Black Friday
Tom OdellLancelot
Ich stieß meine Atemwolke in die Kühle Herbstluft, roch den Rauch der sich immer um diese Jahreszeit in die Atmosphäre mischte. »Was machen wir hier draußen?« forderte ich zu wissen, als er mich immer weiter in den Garten des Anwesens schob. Er schwieg, schob einfach den Rollstuhl tiefer in die Grünfläche. Seit Minuten war er nun schon so. Wie ein Mann auf einer Mission, hatte er mir meine Jacke zu geworfen, um mich anschließend hier nach draußen zu schleppen.
Der Rasen unter uns war nass, aufgeweicht und ich hatte das Gefühl wir würden immer tiefer in die Erde sinken. Seit ein paar Tagen war Dean nun wieder ein bezahlter Teil meines Lebens und ich hatte es geschafft, jegliche Konversation mit ihm zu vermeiden. Doch nun waren wir hier draußen. Allein. Nur wir zwei. Warum waren Leute im Rollstuhl auch so leicht zu verschleppen? Ich spähte zurück zum Anwesen, fragte mich, ob mich jemand hören würde, sollte ich nach Hilfe brüllen. Er parkte mich unter einem Baum und trat an mir vorbei, als wäre er lediglich hier um die Natur zu beobachten. »Dean?« Er drehte sich zu mir um, vergrub seine Hände in seinen Jackentaschen.
Skeptisch musterte ich ihn. Er streckte den Kopf kurz in die Sonnenstrahlen, bevor er fast schon vorfreudig zu mir hinab blinzelte. »Mir gefällt dieses Grinsen nicht.« stellte ich klar. »Wir genießen den Herbst.« Wir genossen schon mal gar nichts! Frierend rieb ich mir über die Arme, sah mich um. Der Garten des Anwesens war eine riesige Grünfläche einzig durchzogen von ein paar gigantischen Eichen, die ihre Blätter bereits großteils wie ein oranges Mosaik auf dem Boden verstreut hatten. »Es ist eiskalt hier draußen.« raunte ich und sah hinab zu meinen Rädern die bereits in der nassen Erde versanken. »Und schlammig.«
Dean schwieg, atmete nur tief durch, als hätte er mich tatsächlich aus meinem wohlig warmen Zimmer gezerrt, damit er ein bisschen frische Luft atmen konnte. »Ich will wieder zurück.« stellte ich klar. Dean rührte sich immer noch nicht. Frustriert versuchte ich mich selbst zurückzurollen. Ich zerrte an den Griffen, doch ich bewegte mich keinen Zentimeter vor. Stattdessen waren meine Finger nun ebenfalls überzogen mit Schlamm. Genervt sah ich wieder zu ihm auf, »Hallo? Hast du mich gehört?«
»Klar und deutlich.« erbarmte er sich endlich mit mir zu reden. Er zog seinen Schuh über die matschige Oberfläche, schob ein paar Blätter hin und her, als wäre er gelangweilt. Dieser-?! Frustriert stieß ich die Luft zwischen meinen Zähnen hervor. Ich hatte nicht den Nerv, geschweige denn die Energie, ihn anzuschnauzen. »Ich komm hier nicht alleine voran, also könntest du- «
»Nein.« Ich hörte auf an meinen Rädern zu zerren und sah verblüfft zu ihm auf. Hatte ich das richtig verstanden? »Nein?«Er schnaubte, als wäre das lustig, sah zu mir und meiner Situation hinab. Ich wollte ihm gerade sagen, dass es meine Familie war, die ihm seine warmen Duschen finanzierte und er gefälligst etwas sinnvolles mit seiner Zeit anfangen sollte, als er er mir bereits den nächsten Brocken Schamlosigkeit an den Kopf schmetterte: »Du steckst ziemlich tief fest. Wenn du zurück möchtest, sieht es so aus, als würdest du laufen müssen.«
Ich blinzelte zu ihm auf. Verstand nicht, wie viel Bullshit eine Zunge fabrizieren konnte, bevor sie einem abfiel. »Ist das ein beschissener Witz?« Ich deutete an mir hinab. Ich hätte schwören können, dass Dean Jeong ebenfalls an dem Unfall beteiligt war, der mich hier her gebracht hatte, aber vielleicht hatte ich mich auch nur gewaltig geirrt. Anders konnte ich es mir nicht erklären. »Ich hab' zwar die letzten Tage oft an deinem Dickschädel gezweifelt, aber ich dachte dass du wenigstens verstehst, für was ein Rollstuhl notwendig ist!« Er sah schweigend auf mich hinab, was mir meinen Zorn nur weiter den Magen versengen ließ. »Ich kann nicht laufen, Dean!« rief ich ihm entgegen, damit es selbst er begriff.
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Not your Friend! [BxB]
Romansa[Teil 2 der Not-Your-Reihe] Die Welt weiß über Lancelot Moreau nicht viel mehr, als seinen Nachnamen und die Fehler, die er begangen hat. Im Schatten seiner Brüder und hinter dem Reichtum seiner Eltern verborgen, scheint er einzig die Rolle der Entt...