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>>Ich dachte, ich hätte mir das bloß eingebildet.<<
>>Was?<< Entsetzt hastest sie zur Balkontür, schaut hinaus, kehrt ins Zimmer zurück und verschließt die Tür hinter sich. >>Bist du sicher? Wer?<<, fragt sie mit rauer Stimme.
>>Ich glaube, eine Frau. Es war dunkel und ich war noch im Halbschlaf.<<
>>Zieh dich an<<, herrscht sie mich an. >>Auf der Stelle!<<
>>Meine Sachen sind oben<<, jammere ich.
Sie holt eine Jogginghose aus der Schublade ihrer Kommode.
>>Zieh die an.<< Sie ist viel zu groß, aber im Moment lässt sie nicht mit sich reden.
Sie schlüpft ebenfalls in ein T-Shirt und Jeans, dann packt sie das Telefon neben dem Bett und drückt auf zwei Knöpfe.
>>Verdammt, sie ist hier<<, zischt sie in den Apparat.
Geschätzt drei Sekunden später stürmt Taylor mit einem der Sicherheitsleute ins Schlafzimmer. Lauren erklärt Ihnen, was passiert ist.
>>Wie lange ist das her?<<, will Taylor wissen, der immer noch sein Jackett trägt.
>>Etwa zehn Minuten<<, antworte ich, aus unerfindlichen Gründen mit schlechtem Gewissen.
>>Sie kennt die Wohnung wie ihre Westentasche<<, sagt Lauren. >>Ich bringe Camila weg. Sie versteckt sich hier irgendwo. Finden Sie sie. Wann kommt Mrs. Jones wieder?<<
>>Morgen Abend, Mrs.<<
>>Sie darf keinen Fuß in die Wohnung setzen, bevor sie nicht gründlich überprüft ist. Verstanden?<<, herrscht Lauren Ihnen.
>>Ja, Mrs. Wollen Sie nach Bellevue?<<
>>Ich werde meine Eltern nicht in die Sache hineinziehen. Reservieren Sie irgendwo was für mich.<<
>>Ja. Ich gebe Ihnen telefonisch Bescheid.<<
>>Reagieren wir nicht alle ein bisschen über?<<, frage ich.
>>Sie könnte eine Waffe haben<<, knurrt Lauren.
>>Lauren, sie stand am fußende des Bettes und hätte mich ganz leicht erschießen können, wenn sie das gewollt hätte.<<
Sie versucht, sich zu beruhigen. >>Ich bin nicht bereit, das Risiko einzugehen. Taylor, Camila braucht Schuhe.<<
Lauren verschwindet in ihrem begehbaren Kleiderschrank, während der Sicherheitsmann - ich glaube, er heißt Ryan - mich nicht aus den Augen lässt. Er blickt abwechselnd den Flur hinunter und zu den Balkonfenstern. Kurz darauf kehrt Lauren mit einer Kuriertasche aus Leder wieder und legt mir eine Jeansjacke um die Schultern.
>>Komm.<< Sie umfasst meine Hand und ich muss fast rennen, um mit ihr Schritt zu halten.
>>Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie sich hier irgendwo versteckt hält.<<
>>Es ist eine große Wohnung. Du weißt nicht, wie groß.<<
>>Warum rufst du sie nicht einfach und sagt ihr, dass du mit ihr reden möchtest?<<
>>Camila, sie ist psychisch labil und hat möglicherweise eine Waffe<<, entgegnet sie gereizt.
>>Das heißt, wir laufen einfach weg?<<
>>Erst einmal - ja.<<
Taylor gesellt sich im Vorraum zu uns und reicht mir meinen kleinen Koffer und meine schwarzen Chucks. Er hat tatsächlich meine Sachen für mich gepackt. Ich schenke ihm ein dankbares Lächeln, das er kurz erwidert. Einem plötzlichen Impuls folgend, umarme ich ihn. Er ist überrascht. Als ich ihn loslasse, hat er rote Wangen.
>>Seinen Sie vorsichtig<<, ermahne ich ihn.
>>Ja, Miss Cabello<<, murmelt er verlegen.
Lauren sieht mich Stirnrunzelnd an und Taylor, der gerade seine Krawatte zurechtrückt.

Die Garage ist um fast drei Uhr früh menschenleer. Lauren hält mir die Beifahrertür des R8 auf und verstaut unser Gepäck im Kofferraum. Die Reifen meines Audi sind zerstochen, er ist voll mit weißer Farbe. Ich bekomme eine Gänsehaut und bin nun doch dankbar, dass Lauren mich wegbringt.
>>Am Montag wird ein neues Auto geliefert<<, erklärt Lauren düster, als sie sich neben mich setzt.
>>Woher konnte sie wissen, dass das mein Wagen ist?<<
Sie seufzt. >>Sie hatte auch einen. Das Modell kaufe ich allen meinen Subs.<<
Ach. >>Dann war er also doch kein richtiges Geschenk zu Abschluss.<<
>>Camila, meinen Hoffnungen zum Trotz bist du nie meine Sub gewesen, also handelt es sich faktisch um ein Abschlussgeschenk.<< Sie lenkt den Wagen zur Ausfahrt.
Ihren Hoffnungen zum Trotz. Oh nein... Das ist der Punkt, auf den wir immer wieder zurück kommen.
>>Machst du dir nach wie vor Hoffnungen?<<, frage ich mit leiser Stimme.
Die Straßen von Seattle liegen verlassen da. Lauren braust die Fifth Avenue entlang in Richtung I-5. Sobald wir auf der interstate sind, tritt sie das Gaspedal durch und fährt nach Norden.
Lauren wirkt nachdenklich. Meine Frage hat sie nach wie vor nicht beantwortet. Sie sieht immer mal wieder in den Rückspiegel, um zu überprüfen, ob uns jemand folgt.
Ich blicke zum Fenster hinaus und versuche, mein erschöpftes, Hyperaktives Gehirn zu beruhigen.
>>Nein. Darauf mache ich mir keine Hoffnungen mehr. Ich dachte, das wäre klar<<, reißt Lauren mich aus meinen Gedanken.
Blinzelnd ziehe ich die Jeansjacke enger um meine Schultern. Ich weiß nicht, ob die Kälte aus meinem inneren kommt oder von außen.
>>Ich habe Angst, dass.... ich dir nicht Genüge.<<
>>Du bist mehr als genug. Camz, wie soll ich dir das noch beweisen?<<
Erzähl mir mehr von dir. Sag mir, dass du mich liebst.
>>Warum befürchtest du, dass ich dich verlasse?<<
Sie seufzt und schließt die Augen. Es dauert ziemlich lange, bis sie mir antwortet. >>Du hast keine Ahnung, wie verdorben ich bin, Camila. Und du sollst es sich nicht erfahren.<<
>>Meinst du wirklich, ich würde dich verlassen, wenn ich es wüsste?<< Begreift sie denn nicht, dass ich sie liebe? >>Hast du wirklich so wenig vertrauen zu mir?<<
>>Ich weiß, dass du gehen würdest<<, erwidert sie traurig.
>>Lauren, das ich glaube nicht. Ich kann mir ein Leben ohne dich nicht vorstellen.<< Niemals.
>>Du hast mich schon einmal verlassen - das möchte ich nicht wieder erleben.<<
>>Lucy hat gesagt, sie hätte sich letzen Samstag mit dir getroffen<<, flüstere ich.
>>Das stimmt nicht.<< Sie runzelt die Stirn.
>>Du bist also, nachdem ich dich verlassen hatte, nicht zu ihr gegangen?<<
>>Nein<<, zischt sie verärgert. >>Das habe ich dir doch schon gesagt. Ich mag es nicht, wenn jemand meine Aussagen anzweifelt. Ich habe letztes Wochenende zuhause den Segelflieger von dir zusammengebaut und ziemlich lange dazu gebraucht.<<
Also lügt Mrs. Vives. Warum?
>>Lucy denkt, ich würde mit all meinen Problemen zu ihr laufen, aber das stimmt nicht, Camila. Ich laufe zu niemanden. Dir dürfe aufgefallen sein, dass ich mich nicht jedem öffne.<<
Ihre Hände umklammern das Lenkrad fester.
>>Mike hat mir erzählt, dass du zwei Jahre lang nicht gesprochen hast.<<

Fifty Shades of Jauregui (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt