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Dann kommen Lauren und Taylor heraus. Matthew sieht ziemlich mitgenommen aus. Er geht geradewegs zum Taxi. Ein Glück, dass die Scheiben des Audis dunkel getönt sind, so dass er mich nicht sehen kann. Das Taxi fährt los - allerdings wohl kaum zum Flughafen.
In diesem Moment öffnet Lauren die Fahrertür und setzt sich hinters Steuer, während Taylor hinter mir einsteigt. Keiner von ihnen sagt etwas, als Lauren den Motor anlässt und sich in den Verkehr einfädelt. Ich riskiere einen kurzen Blick auf sie. Ihr Mund ist zu einer schmalen Linie zusammengepresst. Irgendwas scheint sie zu beschäftigen. Das Autotelefon läutet.
>>Jauregui<<, meldet sie sich barsch.
>>Mrs. Jauregui, Normani hier.<<
>>Kordei, ich habe den Lautsprecher an und bin nicht allein<<, warnt Lauren.
>>Es ist alles erledigt, Mrs. Aber ich habe noch etwas anderes auf Mr. Husseys Computer gefunden, worüber ich mit Ihnen reden muss.<<
>>Ich rufe Sie an, sobald ich zuhause bin. Danke, Kordei.<<
>>Kein Problem, Mrs Jauregui.<<
Lauren legt auf. Sie klingt viel jünger, als ich erwartet hätte.
Was könnte sie noch auf Matthews Computer gefunden haben?
>>Redest du mit mir?<<, frage ich leise.
Lauren wirft mir einen kurzen Blick zu, ehe sie ihn wieder auf die Straße richtet. Sie ist also immer noch sauer.
>>Nein<<, brummt sie verdrossen.
Oh... wieder mal.. wie kindisch. Ich schlinge die Arme um den Oberkörper und starre blicklos zum Fenster hinaus. Vielleicht sollte sie mich einfach vor meiner Wohnung absetzen, dann kann sie ihr „nicht reden" in Ruhe im Escala fortsetzen und uns beiden den unvermeidlichen Streit zu ersparen. Aber ich verwerfe den Gedanken sofort wieder. Ich will nicht, dass sie allein vor sich hin brütet. Nicht nach allem, was gestern vorgefallen ist.

Schließlich fährt sie vor dem Escala vor, steigt aus, umrundet den Wagen mit wenigen Schritten und öffnet mir die Tür.
>>Komm<<, befiehlt sie, während Taylor sich hinters Steuer setzt.
Ich ergreife ihre ausgestreckte Hand und folge ihr in das pompöse Foyer und zum Aufzug.
>>Lauren, wieso bist du denn so wütend auf mich?<<, frage ich leise, als wir auf den Aufzug warten.
>>Das weißt du ganz genau<<, brummt sie. Wir steigen ein.
>>Wenn dir etwas zugestoßen wäre, hätte ich den Typen kaltgemacht.<<
Laurens Ton ist so eisig, dass mir ein Schauder über den Rücken läuft.
Die Türen schließen sich.
>>Aber so werde ich mich damit begnügen, seine Karriere zu zerstören, damit dieser elende Jammerlappen keine Gelegenheit mehr bekommt, junge Frauen auszunutzen.<< Sie schüttelt den Kopf.
>>Großer Gott, Camz!<<
Sie drück mich in die Ecke der Aufzugkabine.
Sie packt mich bei den Haaren, zieht meinen Kopf nach hinten und presst ihre Lippen auf meinen Mund. Ich registriere die verzweifelte Leidenschaft in ihrem Kuss, die mich überrascht, auch wenn ich nicht sagen kann, warum. Ich spüre ihre Erleichterung und ihre Begierde, gepaart mit einen letzen Rest Wut, als ihre Zunge meinen Mund erkundet. Schließlich hält sie inne und sieht mich an, während sie mich mit ihrem gesamten Körpergewicht in der Ecke festhält, so das sich mich nicht bewegen kann. Atemlos klammere ich mich an sie fest und blicke in ihr wunderschönes Gesicht, auf dem nicht einmal ein Anflug von Humor zu erkennen ist.
>>Wenn dir etwas zugestoßen wäre... Wenn er dir etwas angetan hätte...<< Ein Schauder überläuft sie. >>Handy<<, befiehlt sie leise.
>>Ab sofort. Verstanden?<<
Ich nicke wortlos, unfähig, den Blick von ihren faszinierenden Augen zu lösen, die mich grimmig ansehen.

Als der Aufzug zum stehen kommt, lässt sie mich los. >>Er hat gesagt, du hättest ihm in die Eier getreten.<<
Ein Anflug von Bewunderung schwingt in ihrer Stimme mit, der mich hoffen lässt, dass sie mir verziehen hat.
>>Ja<<, erwidere ich.
>>Gut.<<
>>Das muss ich mir für den Notfall merken.<<
Sie reicht mir ihre Hand, die ich erleichtert ergreife. Ich glaube, noch wütender werde ich sie wohl kaum erleben.
>>Ich muss Normani zurückrufen, aber es wird nicht lange dauern.<< Sie verschwindet in ihrem Arbeitszimmer, während ich allein in dem großzügigen Wohnzimmer zurückbleibe.
Mrs. Jones ist in der Küche und legt letzte Hand an unser Abendessen. Ich bin völlig ausgehungert, trotzdem brauche ich dringend eine Beschäftigung
>>Soll ich Ihnen helfen?<<, frage ich
Sie lacht. >>Nein, Camila. Möchten Sie vielleicht etwas trinken? Sie sehen ziemlich erschöpft aus.<<
>>Ein Glas Wein wäre toll.<
>>Weiß?<<
>>Ja, bitte.<<
Ich setze mich auf einen der Barhocker, während sie mir ein kühles Glas Wein hinstellt. Keine Ahnung, was für ein Wein  es ist, jedenfalls schmeckt er köstlich und besänftigt augenblicklich meine angespannten Nerven. Was habe ich vor wenigen Stunden noch gedacht? Wie lebendig ich mich fühle, seit ich Lauren kenne? Wie aufregend mein Leben geworden ist? Liebe Güte, könnte ich vielleicht zur Abwechslung ein paar langweilige Tage bekommen?
Was, wenn ich Lauren nie begegnet wäre? Dann würde ich jetzt in meinem neuen Apartment sitzen und den Vorfall mit Ethan durchkauen, völlig traumatisiert von meiner Begegnung mit Matthew und in der Gewissheit, dass ich dem elenden Mistkerl am Freitag wieder gegenübertreten müsste. So hingegen stehen die Chancen gut, dass ich ihn im Leben nie wieder sehen muss. Aber für wen werde ich jetzt arbeiten? Ich runzle die Stirn. Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Habe ich überhaupt noch einen Job?
>>Guten Abend<<, sagt Lauren, als sie das Wohnzimmer betritt, und reißt mich aus meinen Grübeleien. Sie geht zum Kühlschrank und gießt sich ebenfalls ein Glas Wein ein.
>>Guten Abend, Mrs. Jauregui. Das Essen ist in zehn Minuten fertig, wenn es Ihnen recht ist.<<
>>Klingt gut.<<
Lauren hebt ihr Glas. >>Prost.<< Ich hebe ebenfalls mein Glas.
>>Was ist los?<<, fragt Lauren.
>>Ich weiß nicht, ob ich morgen noch einen Job habe.<<
Sie legt den Kopf schief. >>Willst du denn weiterhin einen?<<
>>Natürlich.<<
>>Dann hast du auch noch einen.<<
So einfach ist das, wenn man mit der Meisterin des Universums zusammen ist. Ich verdrehe die Augen, und sie lächelt.

Fifty Shades of Jauregui (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt