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Er hängt unschuldig neben den anderen, am Hacken neben der Tür. Zögernd streiche ich mit den Fingern über die Ledergürtel, die Flogger, die Paddles und die Peitschen.
Ich trete zum Bett, lasse mich auf die roten Satinlaken sinken und sehe mich um. Kann jemand, der so etwas tut, einfach damit aufhören? Es erscheint mir höchst unwahrscheinlich.
Neben mir steht die Bank, darüber befindet sich das Sortiment an Rohrstöcken. So viel. Dabei müsste einer reichen, oder? Aber je weniger ich darüber nachgrüble, desto besser. Mein Blick bleibt an dem breiten Tisch hängen, den wir noch nie ausprobiert haben. Keine Ahnung, wozu Lauren ihn benutzt. Schließlich setze ich mich auf die Ledercouch, die auf den ersten Blick nichts besonderes zu sein scheint - zumindest kann ich nirgends Fesselvorrichtungen oder Ähnliches entdecken. Ich werfe einen Blick hinter mich, wo die große Holzkommode steht. Meine Neugier ist erwacht. Was mag sie darin aufbewahren?

Ich ziehe die oberste Schublade auf und spüre, wie mein Herz zu wummern beginnt. Wieso bin ich auf einmal so nervös? Ich fühle mich, als würde ich etwas Verbotenes tun, was natürlich einerseits stimmt. Andererseits will sie mich schließlich heiraten, also....

Großer Gott, was ist das denn? Eine Auswahl an Instrumenten und bizarren Utensilien - keine Ahnung, was du alles ist und wozu es verwendet werden könnte - liegt sorgsam ausgebreitet darin. Ich nehme eines davon heraus. Es ist länglich und patronenförmig mit einer Art griff am Ende. Was stellt man nur mit so einem Ding an? Allmählich keimt ein erster Verdacht in mir auf. Es gibt verschiedene Größen davon. Ich stehe auf.

Lauren steht im Türrahmen und sieht mich mit undurchdringlicher Miene an. Wie lange steht sie schon da? Ich fühle mich wie auf frischer Tat ertappt.
>>Hi.<< Ich lächle nervös, wohl wissend, dass ich kreidebleich bin.
>>Was tust du da?<<, fragt sie mit sanfter Stimme, in der jedoch ein leicht drohender Unterton liegt.
Oje. Ist sie wieder sauer auf mich? Ich werde rot. >>Äh... mir war langweilig, und ich war neugierig.<< Es ist mir unendlich peinlich, dass sie mich erwischt hat. Sie hat doch gesagt, dass sie die nächsten zwei Stunden beschäftigt sein wird.
>>Das ist eine sehr gefährliche Kombination.<< Nachdenklich streicht sie sich mit dem Zeigefinger über ihre volle Unterlippe, ohne mich aus den Augen zu lassen.
Ich schlucke. Mein Mund fühlt sich trocken an.
Langsam tritt sie ein und schließt die Tür hinter sich. Ihre Augen glitzern wie flüssiges Gold. Oh Mann!
Scheinbar beiläufig beugt sie sich über die Kommode, trotzdem bin ich nicht sicher, ob ihre Lässigkeit wirklich echt ist.

>>Und was hat Ihre Neugier im speziellen geweckt, Miss Cabello? Vielleicht kann ich Sie ja aufklären.<<
>>Die Tür war nicht abgeschlossen... und... << Ich sehe sie mit angehaltenem Atem an, weil ich wieder einmal völlig verunsichert bin, wie ich ihre Reaktion einschätzen, oder was ich sagen soll.
Sie stützt ihre Ellenbogen auf die Kommode und legt ihr Kinn auf ihre gefalteten Hände.
>>Ich war heute hier drin und habe mich gefragt, was ich mit all den Sachen anstellen soll. Ich muss vergessen haben, wieder abzuschließen.<< Für den Bruchteil einer Sekunde verfinstert sich ihre Miene, als wäre es eine grobe Verfehlung gewesen, die Tür unverschlossen zu lassen.
Ich runzle die Stirn - Vergesslichkeit ist absolut untypisch für sie.
>>Ach ja?<<
>>Aber jetzt bist du hier. Und wie gewohnt neugierig <<, sagt sie sanft.
>>Du bist nicht sauer auf mich?<<, hauche ich.
Sie legt den Kopf schief. Ihre Mundwinkel heben sich.
>>Weshalb sollte ich sauer sein?<<
>>Ich hatte das Gefühl, ich dürfte diesen Raum nicht betreten... Außerdem bist du ständig sauer auf mich.<< Trotz meiner Erleichterung klinge ich ein wenig kleinlaut.
Wieder legt Lauren die Stirn in Falten. >>Das stimmt, du bist unerlaubt hier hereingekommen, aber ich bin trotzdem nicht sauer. Ich hoffe, dass du eines Tages hier mit mir leben wirst, und dann ist all das hier..<<, sie macht eine vage Geste durch den Raum, >>auch deines.<<
Mein Spielzimmer? Wow. Das muss ich erstmal verdauen.
>>Deshalb war ich heute hier drinnen. Ich habe mir überlegt, was ich mit den Sachen anstellen soll.<< Wieder tippt sie sich mit dem Finger gegen die Lippen. >>Bin ich wirklich die ganze Zeit sauer auf dich? Heute morgen war ich es jedenfalls nicht.<<
Das stimmt allerdings. Bei der Erinnerung an heute morgen ist die Zukunft des Spielzimmers vorübergehend vergessen, und ich muss lächeln.
>>Du warst richtiggehend ausgelassen. Und ich mag die ausgelassene Lauren.<<
>>Wirklich?<< Sie hebt die Augenbrauen. Ein schüchternes Lächeln erscheint auf ihren Zügen.
>>Was ist das hier eigentlich?<< Ich halte das patronenförmige Ding hoch.
>>Immer wild auf Informationen, Miss Cabello. Das ist ein Analstöpsel.<<
>>Oh...<<
>>Den habe ich für dich gekauft.<<
Wie bitte? >>Für mich?<<
Sie nickt langsam und beobachtet mich mit ernster, aufmerksamer Miene.
Ich runzle die Stirn. >>Du kaufst als für jede deiner Subs... neue... Äh.. Toys?<<
>>Ein paar Kleinigkeiten. Ja.<<
Okay... Ich schlucke. Ein Analstöpsel. Er ist aus Metall - das muss doch ziemlich unangenehm sein, oder nicht? Ich erinnere mich an unsere Diskussion über Sextoys und Hard Limits. Soweit ich mich erinnere, habe ich damals gesagt, ich würde irgendwann mal eines dieser Dinge ausprobieren. Aber nun, da ich ihn in der Hand habe, bin ich mir nicht mehr so sicher. Ich nehme den Stöpsel noch einmal in Augenschein und lege ihn in die Schublade zurück.
>>Und das hier?<< Ich ziehe eine längliche Kette hervor, die aus acht schwarzen, aneinandergereihten Gummikugeln unterschiedlicher Größe besteht.
>>Das sind Analkugeln<<, antwortet Lauren und beäugt mich immer noch aufmerksam.
Oh! Ich inspiziere sie mit faszinierendem Entsetzen. Alle acht Kugeln... in meinem Körper.. da hinten! Ich hatte keine Ahnung, dass es so etwas überhaupt gibt.
>>Ihre Wirkung ist ziemlich eindrucksvoll, wenn man sie mitten während des Orgasmus herauszieht<<, fügt sie sachlich hinzu.
>>Die sind also auch für mich?<<, frage ich mit kaum hörbarer Stimme.
>>Ja. Für dich.<< Sie nickt langsam.
>>Das hier ist offenbar die Analschublade.<<
Sie grinst. >>Wenn du so willst.<<
Ich schiebe sie hastig zu und spüre, wie mein Gesicht die Farbe einer Tomate annimmt.
>>Gefällt dir die Schublade etwa nicht?<<, fragt sie mit Unschuldsmiene.
Ich zucke mit den Achseln. >>An obersten Stelle meiner Weihnachtswunschliste stehen die Sachen jedenfalls nicht<<, antworte ich betont lässig, als Versuch, mein Entsetzen zu überspielen, und öffne zögernd die zweite Schublade.
Lauren grinst. >>In der nächsten Schublade findest du eine Auswahl an Vibratoren.<<
Eilig schließe ich sie wieder.
>>Und in der nächsten?<< Inzwischen hat meine Gesichtsfarbe zu aschgrau gewechselt, wenn auch vor Verlegenheit.
>>Jetzt wird es noch interessanter.<<

Fifty Shades of Jauregui (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt