04| Sechzehn

1.2K 120 4
                                    

Quarter Life Crisis
Isabel Dumaa

Lancelot

Der Stumpf der Zigarette erhellt die Nacht. Das Licht des Dinners schien in Streifen auf mich hinab und teilte meine Silhouette in zwei Teile. Ich zog an meiner Kippe, stieß den Rauch in die Luft. Dad hatte mich aus den Augen verloren - ich konnte entwischen, bevor er mich noch einem weiteren jungen angesehenen Erben vorstellte, der vielleicht mein verkorkstes Hirn auf den richtigen Weg bringen konnte. Er hatte seinen Plan nie laut gestanden, doch das musste er auch nicht. Seitdem er gesehen hat, dass es bei Percy geklappt hatte, versucht er mir mich praktisch zu verkuppeln. Jedoch war das hier keine dämliche Dating-Show, sondern meine eigens angefertigte Hölle.

Mein Bruder Percy hat vor vier Jahren seinen Ehemann kennengelernt, und hatte seine rebellische Phase - wie meine Mutter es so liebevoll nannte- hinter sich gelassen. Er war ein guter Geschäftsmann geworden und für ein paar Monate, war er doch tatsächlich der Sohn gewesen, der es Dad endlich Recht machen konnte. Doch dann, hing er alles an den Nagel und stieg aus. Er entkam. Ich wusste bis Heute nicht, wie er diese Nachrichten überbringen konnte und dennoch lebendig aus Dads Büro marschiert war. Jedenfalls war Gwaine, der älteste von uns, der einzige seiner leiblichen Söhne, der noch in seinem ach so geliebten Gewerbe tätig war. Nur das leider, in dem Unternehmen unserer Konkurrenten und Gwaines Frau.

Vielleicht war es Dad deswegen so wichtig, dass ich vielleicht doch noch berichtigt werden konnte. Es war die letzte Hoffnung darauf, dass ich vielleicht der Sohn wurde, der sein Erbe fortführte.

Doch nur weil sich Percival in den wohl fleißigsten, ordentlichsten Sekretären verschossen hatte, hieß das nicht, dass ich der perfekte Sohn werden würde, sollte ich einem Mister Reich-und-Erfolgreich begegnen.

Meine Familie war seit Generationen im Immobilien Geschäft. Uns gehörte fast die halbe Upper-East Side. Und dennoch schien es, als würde ein einziges schlechtes Bild, ihr ganzes Vermögen in Frage stellen können. Es war zum verrückt werden. »Harte Nacht?« ein Schatten hatte sich in den Lichtstrahl der Balkontür geschoben. Ich nahm einen weiteren Zug, beobachtete wie Samuel Cortez zu mir auf die Terrasse trat. »Meine Nächte können nie hart genug sein.« säuselte ich und richtete mich auf, als er zu mir an die Reling trat. Sam stützte seine Unterarme auf das Marmor und spähte hinab in den Abgrund.

Sam war der Grund gewesen, warum mein Vater keinen völligen Herzinfarkt hatte, als Percy seinen Posten als Geschäftsführer an den Nagel hin. Denn es war sein Ehemann und ehemaliger Assistent gewesen, dem er die Position überreicht hatte. Und so konnte Dad sich einreden, dass die Firma wenigstens auf diese Weise im Besitz der Familie blieb. Ich spähte zu dem Geschäftsführer von Moreau Enterprise hinüber, der all zeit schweigend in die Ferne starrte. »Hab' gehört deine Tochter hat Heute einen großen Abend vor sich?« Sam verzog das Gesicht, auf die selbe Weise wie Percival nur ein paar Stunden zuvor. »So groß würde ich jetzt auch nicht sagen.«, brummte er. Grinsend legte ich den Kopf in den Nacken.

Darcy war das Produkt aus einer gescheiterten Jugendliebe und die größte Konsequenz aus Percys rebellischer Phase. Kaum zu fassen, dass sie mittlerweile ein Teenager war. »Hat sie denn ein heißes Date, der sie begleitet?« Sam verkrampfte sichtlich und ich hatte meine Antwort. In mich hinein kichernd, nickte ich, »Da war Percy wohl nicht sehr begeistert gewesen, was?« So wie ich ihn kannte, wollte er das Teufelchen am liebsten in Luftpolster Folie einpacken - nur für den Fall. »Er ist ein Quarterback.« Sam spuckte das Wort nur so hervor, als wäre das schlimmer wie eine Vorstrafe in seinem Register. Lachend klopfte ich auf seine Schulter. »Darcy ist ein anständiges Kind. Sie passt schon auf sich auf.«, versuchte ich ihn aufzumuntern.

Naja, aber wenn ich so nachdachte... Percival war 17 gewesen, als er Vater wurde und Sam hatte in dem Alter noch das Jugendamt, sowie ein paar Anzeigen im Nacken gehabt. Und mit 16 war ich ... Mein Mund wurde trocken und ich wandte den Blick blinzelnd ab.

Sam lehnte sich neben mich, drehte sich zur Fensterfront, »Alles okay bei dir?«, fragte er nach einer Weile der Stille und ich schnaubte. »Bei mir ist immer alles okay, Sammylein. Du kennst mich doch.« Er schweig und als ich zu ihm hinüber blickte, sah ich eine tiefe Falte zwischen seinen Augenbrauen. Ich unterdrückte ein Auflachen. Ich schätze, sobald man in diese Familie einheiratet, erbte man auch die Sorgen die meine Anwesenheit mit sich brachte. Ein heißes Gefühl versenkte meinen Magen. »Wirklich, Man, mir gehts gut.« Seufzend fuhr er sich über seine Haare, »Du weißt, dass wir immer ein Gästezimmer für dich frei haben, nicht wahr?« Ein Platz für mich in ihrem kleinen Anwesen außerhalb der Stadt? Eine Ecke frei für mich auf ihrer perfekten Bilderbuchseite? Ich verzichtete. Ich knirschte mit den Zähnen, bevor ich mich zu ihm wandte, wieder grinste, »Mit Schokolade auf dem Kissen und allem drum und dran?« Sam setzte zu einer Antwort an, als er unterbrochen wurde.

»Da bist du ja.« Ein weiterer Schatten schob sich vor den Eingang. Es war Gwaine. Mit breiten Schultern und seinem penibel gepflegtem Äußeren, stand er in der Tür und funkelte mich böse an. »Was denkst du, tust du da?« Als würde ich seine Frage nicht verstehen, sah ich hinab zu der Kippe zwischen meinen Fingern, »Also, ich dachte, ich würde mich vor deinem grauenvollen Anblick in Sicherheit bringen, aber jetzt wo du es sagst, bin ich mir gar nicht mehr so sicher. Vielleicht ist es ja auch ein Haus, das ich gerade baue? Oder eine Leiche, die ich vergrabe? Was meinst du, Big Boy? Vielleicht-« Gwaine kam auf mich zu und riss mir die Zigarette aus den Fingern, trat sie aus. Mit gerunzelter Stirn sah ich auf den Stummel zu unseren Füßen hinab. »Das war nicht sehr nett.«

»Weißt du eigentlich, wie lange ich schon nach dir suche?«, fauchte er und ich lehnte mich provozierend zu ihm nach vorne, »Wahrscheinlich länger als deine Ehre, denn mich hast du ja schließlich gefunden.«
»Dad sucht dich.«, ignorierter er meine Bemerkung und sah an mir hinab. »Was hast du da überhaupt an? Besitzt du keinen Anzug? Du siehst aus wie ein Stripper.« Ich fuhr mir über meine Ketten, die um meinen Hals hingen, über den Stoff meines guten Hemdes. »Gefällt es dir nicht?« Erschöpft fuhr sich mein Bruder durch seine blonden Haare, »Kannst du nicht einen einzigen Abend normal s-!«
»Gwaine.« begrüßte Sam ihn und lenkte seine Aufmerksamkeit nach rechts. Als hätte er ihn jetzt erst bemerkt, drehte er sich zu seinem Schwager. »Samuel. Gratulation zu dem abgeschlossenen Projekt.« Sam nickte knapp.

Ich wollte mich gerade davon schleichen, als Gwaine meinen Arm packte. »Ich würde gerne nachher die Details hören, aber zuerst,« sein brennender Blick schnellte zu mir, »muss ich einem Köter ein paar Manieren beibringen.«

Bevor ich protestieren konnte, wurde ich ins Innere gezerrt.

Not your Friend! [BxB]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt