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>>Ich wollte mich für Ihre großzügige Spende bedanken, Camila.<<
Er scheint herausfinden zu wollen, ob ich mir das leisten kann.
>>Mr. Jauregui...<<
>>Sagen Sie doch bitte Mike zu mir, Camila.<<
>>Danke. Ich bin unerwartet zu etwas Geld gekommen, das ich nicht brauche. Und es ist für einen guten Zweck.<<
Er bedankt sich mit einem Lächeln.
Ich nutze die Gelegenheit, ihm einige unverfängliche Fragen zu stellen.
>>Lauren hat mir von ihrer Vergangenheit erzählt, also ist es nur logisch, Ihre Arbeit zu unterstützen<<, sage ich in der Hoffnung, von Mike weiter Einblicke in das Leben seiner Tochter zu erhalten.
>>Hat sie das?<<, fragt Lauren überrascht. >>Das wundert mich. Sie üben definitiv einen positiven Einfluss auf sie aus, Camila. Ich glaube, ich habe sie noch nie so... unbeschwert erlebt.<<
Ich werde rot.
>>Tut mir leid, ich wollte Sie nicht in Verlegenheit bringen.<<
>>Sie ist eine sehr ungewöhnliche Frau<<, bemerke ich.
>>Allerdings<<, pflichtet Mike mir mit leiser Stimme bei.
>>Nach allem, was sie mir erzählt hat, scheint sie eine traumatische Kindheit gehabt zu haben.<<
Mike runzelt die Stirn und ich frage mich, ob ich zu weit gegangen bin.
>>Meine Frau hatte in der Notaufnahme des Krankenhauses Bereitschaft, als die Polizeibeamten sie gebracht haben. Sie war nur noch haut und Knochen und vollkommen dehydriert. Und hat sich geweigert zu sprechen. Fast zwei Jahre lang hat sie kein Wort gesagt. Das Klavierspielen hat ihr schließlich aus ihrem Schneckenhaus gelockt. Und natürlich Taylor. Wir wussten damals nicht einmal das sie ein Mädchen war. Sie wissen ja, nunja das sie etwas... anders ist, körperlich bezogen, weißt du bestimmt bereits. Wir haben es erst mitbekommen als sie weibliche Züge bekommen hat.<<
>>Sie spielt wunderschön. Und hat im Leben viel erreicht. Sie sind sicher stolz auf sie.<< Oh Gott. Lauren hat mehr durchgemacht als ich dachte.
>>Sehr sogar. Sie ist eine entschlossene, fähige, hochintelligente junge Frau. Aber unter uns, Camila, sie so wie heute Abend zu erleben - unbeschwert, ihrem Alter entsprechend -, ist eine wahre Freude für Ihre Mutter und mich. Ich glaube dafür haben wir Ihnen zu danken.<<
Ich werde tiefrot. Was soll ich darauf antworten?
>>Sie ist immer ein Einzelgänger gewesen. Wir haben schon gedacht, wir würden sie nie an der Seite einer Frau sehen. Wie auch immer Sie das machen - bitte hören Sie nicht auf. Wir möchten Lauren weiterhin glücklich erleben.<< Plötzlich verstummt er, als hätte er sich zu weit vorgewagt. >>Tut mir leid, ich hätte das nicht sagen sollen.<<
Ich schüttle den Kopf. >>Ich möchte auch, das sie glücklich ist<<, versichere ich ihm.
>>Ich freue mich jedenfalls sehr, dass Sie heute Abend hier sind. Es war mir ein großes Vergnügen, Sie miteinander zu sehen.<<
Als der Song verklingt, gibt Mike mich frei und verbeugt sich. Ich mache einen kleinen Knicks.
>>Genug mit alten Männern getanzt.<< Lauren gesellt sich zu uns.
Mike lacht. >>Verkneif dir mal das >alt<, auch ich hatte meine guten Zeiten.<< Mike zwinkert mir zu und verschwindet in der Menge.
>>Ich glaube, mein Dad mag dich<<, meint Lauren, während sie ihrem Vater nachblickt.
>>Wäre wohl auch schwer, mich nicht zu mögen, oder?<<
>>Wieder einmal ein berechtigtes Argument, Miss Cabello.<< Sie nimmt mich in die Arme, als die Band „It Had to Be You" anstimmt.
>>Tanz mit mir<<, flüstert sie verführerisch.
>>Mit Vergnügen, Mrs. Jauregui<<, sage ich lächelnd und sie wirbelt mich noch einmal über die Tanzfläche.

Um Mitternacht schlendern wir zwischen Zelt und Bootshaus zu den anderen Gästen an Wasser, um das Feuerwerk zu betrachten. Der Conférencier hat inzwischen das Ablegen der Masken erlaubt, damit wir das Spektakel besser verfolgen können.
Lauren schiebt mich vor sich und schlingt beide Arme um mich.
Plötzlich klingt laute klassische Musik von Dock herüber. Zwei Raketen sausen in die Luft, explodieren mit ohrenbetäubendem Knall über der Bucht und tauchen alles in glitzerndes Orange und weiß, das sich im ruhigen Wasser spiegelt. Mit leuchtenden Augen sehe ich zu, wie weitere Raketen abgefeuert werden und in einem Farbenregen zerbersten.
So etwas Eindrucksvolles kenne ich nur aus dem Fernsehen und da wirkt es nie so intensiv. Alles läuft im Takt zur Musik ab.
Als die Musik ihren Höhepunkt erreicht, steigen weitere Raketen auf.
Lauren verfolgt die sensationelle Show mit der gleichen kindlichen Begeisterung wie ich. Beim Finale erheben sich sechs Raketen in die Dunkelheit, explodieren gleichzeitig und hauchen uns in leuchtend goldenes Licht. Die Zuschauer klatschen laut.
>>Lauren... das war wunderschön.<<
>>Ja, aber jetzt ist es Zeit zu gehen.<< Aus ihrem Mund klingt das wie ein Versprechen.
Plötzlich bin ich sehr müde.
Die Menge löst sich auf. Lauren und Taylor tauschen wortlos Informationen aus.
>>Bleib noch einen Augenblick mit mir hier. Taylor möchte, dass wir warten, bis die Menge sich zerstreut hat.<<
>>Aspen<<, sagt sie, was mich hellhörig macht.
>>Oh, ich habe völlig vergessen, dafür zu zahlen<<, stelle ich entsetzt fest.
>>Du kannst einen Scheck schicken. Ich habe die Adresse.<<
>>Du warst echt sauer.<<
>>Ja.<<
Ich grinse. >>Du und deine toys. Das hast du dir selbst zuzuschreiben.<<
>>Sie hatten eine unübersehbare Wirkung auf Sie, Miss Cabello. Und am Ende gab es, wenn ich richtig entsinne, ein höchst befriedigendes Ergebnis.<< Sie schmunzelt lüstern. >>Wo hast du sie übrigens verstaut?<<
>>Die Silberkugeln? In meiner Handtasche.<<
>>Die hätte ich gerne wieder. Sie sind viel zu gefährlich für deine unerfahrenen Hänse.<<
>>Hast du Angst, dass sie erneut eine so unübersehbare Wirkung auf mich ausüben könnten, vielleicht mit jemanden anderem?<<
Ihre Augen funkeln. >>Ich hoffe, dass das nicht passiert<<,  antwortet sie. >>Aber um deine Frage zu beantworten, Camz, ich will deine Begierde ganz für mich allein.<<
Wow. >>Vertraust du mir denn nicht?<<
>>Doch, absolut. Könnte ich sie jetzt bitte zurückhaben?<<
>>Ich überlege es mir.<<
Ihre Augen verengen sich.
Von der Tanzfläche klingt erneut Musik herüber, diesmal eine dröhnende Discomusik mit Dj.
>>Möchtest du tanzen?<<
>>Ich bin hundemüde, Lauren. Wenn du nichts dagegen hast, würde ich gern gehen.<<
Lauren wirft einen fragenden Blick zu Taylor, der nickt, und wir machen uns auf den Weg zum Haus. Ich bin mehr als dankbar, dass Lauren meine Hand nimmt, denn von den hohen Schuhen tun mir die Füße höllisch weh.

Fifty Shades of Jauregui (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt