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Wir treten hinaus aus dem Escala. Sofort umhüllt mich ein frischer Wind, der durch den frühen Abend zieht.
>>Ja.<<
>>Wie ernst?<<
Ich verdrehe die Augen. Wieso muss Lauren auch hier stehen und zuhören?
>>Ernst.<<
>>Steht sie gerade neben dir? Ist das der Grund, weshalb du so einsilbig bist?<<
>>Ja.<<
>>Okay. Also, darfst du morgen raus?<<
>>Natürlich.<< Zumindest hoffe ich es. Reflexartig kreuze ich die Finger.
>>Wo sollen wir uns treffen?<<
>>Du könntest mich vom Büro abholen<<, schlage ich vor.
>>Okay.<<
>>Ich schicke dir eine SMS mit der Adresse.<<
>>Um wie viel Uhr?<<
>>Um sechs?<<
>>Klar. Bis dann, Mila. Ich freue mich auf dich. Du fehlst mir.<<
Ich grinse. >>Super. Bis dann.<< Ich beende das Gespräch und drehe mich um.
Lauren steht gegen den Wagen gelehnt da und mustert mich mit unvermindertem Argwohn.

>>Und wie geht es deinem Freund?<<, erkundigt sie sich kühl.
>>Gut. Er holt mich morgen vom Büro ab und geht mit mir etwas trinken. Willst du mitkommen?<<
Lauren zögert. >>Und du bist dir sicher, dass er nicht wieder versucht, dich anzumachen?<<
>>Nein!<<, rufe ich genervt, verkneife es mir jedoch, die Augen zu verdrehen.
>>Okay.<< Lauren hebt resigniert die Hände. >>Geh du mit deinem Freund weg. Wir sehen uns danach.<<
Ich hatte mich innerlich bereits darauf eingestellt, deshalb bin ich völlig von den Socken, weil sie mich scheinbar so bereitwillig mit Ty losziehen lassen will.

>>Siehst du? Ich kann auch ganz vernünftig sein.<<< Sie grinst.
Meine Lippen Zucken. Das werden wir ja noch sehen.

>>Lauren.. ich...<< Beklommen sehe ich sie an.
>>Was?<<
Ich ziehe die kleine Schachtel aus der Tasche, die ich vorhin in dem kleinen Laden um die Ecke gekauft habe.
>>Das hier ist für dich. Zum Geburtstag. Ich möchte es dir schon heute geben - aber nur, wenn du mir versprichst, dass du es erst am Samstag aufmachst, okay?<<
Sie sieht mich verblüfft an. >>Okay<<, murmelt sie wieder argwöhnisch.

Ich hole tief Luft und überreiche es ihr, ohne ihre Verwirrung zu beachten.
Sie schüttelt es. Ein befriedigendes klappern ertönt. Lauren runzelt die Stirn. Ich weiß, dass sie vor Neugier beinahe platzt. Dann grinst sie.
Ihre Augen leuchten, und ich sehe eine Jugendliche Sorglosigkeit darin aufblitzen, wie man sie nur selten bei ihr beobachten kann.

>>Du darfst es aber erst am Samstag aufmachen<<, warne ich sie.
>>Ja, das habe ich verstanden. Aber wieso schenkst du es mir jetzt schon?<<
Sie lässt die Schachtel in der Innenseite ihrer blauen Jacke verschwinden, direkt über ihrem Herzen.
Wie passend.

>>Weil ich es kann. Darf ich fahren?<<
Meine Frage scheint sie zu überraschen.
>>Lieber nicht.<<
>>Wieso nicht?<<
>>Weil ich mich nicht gern chauffieren lasse.<<
>>Aber heute morgen ging es doch auch, außerdem scheinst du ja nichts dagegen zu haben, wenn Taylor hinterm Steuer sitzt.<<
>>Ich habe volles Vertrauen ins Taylors Fahrkünste.<<
>>Und in meine nicht?<< Ich stemme die Hände in die Hüften.
>>Ganz ehrlich, dein Kontrollzwang sprengt jede Dimension. Ich fahre seit meinem fünfzehnten Lebensjahr Auto.<<
Sie zuckt mit den Achseln, als hätte das rein gar nichts zu sagen.

Meine Güte, diese Frau ist so was von nervtötend.

>>Ist das mein Auto oder nicht?<<
>>Natürlich ist es dein Auto.<<
>>Dann gib mir bitte die Schlüssel. Ich bin schon zweimal damit gefahren, aber nur zur Arbeit und wieder nach Hause. Ich sehe nicht ein, wieso du den ganzen sie haben sollst.<<
Ich schmolle, während Lauren sichtlich Mühe hat, ihr Lächeln zu unterdrücken.

>>Aber du weißt ja gar nicht, wo wir hinfahren.<<
>>Was das angeht, kannst du mich bestimmt aufklären, Lauren. Bislang ist dir da ja sehr gut gelungen.<<
Sie sieht mich verdutz an, dann verziehen sich ihre Lippen zu diesem neuen, schüchternen lächeln, bei dem mir jedes Mal der Atem stockt.

>>Sehr gut gelungen, ja?<<
Ich werde rot. >>Meistens jedenfalls.<<
>>Tja, wenn das so ist << Sie gibt mir die Schlüssel, geht im den Wagen herum und öffnet mir die Fahrertür.

Wir stehen vor dem Fahrstuhl, mit dem wir aus dem Restaurant wieder zurück in die Garage fahren.
Vor dem Aufzug treten zwei Paare mittleren Alters zu uns.
Als die Türen aufgleiten, nimmt Lauren mich beim Ellenbogen und bugsiert mich ganz nach hinten.
Ich lasse den Blick über die dunklen Rauchlasspiegel schweifen.

Ein Mann in einem schlecht sitzendem Anzug grüßt Lauren.
>>Jauregui<<, sagt er und nickt höflich.
Lauren erwidert das nicken schweigend.

Die beiden Paare stehen genau vor uns, die Gesichter den Aufzugtüren zugewandt.
Sie sind allen Anschein nach eng miteinander befreundet, denn die beiden Frauen reden angeregt miteinander.
Sie sind bester Dinge, und ich habe den Anschein, dass alle vier leicht beschwipst sind.

Die Türen gleiten zu. Lauren bückt sich, um ihre Schnürsenkel zuzubinden.
Sehr seltsam, denn diese sind gar nicht offen.
Diskret legt sie ihre habe im meinen Knöchel, während ich vor Schreck zusammenzucke.

Als sie sich aufrichtet, wandern ihre Finger an meinem Bein entlang - bis ganz nach oben.
Ich unterdrücke einen überraschten Aufschrei, als sich ihre habe auf meine Hinterbacke legt. Sie tritt hinter mich.

Wahnsinn. Ich starre auf die Hinterköpfe der vier Fahrgäste vor mir.
Sie haben keine Ahnung, was wir hier treiben.
Lauren schlingt ihren freien Arm um meine Taille, während ihre Finger auf Wanderschaft gehen.

Großer Gott - hier drin?
Der Aufzug gleitet abwärts. Um 53. Stock steigen weitere Fahrgäste ein, doch ich achte nicht auf sie. Ich bin viel zu sehr damit beschäftigt mich auf jede noch so kleine Bewegung von Laurens Fingern zu konzentrieren. Die kreisenden Bewegungen...

Wieder muss ich ein Stöhnen unterdrücken, als ihre Finger ihr Ziel gefunden haben.
>>Allzeit bereit, Miss Cabello <<, raut sie und schiebt einen Finger in mich hinein.

Ich winde mich und schnappe nach Luft. Wie kann sie so etwas tun? Vor all den Leuten?

>>Halt still<<, warnt sie dicht neben meinem Ohr.
Ich bin erhitzt, voller Sehnsucht und Begierde. Und in einer Aufzugkabine mit sieben Menschen, von denen sechs keine Ahnung haben, was sich in deren hinteren Ecke abspielt,

Laurens Finger gleitet erneut in mich hinein und wieder heraus.
Mein Atem... Oh Gott, wie peinlich.
Am liebsten würde ich ihr sagen, dass sie aufhören soll.. und weitermachen...
und aufhören....

Ich lasse mich gegen sie sinken. Sie schlingt den Arm fester um mich, so dass ich ihre Erektion an meiner Hüfte spüre.

Im 44. Stockwerk kommt der Aufzug erneut zum stehen.
Oh.. wie lange dauert denn diese Tortur noch?
Rein... raus... rein... raus...
Kaum merklich beginne ich damit, mich an ihrem beharrlichen Finger zu reiben.

Wieso muss sie sich ausgerechnet diesem Ort aussuchen, um mich endlich anzufassen? Hier! Und jetzt!
Und mich dazu zu bringen, dass ich mich... hemmungslos fühle!

>>Still<<, ermahnt sie mich leise, scheinbar völlig unbeeindruckt von der Tatsache, dass noch zwei weite Fahrgäste eingestiegen sind.

Allmählich wird es voll hier drin. Lauren zieht uns weiter nach hinten, ohne mich loszulassen, und setzt ihre Tortur fort.

Sie vergräbt ihre Nase in meinem Haar. Ich bin sicher, wir wirken wie ein frisch verliebtes Paar, das in der Ecke schmust...

In diesem Moment schiebt sie den zweiten Finger in mich hinein.
>>Oh scheiße!<<, stöhne ich.
Ich kann froh sein, dass die Leute vor uns so angeregt miteinander reden, dass sie es nicht mitbekommen.

Oh Lauren, was machst du mit mir?
Ich lasse den Kopf gegen ihre Brüste sinken, schließe die Augen und gebe mich ihren gnadenlosen Finger hin.

>>Nicht kommen<<, sagt sie leise. Ich öffne überrascht die Augen.
Was?

Fifty Shades of Jauregui (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt