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Den Blick fest auf ihn geheftet, richte ich meine ganze Konzentration auf das, was ich gleich tun werde - abgesehen davon, mich nicht zu übergeben und vor Angst ohnmächtig zu werden. Behutsam lege ich meine Hand auf seine. Er lächelt triumphierend. In diesem Moment packe ich seinen kleinen Finger und biege ihn mit einem Ruck nach hinten.
>>Ahh!<<, schreit er in einer Mischung aus Schmerz und Verblüffung auf und taumelt rückwärts, was mir Gelegenheit gibt, das Knie zu heben und es ihm mit einer kräftigen, ruckartigen Bewegungen zwischen die Beine zu rammen. Ich tauche nach nach links ab, gerade rechtzeitig, als seine Knie nachgeben und er mit einem schmerzerfüllten Stöhnen auf dem Küchenboden zusammensackt, die Hände fest um seine Weichteile gekrallt.
>>Fassen Sie mich nicht an. Nie wieder<<, knurrt ich. >>Ihre Termine und die Broschüren liegen auf meinem Schreibtisch. Ich gehe jetzt nach Hause. Gute Reise. Und in Zukunft holen Sie sich Ihren Scheiß Kaffee selbst.<<
>>Elende Schlampe!<<, schreit er mir hinterher, aber ich habe die Küche bereits verlassen.
Ich stürze zu meinem Schreibtisch, schnappe mir meine Jacke und meine Tasche und renne weiter zum Empfang, ohne sein Stöhnen und seine Flüche zu beachten. Ich stürme aus dem Gebäude und bleibe für einen kurzen Moment stehen, als mir die kühle Abendluft entgegenschlägt. Ich hole tief Luft und Ringe um Fassung. Doch als der Adrenalinstoß allmählich verebbt, fordert die Tatsache, dass ich den ganzen Tag noch nichts gegessen habe, ihren Tribut. Meine Beine geben unter mir nach, und ich sacke zu Boden.
Wie aus weiter Ferne beobachte ich das Szenario, das sich vor meinen Augen abspielt: Lauren und Taylor, beide in dunklen Mänteln und weißen Hemden, springen aus dem wartenden wagen und kommen auf mich zugelaufen. Lauren lässt sich neben mir auf die Knie fallen und sieht mich mit schreckgeweiteten Augen an. Sie ist hier! Das ist der einzige Gedanke, zu dem ich noch fähig bin.
>>Camz, Camz! Was ist los?<< Sie reißt mich an sich und beginnt hektisch, meine Arme und Beine nach Verletzungen abzusuchen.
Ich sinke gegen sie, als mich die Erleichterung und die Erschöpfung übermannen. Laurens Arme. In diesem Moment gibt es wohl nichts schöneres auf der Welt, als sie zu spüren.
>>Camz.<< Sie rüttelt mich sanft. >>Was ist los? Ist dir schlecht?<<
Ich schüttle den Kopf, wohl wissend, dass ich etwas sagen sollte.
>>Matthew <<, flüstere ich und registriere vage den Blick, den Lauren Taylor zu wirft, woraufhin dieser im Verlagsgebäude verschwindet.
>>Was hat dieser verdammte Drecksack mit dir gemacht?<<, fragt Lauren und zieht mich an sich.
Bei der Erinnerung an Matthews entseeltes Gesicht, als ich ihm den Finger nach hinten gebogen habe, spüre ich ein hysterisches kichern in meiner Kehle aufsteigen.
>>Das Problem ist wohl eher, was ich mit ihm gemacht habe.<<
Kaum ist das erste kichern über meine Lippen gedrungen, scheint der Damm gebrochen zu sein. Ich kann nicht mehr aufhören zu lachen.
>>Camz!<< Wieder packt Lauren mich bei den Schultern und schüttelt mich. Augenblicklich erstirbt mein kichern. >>Hat er sich angefasst?<<
>>Nur ein einziges Mal.<<
Ich spüre, wie Lauren sich vor Wut anspannt, ehe sie mich mühelos mit mir auf den Armen erhebt.
>>Wo ist dieses Arschloch?<<
Gedämpfte schreie dringen aus dem Gebäude. Lauren stellt mich auf dem Boden ab.
>>Kannst du stehen?<<
Ich nicke.
>>Geh nicht rein. Nicht, Lauren.<< Unvermittelt ist meine Angst wieder da - Angst davor, was Lauren mit Matthew anstellen wird.
>>Steig in den Wagen<<, bellt sie.
>>Lauren, nein.<< Ich greife ihren Arm.
>>Steig in den verdammten Wagen, Camz.<< Sie schüttelt meine Hand ab.
>>Nein! Bitte<<, flehe ich. >>Bleib bei mir. Lass mich nicht allein.<<
Mir bleibt keine andere Wahl, als mein ultimatives Druckmittel einzusetzen.
Aufgebracht fährt sie sich mit der Hand durchs Haar und sieht mich unschlüssig an. Die schreie im Haus werden lauter, dann verstummen sie unvermittelt.
Oh nein. Was hat Taylor mit ihm gemacht?
Lauren zieht ihr Handy heraus.
>>Lauren, er hat meine Mails gelesen.<<
>>Was?<<
>>Mein Mails an dich. Er wollte wissen, wo deine Mails an mich geblieben sind. Er hat versucht mich zu erpressen.<<
Lauren sieht mich an, als wolle sie mich umbringen.
Scheiße.
>>Verdammt!<<, stößt er hervor und wählt eine Nummer.
Oh nein. Das gibt Ärger. Und wen ruft sie an.
>>Kordei. Jauregui hier. Sie müssen auf den SIP- Hauptserver zugreifen und sämtliche Mails löschen, die Camila Cabello an mich geschickt hat. Dann checken Sie sämtliche File-Ordner von Matthew Hussey, ob sie dort irgendwo gespeichert sind. Wenn ja, löschen Sie sie ebenfalls ... Ja, alle. Jetzt gleich. Rufen Sie mich an, wenn Sie fertig sind.<<
Sie beendet das Gespräch und wählt eine zweite Nummer.
>>Roach. Jauregui hier. Hussey - ich will ihn weg haben. Auf der Stelle. Rufen Sie den Sicherheitsdienst. Sorgen Sie dafür, dass er seinen Schreibtisch räumt, sonst ist diese Firma hier morgen Geschichte. Sie haben alles, was Sie brauchen, um ihn vor die Tür zu setzen. Habe ich mich klar ausgedrückt?<< Sie lauscht kurz, dann legt sie, scheinbar zufrieden, auf.
>>Handy<<, stößt sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
>>Bitte sei nicht sauer auf mich.<<
>>Ich bin stinksauer auf dich<<, schnauzt sie mich an und fährt sich ein weiteres Mal mit der Hand durch ihre langen Haare. >>Steig jetzt in den Wagen.<<
>>Lauren, bitte...<<
>>Steig endlich in diesen verdammten Wagen, Camila, sonst sorge ich persönlich dafür, dass du es tust.<< Ihre Augen funkeln vor Zorn.
>>Bitte mach keine Dummheiten <<, bettle ich.
>>DUMMHEITEN?<<, schreit sie. >>Habe ich die gesagt, du sollst dieses beschissene Handy benutzen. Erzähl du mir nichts von wegen Dummheiten. Und Steig endlich in diesen verfickten Wagen - JETZT!<<
Kalte Angst steigt in mir auf. Das ist Lauren, wenn sie richtig sauer ist. In dieser Verfassung habe ich sie noch nie gesehen. Sie ist darauf und dran, komplett die Beherrschung zu verlieren.
>>Okay<<, murmle ich beruhigend. >>Aber bitte sei vorsichtig.<<
Sie presst ihre vollen Lippen zu einer schmalen Linie zusammen und deutet mit einer zornigen Geste auf den Wagen.
Ja, schon gut, ich hab's kapiert.
>>Bitte sei vorsichtig. Ich will nicht, dass dir etwas passiert. Das würde ich nicht überleben<<, flüstere ich.
Sie blinzelt und lässt ihren ausgestreckten Arm sinken, dann holt sie tief Luft. >>Ich werde vorsichtig sein<<, sagt sie eine Spur sanfter.
Gott sei dank. Ich gehen zum Wagen, öffne die Beifahrertür und steige ein. Doch als ich zusehe, wie sie im Gebäude verschwindet, beginnt mein Herz zu Hämmern. Was hat sie vor?
Ich warte. Und warte. Und warte. Fünf Minuten, die mir wie eine Ewigkeit vorkommen. Matthews Taxi fährt vor und hält hinter dem Audi. Zehn Minuten. Fünfzehn. Lieber Gott, was machen die bloß so lange dort drinnen? Und was ist mit Taylor? Die Warterei ist qualvoll.
Fünfundzwanzig Minuten später verlässt Matthew mit einem Pappkarton unter dem Arm das Haus, gefolgt von einem Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes. Wo zum Teufel war der Typ vorhin, als ich ihn gebraucht hätte?

Fifty Shades of Jauregui (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt