75| Die richtigen Worte

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Stephen Sanchez

Dean

Vorsichtig strich ich ihm die Strähnen aus der Stirn. Lance kauerte vor der Toilette des Gästebadezimmers, seine Arme auf das Kühle Porzellan gestüzt. »Wie geht es dir?« Er drehte seinen Kopf auf die Seite, seine Wange zerquetscht von seinem Arm. Ich hatte es gerade noch rechtzeitig geschafft das Bad zu finden. Sein Blick fand mich träge. »Ich hab' dir schon wieder vor die Füße gekotzt.« raunte er, der Hauch eines Lächelns in seiner Stimme. Schnaubend setzte ich mich neben ihn auf den Boden. Er spielte auf unsere erste Begegnung an. »Das war vor einer langen Zeit.« erinnerte ich mich. Ich war damals gerade dabei gewesen zu verschwinden, doch ich hatte es nicht über mich gebracht ihn zurück zu lassen.

»Du hast Nick eine verpasst.« stellte er fest, als hätte er das jetzt erst realisiert. Seufzend lehnte ich mich zurück gegen die Holztür, fuhr mir über die Haare. Ich war wahrscheinlich zu weit gegangen. Aber ich dachte gar nicht daran, mich zu entschuldigen. Was alles hätte passieren können... »Ich dachte, du- ich dachte, er hätte dir-« Lance presste seine Lippen zusammen, eine Mischung aus Scham und Schuld in seinem Blick.
»Das hat er.« Die Worte hingen schwer zwischen uns. »Aber du hast es noch nicht genommen.« stellte ich fest. Er schloss die Augen. Ich nickte. Verstand. »Aber du wolltest es nehmen.«

Er hob seinen Kopf. Seine Haare klebten ihm in der Stirn, er war schrecklich blass. »Himmel, Dean.« krächzte er als er mein Gesicht, die Emotionen, die Angst sah. »Ich bin ein Junkie.« stellte er mit fester Stimme klar, das Lallen fast verschwunden. »Abhängig.« Ruckartig lehnte ich mich zu ihm vor, »Aber du bist clean.« Ich wollte ihn berühren, meine Hand an seine Wange legen. Doch die Art wie er mich ansah - als würde er sich selbst anwidern - lies mich erstarren. »Aber ich werde immer ein Süchtiger bleiben.« Lance sah mich an, »Verstehst du das? Dieses Verlangen ... es wird nie weggehen.« Zögerlich griff ich nach seiner Hand, verschränkte unsere Finger. »Selbst jetzt?« Als hätte auch die letzte Kraft ihn verlassen, sackte er nach vorne, lehnte seine Stirn gegen meine Schulter, »Selbst jetzt.«

Mein Job war es immer gewesen, auf ihn aufzupassen. Ich wusste, dass ich oft darin versagt hatte. Doch selten hatte ich mich so nutzlos gefühlt wie jetzt. Wo er gegen mich lehnte. Wo ich spüren konnte, wie sehr ihn das alles zerriss. Jetzt wo ich realisierte, dass er sich selbst abscheulich fand. So wie so oft, fand ich die Worte nicht, die ihm helfen könnten. Ich dachte immer, dass es reichen würde, wenn ich jemandem eine verpassen könnte. Wenn ich wüsste, wie man sich verteidigte. Doch es war auf dem kalten Fliesenboden eines fremden Hauses, dass ich realisierte, dass ich wünschte ich hätte die Fähigkeit zu reden. Zu wissen, was ich sagen könnte, dass er begriff.

Er richtete sich auf, entzog sich mir, bevor ich meine Arme um ihn legen konnte, bevor meine Lippen auch nur versuchen konnten, die Worte zu formen. »Du hast ihm eine verpasst.« , wiederholte er. Ich nickte, »Er hat es verdient.« Lance verzog die Stirn, »Hat er? Ich meine-« Seufzend legte ich meine Hände an seine Wangen, zwang ihn mich anzusehen. »Lottie.« Er hätte ihm beinahe einen riesigen Fehler begehen lassen. Er hatte es verdient. »Es wird also keine zweite Runde mit ihm geben, was?« raunte er und sah hinab zu seinen Händen. Verwirrt verzog ich die Stirn. Was? Zweite Runde? Von was-? Meine Kiefer knirschte. Ah.

Das hatte ich ganz vergessen. Ich hob seinen Kopf, so dass er mich ansehen musste. »Ich habe nie mit ihm geschlafen.« sagte ich so klar und deutlich fest wie ich konnte. Das Unverständnis war augenblicklich in seinen Augen zu sehen. »Was?«
»Ich habe ihn nie auch nur angefasst.« Perplex zog er meine Hände von seinem Gesicht.
»Aber du hast behauptet-!« Schwer atmete ich durch. »Ich hab ihn an Silvester bewusstlos auf meiner Terrasse gefunden. Er muss dort irgendwie sturtztbetrunken gelandet sein. Das einzige, was ich ihm gegeben habe, war meine Couch und eine Dusche.« Seine Augen weiteten sich. War das der Grund, warum er hier her wollte? Damit ich Nick wieder über den Weg laufen musste? Der Gedanke wollte mich ihm nochmal eine verpassen lassen. »Warum hast du dann...? Du hast gesagt...!« Schuldig nickte ich, »Ich dachte damals, das wäre das Beste.« Aber das war falsch. Das verstand ich jetzt. Nichts in der Welt hat Lance von mir fern halten können. Keine Lügen. Kein Vertrag.

Not your Friend! [BxB]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt