40

856 42 2
                                    

>>Möchtest du an Bord kommen?<<, fragt sie mit leuchtenden Augen.
>>Ja, gern.<<
Erfreut geht sie die kleine Laufplanke hinaus und zieht mich mit.
An Deck bleiben wir unter der Überdachung stehen. Auf der einen Seite befinden sich ein Tisch und eine u-förmige, mit fahlblauem Leder bezogene Sitzgelegenheite, auf der mindestens acht Personen Platz haben.
Ich luge durch die geschlossene Schiebetür ins Innere der Kabine und weiche erschrocken zurück, als ich jemanden darin entdecke. Der großgewachsene, blonde Mann öffnet die Tür und tritt tiefgebräunt, mit lockigen Haaren und braunen Augen, in einem ausgewaschenen Poloshirt, Shorts und Segelschuhen heraus. Er dürfte Anfang dreißig sein.
>>Mac<<, begrüßt Lauren ihn stählend.
>>Mrs. Jauregui! Willkommen an Bord.<<
Sie gehen einander die Hand.
>>Camila, das ist Liam McConnell. Liam, meine Freundin Camila Cabello.<<
Freundin!
Innerlich vollführe ich einen Freudentanz.
Obwohl sie mich nicht zum ersten Mal als ihre Freundin bezeichnet hat, muss ich mich erst noch daran gewöhnen.
>>Guten Tag.<< Auch ich reiche Liam die Hand.
>>Nennen Sie mich Mac<<, bietet er mir freundlich an. Seinen Akzent kann ich nicht zuordnen. >>Willkommen an Bord,
Miss Cabello.<<
>>Mila<<, sage ich verlegen.
>>Alles in Ordnung mit dem Boot, Mac?<<, erkundigt sich Lauren.
>>Ja, Miss<<, antwortet Mac strahlend.
>>Prima.<<
>>Wollen Sie heute damit raus?<<
>>Ja.<< Lauren grinst Mac an. >>Lust auf eine kleine Spritztour, Camz?<<
>>Gern.<<
Ich folge ihr in die Kabine, in der sich ein cremefarbenes, L-förmiges Ledersofa und ein großes rundes Fenster mit Panoramablick auf den Jachthafen befinden. Links davon ist der Küchenbereich - bestens ausgestattet, alles in hellem Holz.
>>Die Kombüse<<, erklärt Lauren.
Sie zeigt mir die erstaunlich geräumige Kabine. Der Boden ist aus dem gleichen hellen Holz wie die Einrichtung. Alles wirkt elegant und luftig und gleichzeitig sehr funktional, als würde Lauren nicht viel Zeit hier verbringen.
>>Die Toiletten sind rechts und links.<< Lauren deutet auf zwei Türen, öffnet eine kleine, merkwürdig geformte unmittelbar vor uns und tritt ein.
Dahinter verbirgt sich ein feudal eingerichtetes Schlafzimmer mit einem riesigen Bett. Der Raum ist ganz in Fahlblau und hellem Holz gehalten wie ihr Schlafzimmer im Escala. Lauren bleibt ihrem Stil treu.
>>Die Hauptkabine. Du bist die erste Frau hier drin, die nicht zu meiner Familie gehört.<<
Ich werde rot und mein Puls beschleunigt sich.
Wirklich? Noch eine Premiere.
Sie zieht mich in ihre Arme und küsst mich lang und leidenschaftlich. Wir sind beide außer Atem, als sie sich von mir löst.
>>Wir sollten das Bett einweihen<<, flüstert sie.
Oh, auf See!
>>Aber nicht jetzt. Komm, Mac wartet.<< Wir gehen zurück in den Salon, wo sie auf eine Tür deutet.
>>Da drin ist das Büro und an der Vorderseite befinden sich zwei weitere Kabinen.<<
>>Wie viele Leute
können an Bord schlafen?<<
>>Der Katamaran hat insgesamt sechs Kojen. Aber, wie gesagt, bis jetzt war nur meine Familie an Bord. Ich segle lieber allein. Allerdings nicht, wenn du hier bist.<<
Sie holt eine leuchtend rote Schwimmweste aus einer Kiste, zieht sie mir über den Kopf und zurrt alle Gurte fest. Dabei spielt ein laszives Lächeln um ihre Mundwinkel.
>>Das machst du gern, was?<<
>>Ja, ich liebe Geschirre<<, bestätigt sie mit einem lüsternen Grinsen.
>>Perversling.<<
>>Wie wahr, wie wahr.<< Ihr Grinsen wird breiter.
>>Mein ganz persönlicher Perversling<<, flüstere ich.
>>Ja, deins ganz persönlich.<<
Sobald die Weste festgemacht ist, legt sie die Arme um mich und küsst mich erneut. >>Auf ewig<<, haucht sie und lässt mich wieder los, bevor ich Gelegenheit habe zu reagieren.
Auf ewig! Wow!
>>Komm.<< Sie nimmt meine Hand und führt mich hinauf zur Plicht, in der sich ein erhobener Sitz und das Steuer befinden.
Mac hantiert an bug des Boots mit Seilen.
>>Hast du hier den Umgang mit Seilen gelernt?<<, frage ich Lauren mit Unschuldsmiene.
>>Der Webeleinstek hat sich in der Tat als sehr nützlich erwiesen<<, antwortet sie spöttisch. >>Miss Cabello, Sie klingen neugierig. Das gefällt mir. Ich würde Ihnen nun zu gern meine Fertigkeiten mit den Seil demonstrieren.<<
Ich tue so, als hätte sie mich schockiert. Sie erschrickt.
>>Reingelegt<<, sage ich grinsend.
>>Ich denke, darauf werde ich später noch zurückkommen. Jetzt muss ich erstmal dieses Boot lenken.<< Sie setzt sich, drückt auf einen Knopf und der Motor springt an.
Wieder verblüffen mich Lauren's Fähigkeiten. Gibt es irgendwas, das diese Frau nicht kann? Aber dann fällt mir ihr Versuch, die Paprika zu schneiden, ein, und ich muss schmunzeln.
Lauren lenkt die Clara vorsichtig aus ihrem Liegeplatz heraus und auf die Hafenausfahrt zu. Neugierig versammeln sich kleine Kinder winken uns nach und ich winke zurück.
Lauren zieht mich zwischen ihre Beine, um mir die Ausstattung der Plicht zu erklären. >>Nimm das Steuer!<<, weist sie mich, herrisch wie immer, an.
>>Aye, Aye, Captain!<<, sage ich kichernd.
Ihre Hände über meine gelegt, steuert sie das Boot aus dem Jachthafen hinaus. Wenige Minuten später sind wir in den kühlen Gewässern des Puget Sound. Außerhalb der schützenden Mauern der Marina wird der Wind heftiger und Lauren's Vergnügen wächst im selben Maße, wie der Seegang stärker wird. Das macht einen Heidenspaß!
Es freut mich, Lauren unbeschwert zu erleben. Mir fällt Mac wieder ein. Er ist bestimmt am Hafen geblieben. Vielleicht sind Lauren und Mac befreundet. Lauren scheint nicht viele Freunde zu haben. Mir geht es ähnlich. Jedenfalls hier in Seattle. Meine einzige Freundin sonnt sich gerade auf Barbados.
Plötzlich habe ich Sehnsucht nach Dinah. Ich kann nur hoffen, dass sie bald zurückkehrt.
In Hochstimmung sausen wir auf die majestätischen Olympic Mountains und Bainbridge Island zu. Seattle hinter uns wird immer kleiner und Mount Rainier liegt bereits in weiter Ferne.
>>Wie schnell sind wir?<<
>>Ungefähr 15 Knoten.<<
>>Ich habe keine Ahnung, was das bedeutet.<<
>>Knapp Dreißig Stundenkilometer.<<
>>Es fühlt sich viel schneller an.<<
Sie drückt lachend meine Hände. >>Du bist wunderschön, Camila. Ich freue mich, ein wenig Farbe auf deinen Wangen zu sehen ... ausnahmsweise nicht, weil du rot wirst. Jetzt machst du ein Gesicht wie auf Ty's Fotos.<<
Ich drehe mich zu ihr um und küsse sie. >>Sie verstehen es, einer jungen Frau Vergnügen zu bereiten, Mrs. Jauregui.<<
>>Stets zu Diensten.<< Sie schiebt meine Haare aus meinem Nacken und küsst ihn. Mir läuft ein wohliger Schauer über den Rücken.
>>Es macht mir Spaß, dich glücklich zu erleben<<, murmelt sie und schließt die Arme fester um mich.

Fifty Shades of Jauregui (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt