Everyone Who Falls In Love
Cian DucrotLancelot
Michael führte uns zu den Hinterzimmern. Er arbeitete in dieser Galerie schon seit Jahren und schien mich schon genauso lange nicht ausstehen zu können. Der ältere Herr war noch genauso schweigsam wie immer, während er uns durch die langen Gänge führte. Dean hingegen schienen tausend Fragen auf den Lippen zu liegen. Mit der Gefahr sadistisch zu klingen musste ich zugeben, dass ich es genoss, wenn er unruhig war. So konnte ich sicher sein, dass sich sein Blick nicht von mir lösen wurde. Ich hatte nicht vor ihn aus seiner Neugier zu erlösen. Michael blieb vor dem Büro stehen und klopfte.
Eine altbekannte Stimme bat uns herein. Sebastian Sinclair erhob sich von seinem Platz, als wir sein kleines Büro betraten. Der Raum war gerade mal groß genug für einen Schreibtisch, doch unzählige Bilderrahmen, Kunstwerke und teilweise noch verpackte Artefakten, tummelten sich über jegliches Möbelstück. »Lance!« rief er erfreut und umrundete den Tisch, blieb vor uns stehen. Fragend musterte er den Mann hinter mir und ich stellte Dean knapp vor.
Der Mann - der das einzige penibel ordentliche an diesem Ort war - legte mir zur Begrüßung seine Hände auf die Schultern. »Ich wusste, dass du es bist.«, lächelte er und enthüllte dabei eine Reihe makelloser Zähne. »Kein anderer würde einzig einen Dollar für solch ein Meisterwerk setzten.« Ich musste mich gar nicht umdrehen, um zu wissen, welches Gesicht Dean gerade zog, »Einen Dollar?«, entfuhr es ihm. Sinclair ließ seinen Blick an ihm hinab gleiten. Ich kannte die Art wie er den für ihn Fremden musterte - der analysierende Blick eines Geschäftsmannes wanderte an Dean hinab, schien ihn einzuordnen zu versuchen.
»Ich wusste, dass würde deine Aufmerksamkeit wecken.« sagte ich und lenkte seinen Blick wieder auf mich. Seine fast pechschwarzen Augen blickten vorwurfsvoll. »Du hättest mich einfach anrufen können. Ich hätte mich gefreut mal wieder was von dir zu hören. Du weißt-«
»Das ist nicht meine Art, Sinclair. So ist es doch viel lustiger.« Er presste seine Lippen zusammen und nahm seine Hände von meinen Schultern, verstaute sie stattdessen in seinen Hosentaschen.»Ich nehme mal an, du willst etwas von mir?" Ich legte meinen Kopf in den Nacken und lachte auf. Erwischt! »Ist es so offensichtlich?« Sebastian strich sich sein Hemd glatt und lehnte sich elegant gegen die Kante des Schreibtisches. Ich spürte wie Dean zu den Regalen trat und ein Stück zur Seite ging, wie als würde er uns eine Illusion von Privatsphäre für dieses Gespräch geben wollen. Sinclair schien ihn kurz zu beäugen, entschied sich dann, aber seiner Existenz keine Beachtung zu geben, redete stattdessen klar Text, »Nachdem du an diesem Morgen einfach verschwunden bist, dachte ich eigentlich, ich würde dich nie wieder sehen.« Ich fuhr mir über die Haare, seufzte schwer. Ich wusste, dass er deswegen noch sauer sein würde.
»Ich hatte an diesem Morgen einen wichtigen Arzttermin.«, grinste ich. Sinclair Mundwinkel zuckten, auf diese ganz sonderbare Art und Weise, wie als würden sich seine Wangen weigern, komplett zu Lächeln, »Du bist unverbesserlich, Lancelot.« Er senkte seinen Blick, bevor er mich wieder ansah. »Du hättest bleiben können.« Wir wussten beide, dass das nicht Gut geendet wäre. Ich war niemand, der mit Sebastian Sinclair - Erbe eines Milliardenunternehmens- am Morgen danach frühstücken konnte. Ich begegnete seinem Blick.
»Und du hättest mir folgen können.« Stille. Er hatte mich gehen lassen. Denn er wusste es auch. Seine Brust hob sich schwer, »Lance, ich-«
»Was ist das hier?«, unterbrach Dean, der auf einen Stapel verpackter Leinwände in einer Ecke deutete.Sinclairs Stirn legte sich in Falten, als er realisierte das mein Begleiter immer noch hier war und sich in der letzten Minute nicht in Luft ausgelöst hatte. »Das sind Ölgemälde aus dem 14ten Jahrhundert.« Dean drehte sich zu uns, »Sie leiten diese Galerie?« Ein Schnauben entkam ihm, während ich mich zu Dean wandte.
»Ihm gehört diese Galerie.«, erklärte ich. Die Sinclairs war eine Familie, die den Moreaus in nichts nachstellte. Eher im Gegenteil. Der junge Mann vor mir, der sich darüber beschwerte, dass ich ihn nicht zurück gerufen hatte, war einer der mächtigsten Männer New Yorks. Und mein Plan B. »Ein kleines Hobby nebenbei.« schmunzelte er, bevor er sich vom Tisch abstützte. »Ach, sag Samuel, dass mein Vater noch auf seine Antwort bezüglich des Diners wartet.«Schnaubend winkt ich ab, »Er wird pünktlich sein.« Wie immer. »Also? Was ist es nun? Eine weitere Einladung auf das Weingut nach Frankreich? Ein Deal für die Firma deines Bruders? Was ist es diesmal?« Ich wappnete mich meinen nächsten Worten. Früher war es mir nie schwer gefallen, ihm um etwas zu bitten. Aber diesmal schien es irgendwie anders. Vielleicht war zu viel Zeit vergangen. »Gehst du zu Rory's Hochzeit?« Wir waren in den selben Kreisen aufgewachsen. Hatten die selben Kontakte. Er kannte Aurora. Deswegen war ich mir auch der Antwort meiner Frage bereits bewusst. Verwirrt legte er die Stirn in Falten, »Du etwa nicht?« Ich lächelte schuldig und er verstand. »Du wurdest ausgeladen, nicht wahr?« Stille. »Und du willst, dass ich dich mitnehme? Als meine Begleitung?« Bingo.
Seufzend fuhr er sich über die Stirn und ich spürte wie mein Magen in sich zusammen sackte. Bevor er verneinen konnte, trat ich einen Schritt auf ihn zu, »Sag nicht du hast schon einen Partner für die Hochzeit!« Ich wusste, dass es nicht so war. Ich hatte recherchiert. Dennoch. Er strich sich über sein glattrasiertes Kinn, »Würde es dich stören, wenn es so wäre?«, raunte er. Natürlich. Aber aus einem anderen Grund, den er annahm. »Nun stell dich nicht so an, Sinclair. Wegen der alten Zeiten willen.« Seine Züge wurden weich, »Und was bekomme ich dafür?«
»Du weißt, ich halte nicht viel von Geschäftsleuten.«
»Dabei bist du der gerissenste von allen, nicht wahr, Lancelot?«
»Ist das also ein Nein?« fragte ich und hob die Augenbrauen. Er seufzte schwer, sein Blick schwebte eine Sekunde zu lang über meine Züge. Er hob seine Hand. Sanfte Finger näherten sich meiner Wange, waren dabei mir eine Strähne aus der Stirn zu streichen. »Du weißt, ich hatte schon immer eine Schwäche für Kunstwerke.«Noch bevor seine Haut meine berührte, sah ich wie sein Blick an mir vorbei glitt, sich geschockt weitete, »Nicht anfassen!« Sinclair hastete panisch an mir vorbei und hielt gerade noch Deans Hand auf, die dabei war, eine alt aussehende Statue vom Regal zu nehmen. Er belehrte ihn erbost, über den Namen und den überaus teuren Preis, bevor er die Kostbarkeit in Sicherheit brachte. Schwer atmend fuhr er sich über die Stirn, bevor er wieder zu mir sah. »Und wofür hast du ihn mitgebracht?« Deans Blick begegnete meinem. Das war sicher eine Frage, die er sich auch gestellt hatte. Ich wollte das eigentlich erst später klären, aber na schön. »Dean hier ist ein begabter Fotograf. Vielleicht-«
»Ich bin lediglich ein Freund. Kein Fotograf.« zischte Dean, sah an ihm vorbei zu mir. Als würden die Worte mir gelten. Verwirrt legte ich den Kopf schief. »Lasst euch von meiner Anwesenheit nicht stören.« Was zum...? War er etwa sauer? Ich dachte, dass hier würde ihn freuen?Meine Fragen mussten mir ins Gesicht geschrieben sein, aber da drehte er sich bereits wieder zu den Regalen. Sinclair trat in mein Blickfeld, brachte uns zurück zum eigentlichen
Thema: »Na schön, Lance. Ich bin deine Begleitung. Aber dafür schuldest du mir einen Gefallen.« Sein Blick wanderte an mir hinab, während sich meine Lippen für eine Zusage öffneten. Doch noch bevor ich ein Wort heraus brachte, legte sich eine kühle Hand um meine. Deans Augen waren geweitet, in seinem Blick lag etwas warnendes.Kaum merklich schüttelte er den Kopf. Wollte er etwa, dass ich jetzt aufgab? Ich kannte Sinclair, ein Gefallen hieß bei ihm nicht mehr, als ihn auf einen Kaffee einzuladen. Doch Dean schien damit zu rechnen, dass ich gleich meine Seele verkaufte. Verwirrt riss ich meine Hand von ihm los und drehte mich wieder zu Sinclair.
»Schön! Dann sehen wir uns Samstag!«
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Not your Friend! [BxB]
Romansa[Teil 2 der Not-Your-Reihe] Die Welt weiß über Lancelot Moreau nicht viel mehr, als seinen Nachnamen und die Fehler, die er begangen hat. Im Schatten seiner Brüder und hinter dem Reichtum seiner Eltern verborgen, scheint er einzig die Rolle der Entt...