas. Ich denke, er war auf der Suche nach mir. Sanft schüttelte ich den Kopf, »Das denke ich nicht.« Darcy hatte mir erzählt, dass ein LKW uns die Vorfahrt genommen hatte. Es gab nichts, was er hätte tun können. Deans Kiefer knirschte, »Du... du kannst dich wirklich nicht erinnern?« Ein weiteres Kopfschütteln. Das stimmte nicht ganz. Es kam Bruchhaft. Es waren Blitze von Szenen. Gefühle. Aber nichts, was Sinn ergab. Nichts was ich ihm von mir geben könnte. Ich war nicht der, den er suchte.
Dean sah hinab zu seinen Händen, seine Schultern zerdrückt von meiner Wahrheit, »Aber Darcy hat mir erzählt, wir sind ... Freunde?« Das Wort kam mir seltsam schwer über die Lippen. Wir hatten mehr als ein Jahr miteinander verbracht und dennoch schien Freunde nicht der richtige Begriff zu sein. »Yeah.« nickte er schwerfällig. Ich starrte ihn an. Dean Jeong. Ich griff nach seine Hand, nahm sie in meine, ließ meinen Daumen über seine Handfläche wandern. »Aber das glaube ich nicht.« gestand ich flüsternd. Sein Kopf schnellte nach oben, seine Stirn in verzweifelten Falten, »Lottie.« Beruhigend drückte ich seine Hand. Er verstand es falsch. Ich atmete tief ein, zwang mich ihm in die Augen zu sehen.
Seitdem ich aufgewacht war, schien alles so verwirrend. Alles so fremd. Aber das hier? Dean? Dean schien Sinn zu ergeben. »Ich glaube... « flüsterte ich. »Ich glaube, ich liebe dich.«
Er schloss die Augen, gequält, sein Gesicht voll mit einem verzerrendem Schmerz. Als hätte ich ihm gesagt, dass die Welt enden würde. Als hätte ich das grausamste Ende der Menschheit prophezeit. Er lehnte seine Stirn nach vorne, sackte gegen meinen Handrücken, »Nicht, ich- du weißt nicht-« Sachte strich ich ihm über die Stirn, durch seine dichten Haare. »Aber ich kann es fühlen, Dean.« Es war das einzige, was wirklich wahr schien in einem Nebel aus tausenden Fragen. Lachend stieß ich die Luft aus den Lungen.
»Und wenn ich dich liebe, wenn ich mich nicht mal an deinen Namen erinnern kann, dann kann ich mir nicht mal vorstellen, wie es sich anfühlen muss, dich zu kennen?« Meine Fingerspitzen strichen über die Falten in seiner zerrissenen Mimik, »Du solltest mir das nicht sagen.« Wahrscheinlich nicht. Ich war ein Unfallopfer auf Medikamenten und im Halbschlaf. Ich war definitiv nicht, die zuverlässigste Quelle. Dennoch. »Wieso nicht?« Dean antwortete nicht, klammerte sich lediglich an meine Hand, hielt sie an seinem Gesicht. Seufzend legte ich den Kopf schlief, »Hast du mir weh getan?«
»Schrecklich.« gestand er und presste seine Lippen auf meine Knöchel. Ich verstand, »Und kann ich dir nicht vergeben?«
»Du solltest es nicht tun.« raunte er. So schlimm also?Fluchend sah ich an die Decke. Ich würde das wahrscheinlich bereuen, aber ich wollte nicht wissen, warum ich ihn nicht haben wollen sollte. Warum ich ihn stattdessen hassen sollte. Denn warum sollte ich, etwas so dürstetest spüren, wenn ich einen weitere Nacht in der Sanftheit dieser Wärme verbringen konnte? »Hm, aber ich kann mich nicht erinnern, also...« ich zog das Wort in die Länge. Morgen war für die Wahrheit noch immer Zeit. Dean lehnte sich zurück. Ich sah die Hoffnung in seinem Blick, den Kampf, die Reue. »Lottie, ich-«
»Bleibst du bei mir?« fragte ich, bevor ich kneifen konnte. Seine Atmung stockte. »Ich habe Angst einzuschlafen.« gestand ich und versuchte so cool zu wirken, wie ich es in einem Krankenbett hin bekam. Seine Mundwinkel zuckten, »Ich weiß.«Dean stand auf, schien ein letztes Mal zu zögern. Doch als ich an seinem Ärmel zupfte, schien er auch seine letzten Vorwände über Bord zu schmeißen. Vorsichtig legte er sich neben mich schlang sachte seine Arme um mich. Grinsend kuschelte ich mich an seine Brust, spürte seine Lippen an meiner Stirn. »Ich werde dich beschützen.« murmelte er mehr zu sich selbst. Ich lächelte,
»Ich weiß.«
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Not your Friend! [BxB]
Любовные романы[Teil 2 der Not-Your-Reihe] Die Welt weiß über Lancelot Moreau nicht viel mehr, als seinen Nachnamen und die Fehler, die er begangen hat. Im Schatten seiner Brüder und hinter dem Reichtum seiner Eltern verborgen, scheint er einzig die Rolle der Entt...