23| November

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Better Days
Birdtalker

Lancelot

November kam schneller als der Herbst gehen konnte. Die Dinge änderten sich, wie die Farben der Blätter. Doch manche Dinge blieben gleich. Ich spürte, wie Dean neben mir erschöpft seufzte. Und manche Dinge musste man selbst in die Hand nehmen. »Was mache ich hier, Lottie?« Grinsend sah ich zu dem Gebäude auf der anderen Straßenseite hinauf.

Um ehrlich zu sein, war es Darcys Idee gewesen. In den letzten Wochen besuchte sie mich öfter in dem Vorwand, bei einer gewissen Carly zu übernachten. Ich wusste nicht mal, ob es dieses Carly-Mädchen überhaupt gab, wohingegen Percy nur froh zu sein schien, dass seine Tochter wesentlich mehr Freunde hatte als er. Ich schnappte mir sein Handgelenk, bevor Dean fliehen konnte und zog ihn über die Straße zu dem alten Gebäude, »Wir sind für ein paar Stunden gute Menschen, Sweetheart.«

Darcy hatte Recht. Percy war noch zu wütend. Aber Sam nicht. Wir hatten uns die letzten Wochenenden überlegt, wie wir Samuel Cortez am besten Knacken konnten - ich meine natürlich, wie ich mich am besten bei ihm für meine Fehler entschuldigen kann - und sind auf die Erkenntnis gekommen, dass man Sam am besten dann belagert, wenn er nicht anders konnte, als seine Gut-Mensch-Eigenschaften heraushängen zu lassen.

Und wo fand man einen Teilzeit-Heiligen wie Cortez an einem entspannten Sonntag Nachmittag? Richtig - Gemeinde und Familienzentrum. »Das ist vielleicht was du machst-«, wollte er sich beklagen, doch da zog ich ihn bereits die schweren Steintreppen hinauf. »Lancelot, du meintest es wäre ein Notfall!« Bevor ich die Tür erreichte, wirbelte ich zu ihm herum. »Das hier ist ein Notfall! Du musst mir emotionalen Beistand leisten!« Sein Blick war eine Mischung aus Enttäuschung und Erschöpfung. Jetzt brauchte er nur noch 3 Kinder und einen faulen Ehemann und er war auf gutem Weg eine Hausfrau zu werden. Aufmunternd tätschelte ich ihm auf die Wange, »Ach komm schon. Wir beide wissen, dass du sonst nichts besseres zu tun hast!«

Die Falte zwischen seinen Augenbrauen verreit mir das ich Recht hatte. Nach dem Darcy uns praktisch überfallen hatte, musste ich ihm wohl oder übel, über die ganze Situation aufklären. Von meiner Jugend, von der Sache mit Percy und von all dem unschönen dazwischen. Offiziell war er nun ein Komplize und musste mich begleiten. Doch wir beide wussten, dass er auch mit gekommen wäre, hätte ich ihn nicht praktisch mit mir geschleift. Es schien nur, dass er es bevorzugte, wenn ich ihn dazu zwang, damit er sich nicht eingestehen musste, dass ich so ziemlich sein einziger Freund war.

Denn ich hatte in den letzten Wochen nicht nur über den ehemaligen Veteran gelernt, dass er allergisch gegen Haselnüsse, Langschläfer und Teilzeit Grummler ist, sondern auch noch ein ziemlicher Einzelgänger. Er bekam nie Besuch- nie! Und ich lebte nun seit Monaten neben ihm! Manchmal hatte ich das Gefühl, dass ich ihn unter meine Fittiche genommen hatte, wie so ein Meister einen Lehrling. Ich war auf einer Mission Dean Jeong zu zeigen, dass es mehr gab, als eine Kamera, die er mich nicht anfassen ließ und sein Computer-Zeug, das ich nicht verstand!

Und für dieses Wochenende würde er nun durch meine Fehler in den Genuss von Freiwilliger sozialer Arbeit kommen! Ich öffnete die schweren Holztür und betrat die bereits prächtig gefüllte Mensa. Die Kälte hatte viele Menschen auf der Suche nach einer warmen Suppe, oder einer heißen Kaffee hinein gespült. Ich schaffte es gerade mal zwei Tische hinter mir zu lassen, bis ich bereits ihre allzeit euphorische Stimme vernahm, »Täuschen mich meine Augen, oder ist das unser Lancelot!« Glucksend drehte ich mich zu Nadine um, die bereits mit ausgebreiteten Armen auf mich zu kam. »Siehst gut aus, Naddie. Alle noch wohl auf bei euch?«, fragte ich die Frau, die mich in ihrer Umarmung hin und her wippte, wie eine Tante an Weihnachten.

Not your Friend! [BxB]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt