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>>Ja?<< Eine junge Frau mit aschfahlem Gesicht kommt zögernd auf mich zu. Mit ihrem merkwürdig ausdruckslosen Gesicht wirkt sie wie ein Geist.
Sie mustert mich aus etwa einem meter Entfernung.
Wer ist sie? Was will sie?
>>Kann ich Ihnen irgendwie helfen?<<, erkundige ich mich. Woher kennt sie meinen Namen?
>>Nein... ich wollte Sie mir nur ansehen.<< ihre Stimme Gespenstig leise.
Wie ich hat sie dunkle Haare, die in deutlichem Kontrast zu ihrer hellen Haut stehen. Ihre Augen sind braun Bourbon und leer, völlig leblos, ihr hübsches Gesicht ist blass und voller Sorgenfalten.
>>Äh... tut mir leid<<, sage ich höflich und versuche, das warnende prickeln auf meiner Kopfhaut zu ignorieren. Bei genauerem hinsehen wirkt sie ungepflegt. Ihre Kleidung ist zwei Nummern zu groß, auch ihr Designer - Trenchcoat.
Sie lacht, ein misstönendes Geräusch, das meine Sorge verstärkt.
>>Was haben Sie, was ich nicht habe?<<, fragt sie traurig. Meine Sorge verwandelt sich in Angst. >>Entschuldigen Sie-wer sind sie?<<
>>Ich? Niemand.<< Sie fährt sich mit der Hand durch die Schulterlangen Haare. Dabei rutscht ihre Ärmel ihres Trenchcoats nach oben, und mein blick fällt auf einen schmutzigen Verband um ihr Handgelenk.
Ach du scheiße!
>>Auf Wiedersehen, Miss Cabello.<< Mit diesen Worten macht sie auf dem Absatz kehrt.
Ich bleibe wie angewurzelt stehen und sehe ihr nach, wie sie zwischen den Angestellten verschwindet, die aus dem Bürogebäude strömen.
Was sollte das denn?
Während ich die Straße zur Bar überquere, versuche ich zu verdauen, was Gerede passiert ist. Mein Unterbewusstsein reckt sich zwischen seinen Hässlichen Kopf. Sie hat etwas mit Lauren zutun.
Das Facet's ist eine höhlenartige, sterile Kneipe mit Baseball-Wimpeln und postern an der Wand. Jack steht an der Theke.
>>Hi, Mila!<< Matthew reicht mir eine Flasche Budweiser.
>>Danke<<, murmle ich, noch erschüttert von meiner Begegnung mit dem Geistermädchen.
>>Prost.<< Wir stoßen mit den Flaschen an.
>>Du wirkst glücklicher als am Anfang.<<
Ich werde rot. >>Es ist Freitag<<, antworte ich hastig. >>Wie sehen deine Pläne fürs Wochenende aus?<<
Meine Ablenkungsstrategie funktioniert.
Wie es Dinah wohl geht... und Chris? Ich darf nicht vergessen, Lauren zu fragen, ob sie von ihm gehört hat. Ach ja, und ihr Bruder Ethan kommt nächsten Dienstag zurück und übernachtet bei uns in der Wohnung. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das bei Lauren Begeisterungsstürme auslösen wird. Gott sei dank rückt die Begegnung mit dem merkwürdigen Geistermädchen immer weiter in den Hintergrund.
>>Wohnen sie weit weg?<<
>>Im Pike Market District.<<
>>Nicht weit weg von mir.<< Er rückt noch näher an mich heran und lehnt sich an die Theke, so das ich praktisch keinen Fluchtweg mehr habe. >>Dieses Wochenende schon was vor?<<
>>Na ja, ich...<<
Ich spüre sie, bevor ich sie sehe. Es ist, als wären alle meine Nervenenden auf sie ausgerichtet. Ihre Gegenwart entspannt und erregt mich gleichermaßen, und wieder fühle ich dieses Knistern.
Lauren legt mir mit einer scheinbar lässigen Geste den Arm um meine Schulter. Sie steckt ihr Territorium ab, und im Moment ist mir das sehr recht. Zur Begrüßung drückt sie mir einen sanften Kuss auf die Haare.
>>Hallo, Baby.<<
Sie sieht Matthew an, zieht mich zu sich heran und schenkt mir ein kurzes, schiefes Lächeln, bevor sie mich küsst.
Sie trägt ihr marineblaues Jackett mit Nadelstreifen, dazu Jeans und ein offenes weißes Hemd und sieht zum anbeißen aus.
Matthew weicht unsicher einen Schritt zurück.
>>Matthew, das ist Lauren.<<, murmle ich verlegen. >>Lauren, Matthew.<<
>>Ich bin ihre Freundin<<, erklärt Lauren mit einem kühlen Lächeln, was ihre Augen nicht erreicht, als sie Matthew die Hand schüttelt. Matthew mustert Lauren. >>Und ich bin der Chef<<, erwidert er arrogant. >>Mila hat etwas von einer ex Freundin erwähnt.<<
Das Spiel solltest du mit Lauren lieber nicht spielen.
>>Nicht mehr ex<<, erwidert Lauren ruhig. >>Komm, Baby, es ist Zeit zu gehen. Wir haben noch etwas vor.<< Erklärt Lauren mit ihrem geheimnisvollem Lächeln.
Tatsächlich?
>>Bis Montag.<< Ich lächle Matthew an, ehe ich Lauren hinaus folge.
Taylor wartet hinter dem Steuer des Audi.
>>Wieso ist mir das wie Platzhirschgehabe vorgekommen?<<, frage ich Lauren, während sie mir die Wagentür aufhält.
>>Weil Es das war.<<, antwortet sie und schließt die Tür.
>>Hallo, Taylor<<, sage ich, und unsere Blicke treffen sich im Rückspiegel.
>>Miss Cabello.<< Taylor begrüßt mich mit einem Lächeln.
Lauren setzt sich neben mich, umfasst meine Hand und küsst zärtlich meine Fingerknöchel. >>Hi.<< murmelt sie.
Ich werde rot, weil ich weiß, dass Taylor und hören kann. Zum Glück sieht er Lauren's brennenden Blick nicht. Ich muss mich sehr zusammenreißen, um mich nicht hier und jetzt, auf dem Rücksitz des Wagens, auf sie zu stürzen.
Hm... der Rücksitz des Wagens.
>>Hi<<, hauchte ich mit trockenem Mund.
>>Was möchtest du heute Abend unternehmen?<<
>>Hast du nicht gesagt, wir hätten was vor?<<
>>Ich weiß, was ich gern machen würde, Camila. Aber ich frage, wonach dir ist.<<
Ich strahle sie an.
>>Verstehe<<, sagt sie mit einem lüsterne Grinsen. >>Dann willst du also betteln. Lieber bei mir oder bei dir?<< Sie legt den Kopf ein wenig schief.
>>Ich finde, Sie sind sich ihrer Sache ein bisschen zu sicher, Mrs. Jauregui. Aber zur Abwechslung könnten wir mal in meine Wohnung gehen.<< ich kaue ganz bewusst auf meiner Lippe herum.
>>Taylor, bitte zu Miss Cabello.<<
>>Miss.<< Taylor fährt los.
>>Dein Chef Matthew Hussey, ist der gut in seinem Job?<<
Ich runzle die Stirn.
>>Warum?<<
Lauren verzieht den Mund. >>Der Typ will dir an die Wäsche, Camila.<< antwortet sie trocken.
>>Er kann wollen was er möchte. Du weißt doch das er mich nicht interessiert. Er ist mein Chef, Punkt.<<
>>Er will, was mir gehört. Deshalb muss ich wissen, ob er gut in seinem Job ist.<<
Ich zucke mit den Achseln. >>ich denke schon.<< worauf will sie hinaus?
>>Wenn er seine Finger nicht von dir lässt, landet er auf der Straße.<<

Fifty Shades of Jauregui (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt