Crazy
Nothing But ThievesLancelot
Ich dachte, ich wäre drüber hin weg. Ich dachte, ich würde es endlich vergessen können. Ihre Hände. Das Gefühl. Doch es hatte sich eingebrannt. Es würde mich niemals verlassen. Ich japste nach Luft. Niemals. Ich wäre niemals frei. Nie. Ich - Taumelnd stieß ich eine der Türen auf. Ich wusste nicht wo ich war, oder wo ich hin lief. Mein Kopf wusste nur, dass ich weg musste. Weit weg. Dort wo man mich nicht mehr finden würde. Nicht mehr berühren konnte.
Ich schlang meine Arme um mich, versuchte verzweifelt mich selbst aufrecht zu halten. Doch ich zitterte. Meine Atmung. Meine Knie. Es fühlte sich an als würde ich langsam zerfallen. Ich war nur noch Stücke. Und keiner davon funktionierte. Mein Blick war verschleiert, als ich immer und immer wieder versuchte Luft zu holen. Meine Lungen pfeiften. Spiegel. Ich sah mich selbst. Meine fahle Gestalt sah mich in tausend Versionen an. Keine davon war frei. Tausende rot unterlaufende Augen starrten mir entgegen. Ich krallte meine Hände an meinen Hals. Ich spürte meine Finger. Sie gruben. Tief, so tief, in meine Haut. Als würden sie einen Weg suchen Luft in meine Lungen zu bekommen. Es war meine Schuld. Alles war meine Schuld.
Es war wie damals. Ich würde wieder sterben. Und diesmal würden sie mich nicht retten können.
Ich schlang meine Arme um mich. Doch es hörte nicht auf. Ich krallte mich in meine Haare. Es sollte aufhören! Es sollte alles einfach aufhören! Ich wollte, dass sie verschwand! Ich wollte sie wegwaschen! Vielleicht hätte ich mich wehren sollen. Wenn ich anders gehandelt hätte...! Wenn ich es früher jemanden gesagt hätte...! Oh Gott! Ich spürte sie. Hände. Tausend Hände. Als würden die Spiegelbilder nach mir greifen. An meiner Haut zerren, bis sie nachgeben würde. Reißen würde. Bis nichts mehr von mir übrig war, als die verschandelten Knochen. »Bitte!« krächzte ich.
Sie würden es nicht verstehen. Sie würden es nie verstehen. All die Nächte umsonst. Am Ende war ich immer nur dieser hilflose Junge. Vielleicht hätte ich damals sterben sollen.
•••
Dean
Mit schnellen Schritten folgte ich Lance. Ich wusste nicht was los war. Aber sein Blick... Ich rief seinen Namen, während er die Gänge entlang jagte, als würde er vor etwas davon laufen. Doch er schien mich nicht zu hören. Blindlings sties er eine Tür auf und taumelte regelrecht in den leeren Raum. Seine Röcheln hallte von den Spiegeln des Trainingsraums wieder, als er blindlings in die Mitte des Raumes hastete. »Lancelot! Was ist los?« Hilfos streckte ich die Arme nach ihm aus. Er machte mir Angst. Ich wusste nicht, was passierte. Was mit ihm nicht stimmte. Wie ich ihm helfen konnte.
Sein Blick war überschwemmt von Tränen. Er schien mich nicht zu sehen. Ein elender Laut entkam ihm, als er sich krümmte. Binnen Sekunden war ich bei ihm, stand vor ihm. Hilflos. So schrecklich hilflos. »Lottie?« Vor ein paar Minuten war noch alles gut gewesen, also wieso ...? »Es geht mir gut! Es geht mir gut!« Rief er und wich ein paar Schritte von mir zurück, fuhr sich immer und immer wieder über die Arme. Ich runzelte die Stirn, streckte meinen Arm nach ihn aus, »Das sieht aber nicht so aus. Vielleicht sollten wir-« Er wich zurück, zuckte zusammen, »F-fass mich nicht an!« Seine Stimme war schrill - ängstlich. Ich erstarrte. Mein Arm leblos in der Luft. Lance presste die Augen zusammen, fuhr sich weiterhin fanatisch über die Arme, »Bitte, fass mich nicht an!« wiederholte er diesmal leiser. »Ich... Ich kann nicht-! Ich-!« Ich hob die Hände, wie um ihn zu zeigen, dass es okay war. Dass ich nicht versuchen würde, ihn berühren. »Ist okay. Atme, okay?« Seine Brust hob und senkte sich viel zu schnell. Ich tat es ihm vor. Holte tief Luft. »Du musst atmen, Lottie!«
Ich hörte wie die Tür erneut aufgerissen wurde. Ich musste mich gar nicht umsehen, um zu wissen wer da hineingestürmt war. Lance zuckte zusammen. »Was ist los?« zischte Percy, sah mit geweiteten Augen zu Lance, der weiter zurück wich. »Was-?«
»Bitte geh.« krächzte Lance und sorgte dafür für noch mehr Unverständnis. »Du solltest wirklich gehen.« wiederholte ich ebenfalls. Percy's Stirn legte sich in tiefe Furchen, als er verwirrt zwischen uns hin und her sah. »Lance, du-!«
»Er hat eine beschissene Panikattacke, okay?« zischte ich. Percival wurde blass. Normalerweise würde ich nicht wagen so mit ihm zu reden. Doch gerade war mir das sehr egal. »Das letzte was er braucht ist ein verdammtes Publikum! Also geh wieder zurück! Geh zu deiner Tochter und-! Und zu so als wäre alles in Ordnung!« Sein Blick lag wieder auf seinem Bruder, dessen Keuchen immer abgehakter kam. Als wäre jeder Atemzug schmerzhaft. »Lance, was soll ich-!« Ich schob mich zwischen sie, versperrte Percys Sicht. »Ich kümmer' mich um ihn!«Vielleicht waren es meine Worte, oder mein Blick. Vielleicht war es auch Lancelots Wimmern, doch Percy tat um was ich ihn bat. Zögerlich ließ er uns allein. Augenblicklich wandte ich mich zu ihm zurück, »Hey.« Ich blieb vor ihm stehen, suchte seinen Blick. Zittrig fuhr er sich durch die Haare, begann auf und ab zu gehen. »Ich weiß, es ist schwer, aber du musst jetzt versuchen dich zu beruhigen, sonst-«
»Ich- Ich kann das nicht mehr, Dean!«, krächzte er zwischen zwei angestrengten Atemzügen. Ich presste die Lippen zusammen, verband die Angst aus meinem Blick. »Doch. Doch du schaffst das.«
»I-ich dachte ich würde nie wieder-!« Sein Gesicht verzerrte sich schrecklich, bevor er den Kopf in den Nacken warf, seine Handballen gegen seine Augen drückte. »Oh Gott!«Ich streckte meine Finger nach ihm aus, hielt mich erneut auf. »Erzähl es mir.« flehte ich, während seine Hände sich in den Stoff seines Shirts krallte. »Oh Gott. Nicht Darcy. Sie darf nicht...! Ich muss sie beschützen! Ich darf nicht zulassen...!« Ich ließ ihn nicht aus den Augen, während seine Schultern immer mehr verspannten. »Darcy. Geht es gut. Es geht ihr gut, okay? Du musst sie nicht beschützen.« Panisch schüttelte er den Kopf, »Nein! Du verstehst nicht! Sie wird-! So wie bei mir-! Und dann! Und- Oh Gott!« Ich verstand ihn kaum. Seine Worte überschlugen sich. »Okay.« raunte ich. »Okay, dann beschütze ich sie eben. Euch beide. Das ist mein Job, schon vergessen?«
Sein Lachen vermischte sich mit seinem Schluchzen. Lance griff sich an seine Brust, kämpfte um seinen Atem. Sein Blick wurde klarer. »Du ... Du kannst mir nicht helfen.« Er rieb sich weiter über seine Arme. Immer und immer wieder. Krampfhaft. »Wieso nicht?« Sein Kopf sackte müde zur Seite, als seine Augen mich aus dem Schleier der Tränen fanden. Seine Antwort bohrte sich in meine Brust wie ein glühendes Messer, »Dafür ist es schon zu spät. Sie hat- sie hat-« Meine Hände ballten sich zu Fäusten. »Was hat sie getan, Lance?« Tränen lösten sich aus seinen Augen. »Ich möchte gern schlafen. Ich bin so schrecklich müde.«
»Was hat sie dir angetan, Lancelot?«
»Ich ... Ich kann es dir nicht sagen.«
»Wieso nicht!« fauchte ich.»Du würdest mir nicht glauben.« Sein Blick schweifte ab. Und dann... Dann lächelte er. Lancelot stand in Mitten dieses dunklen Raums. Sein Gesicht leichenblass, tränenüberströmt, sein Körper zitternd wie Espenlaub. Doch als sein Blick sich selbst im Spiegel fand, sich selbst sah, lächelte er. Wie er es immer tat. Als hätte er nicht eine Sorge in der Welt. Als wäre alles okay. Aufgebracht ging ich einen Schritt auf ihn zu. »Ich glaube dir! Okay! Ich glaube dir-!« Lance Atmung beruhigte sich, wurde langsam aber sicher ruhiger. Doch es war noch nicht vorbei. »Ich hab's schon wieder kaputt gemacht, nicht wahr? So wie alles?« schluchzte er auf, schlug sich eine Hand vor den Mund. »Lottie.«
»Ich hab Darcy's Abend kaputt gemacht. Ich habe schon wieder alles rui-« Ich zog ihn ruckartig in meine Arme, vergrub meinen Kopf an seiner Schulter.Er schien zu zerfallen. Seine Hände krallten sich in den Stoff meines Shirts. Er hielt sich an mir fest, vergrub sich an meiner Schulter. Ich lies ihn nicht los. »Du hast mir so eine Angst gemacht, Lottie.« Sein Griff verstärkte sich. »Darcy muss hier raus.
Bevor es zu spät ist.«
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Not your Friend! [BxB]
Romantiek[Teil 2 der Not-Your-Reihe] Die Welt weiß über Lancelot Moreau nicht viel mehr, als seinen Nachnamen und die Fehler, die er begangen hat. Im Schatten seiner Brüder und hinter dem Reichtum seiner Eltern verborgen, scheint er einzig die Rolle der Entt...