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Tut mir leid, dass so lange nichts kam. :(
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Ich biege auf den Parkplatz einen halben Block von SIP entfernt ein.
>>Ich begleite dich den restlichen Weg. Taylor kann mich vor dem Verlag abholen<<, sagt Lauren.

Mein Bleistiftrock macht es mir nicht gerade einfach, graziös aus dem Wagen zu steigen, wohingegen es Lauren mit der gewohnten mühelosen Eleganz eines Menschen gelingt, die sich in ihrer Haut wohlfühlt -oder zumindest den Anschein erweckt, als sei es so. Obwohl, jemand, die es nicht erträgt, von anderen berührt zu werden, kann sich unmöglich so wohl mit sich selbst fühlen.

Auf meinen Schreibtisch finde ich eine Notiz vor, mich sofort bei Elizabeth zu melden. Mir bleibt beinahe das Herz stehen.
Das wars - ich werde gefeuert.

>>Camila.<< Mit freundlicher Miene bedeutet Elizabeth mir, auf dem Stuhl vor ihrem Schreibtisch Platz zu nehmen.
Ich setze mich hin und sehe sie erwartungsvoll an. Hoffentlich bekommt sie nicht mit, dass mein Herz wie verrückt hämmert. Sie streicht sich ihr dichtes Haar aus dem Gesicht und blickt mich aus ihren ernsten Augen an.

>>Ich habe leider traurige Neuigkeiten.<<
Traurig? Oje.
>>Ich habe sie hergebeten, um Ihnen mitzuteilen, dass Matthew Hussey völlig überraschend aus dem Verlag ausgeschieden ist.<<
Ich laufe rot an. Für mich ist diese Neuigkeiten keineswegs traurig. Sollte ich ihr das vielleicht sagen?
>>Durch seinen überstürzen Abgang hat sich eine Vakanz ergeben, die wir gern mit Ihnen besetzen würden, bis wir einen passenden Nachfolger gefunden haben.<<

Wie bitte? Ich spüre, wie mir sämtliches Blut aus dem Gesicht weicht. Mit mir?

>>Aber ich bin doch erst seit kurzem hier.<<
>>Das stimmt, aber Matthew war immer sehr überzeugt von Ihren Fähigkeiten. All seine Hoffnungen ruhten auf Ihnen.<<
Mich möglichst schnell flachzulegen - das war das Einzige, worauf Matthew sich Hoffnungen gemacht hat.

>>Hier ist eine detaillierte Beschreibung seines Aufgabenbereiches. Lesen Sie sie sich in Ruhe durch. Wir sprechen später darüber.<<
>>Aber...<<
>>Bitte, ich weiß, es kommt alles ein bisschen unvorhergesehen, aber Sie stehen ja bereits mit Matthews Wichtigsten Autoren in Kontakt. Wir sind alle überzeugt, dass Sie es schaffen.<<
>>Okay.<< Ich glaube ich träume.
>>Denken Sie einfach in Ruhe darüber nach. In der Zwischenzeit können Sie ja Matthews Büro nehmen.<<

Sie steht auf - ein klares Zeichen, dass ich gehen darf.
>>Ich bin wirklich froh, dass er weg ist<<, sagt sie kaum hörbar, während ein gequälter Ausdruck in ihre Augen tritt.
Oh Gott, was hat er ihr angetan?

Ich kehre zu meinem Schreibtisch zurück und rufe Lauren an.
Sie meldet sich beim zweiten läuten.
>>Alles in Ordnung, Camila?<<, fragt sie besorgt.
>>Sie haben mir gerade Matthews Job gegeben - naja, vorübergehend <<, platzt es aus mir heraus.
>>Du machst Witze<<, flüstert sie schockiert.
>>Hast du da deine Finger drin?<< Meine Stimme klingt schärfer als beabsichtigt.
>>Nein, absolut nicht, nein. Ich meine, bei allem Respekt, Camila, aber du bist erst seit einer Woche dort. Ich meine es wirklich nicht böse, aber..<<
>>Das weiß ich auch. Offenbar hatte Matthew eine hohe Meinung von mir.<<
>>Ach, tatsächlich?<< Laurens Tonfall ist eisig. Sie stößt einen Seufzer aus.
>>Wenn sie der Meinung sind, dass du es hinkriegst, Baby, bin ich es auch. Glückwunsch. Vielleicht sollten wir deine Beförderung ja feiern.<<
>>Ja, wieso nicht. Und du bist ganz sicher, dass du damit nichts zutun hast?<<
Einen Moment lang herrscht schweigen in der Leitung, dann fragt sie drohend: >>Zweifelst du etwa an mir? Das macht mich stinksauer.<<
Du meine Güte, diese Frau geht wegen jeder Kleinigkeit in die Luft. >>Tut mir leid<<, entschuldige ich mich eilig.
>>Wenn du etwas brauchst, sag Bescheid. Ich bin hier. Und Camila?<<
>>Was?<<
Statt wie erwartet aufzulegen, höre ich, wie sie tief Luft holt.
>>Ich meine es ernst. Wenn du mich brauchst - ich bin hier.<<
Inzwischen ist ihr Tonfall versöhnlicher. Wie launenhaft diese Frau doch ist... Ihre Stimmung schwangt mit der Geschwindigkeit eines Metronoms im Presto- Modus um.

>>Okay, aber ich sollte jetzt Schluss machen. Ich muss mein neues Büro beziehen.<<
>>Wenn du mich brauchst... ich meine es ernst.<<
>>Ich weiß. Danke, Lauren. Ich liebe dich.<<
Ich spüre sie am anderen ende der Leitung Grinsen. Also habe ich es wieder einmal geschafft, ihre miese Laune zu zerstreuen.
>>Ich liebe dich auch, Camz.<<

Werde ich es jemals leid, diese Worte aus ihrem Mund zu hören?
>>Wir hören und später.<<
>>Ciao, ciao, Baby.<<

Ich lege auf und sehe zu Matthews Büro rüber. Mein Büro.
Heilige scheiße - Camila Cabello, Lektion. Wer hätte das gedacht.

Ich hätte im Zuge meiner Interimsbeförderung auch gleich im eine Gehaltserhöhung bitten sollen.

Was würde Matthew wohl sagen? Der Gedanke lässt mich erschaudern. Ich frage mich, wie er den morgen verbracht haben mag. Jedenfalls nicht in New York, wie er gedacht hatte.

Ich schlendere in mein neues Büro, setze mich an den Schreibtisch und lese mir die Stellenbeschreibung durch.

Um halb eins ruft mich Elizabeth an.
>>Um eins findet eine Besprechung im Konferenzraum statt, bei der wir Sie gern dabei hätten. Der Leiter des Verlags und auch alle anderen Lektoren werden dort sein.<<
Ach du Schande.
>>Muss ich irgendwas vorbereiten?<<
>>Nein, es ist nur unser informelles Verlagsmeeting, das wir einmal im Monat abhalten. Mittagessen gibt es auch.<<
>>Ich werde da sein<<, sage ich und lege auf.

Oh Scheiße! Eilig gehe ich die Autoren durch, mit denen Matthew gerade an einem Buchprojekt gearbeitet hat.

Ja, die habe ich so weit es geht im Griff.

Ich habe die fünf Manuskripte vor mir liegen, die er kaufen wollte, dazu zwei weitere, von denen ich finde, dass sie definitiv für eine Veröffentlichung infrage kommen.

Ich hole tief Luft. Unglaublich, dass es bereits Mittagszeit ist. Der Vormittag ist wie im Flug vergangen, und ich fühle mich toll, obwohl ich kaum weiß, wo mir der Kopf steht.

Mein elektronischer Terminkalender erinnert mich daran, dass ich einen Termin habe.

Oh nein - Taylor.
In all der Aufregung habe ich völlig vergessen, dass ich mit ihr zum Mittagessen verabredet bin.

Ich krame mein Handy aus der Tasche und wähle hektisch ihre Nummer. Aber niemand geht ran.

Zu allem Überfluss klopft es an der Bürotür.
Ethan.

>>Oh mein Gott, Ethan. Was machst du denn hier?<<
>>Ich wollte nachsehen wie es dir geht. Du siehst echt scharf aus, Cabello<<, begrüßt er mich mit einem anerkennenden Lächeln und umarmt mich kurz.

Fifty Shades of Jauregui (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt