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>>Hat er das?<<, stößt Lauren zwischen zusammengepressten Zähnen hervor.
>>Ich hab ihn ausgefragt<<, gestehe ich verlegen.
>>Und was hat daddy noch gesagt?<<
>>Dass deine Mom Dienst hatte, als man dich damals ins Krankenhaus gebracht hat.<<
Lauren's Miene verändert sich nicht.
>>Und  dass das Klavierspielen und Taylor Dir geholfen haben.<<
Als sie ihren Namen hört, leuchten ihre Augen auf. >>Sie war ungefähr sechs Monate alt, als sie zu uns gekommen ist. Ich war begeistert, Chris weniger. Der hatte sich ja schon mit mir Auseinandersetzen müssen. Sie war einfach perfekt. Jetzt ist sie das natürlich nicht mehr<<, fügt sie hinzu.
Mir fällt ein, wie sie uns bei der Wohltätigkeitsveranstaltung einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, ich kann mir ein kichern nicht verkneifen.
Lauren sieht mich von der Seite an.
>>Finden Sie das amüsant, Miss Cabello?<<
>>Bei dem Fest wollte sie uns unbedingt auseinanderbringen.<<
Sie lacht spöttisch. >>Ja, das kann sie gut.<< Lauren drückt mein Knie. >>Aber am Ende haben wir es doch noch geschafft.<< Sie wirft wieder einen Blick in den Rückspiegel. >>Ich glaube nicht, dass uns jemand folgt.<< Sie lenkt den Wagen von der I-5 und fährt in Richtung Seattle Zentrum zurück.
>>Darf ich dir eine Frage über Lucy stellen?<<
Wir halten an einer Ampel.
Sie sieht mich misstrauisch an. >>Wenn es sein muss.<<
Ich lasse mich von ihrer Gereiztheit nicht abschrecken.
>>Du hast mir ganz am Anfang gesagt, dass sie dich auf eine Weise liebt, die du annehmen kannst.
Wie hast du das gemeint?<<
>>Liegt das nicht auf der Hand?<<, fragt sie.
>>Für mich nicht.<<
>>Ich konnte damals keinerlei Berührungen ertragen. Letztlich kann ich es immer noch nicht. Für ein vierzehn-, fünfzehnjähriges Mädchen, der die Hormone plagen, ist das ziemlich schwierig. Sie hat mir eine Möglichkeit gezeigt, Dampf ab zu lassen.<<
Oh. >>Taylor sagt, du hättest dich ständig geprügelt.<<
>>Herrgott, ist diese Familie geschwätzig. Nein du bist schuld.<<
Wieder halten wir an einer Ampel. >>Du entlockst den Menschen Informationen.<< Sie schüttelt den Kopf.
>>Taylor hat mir das von sich aus gesagt, weil sie Angst hatte, dass du einen Streit anfängst, wenn du es nicht schaffst, mich zu ersteigern<<, erklär ich.
>>Die Gefahr bestand gar nicht. Ich hätte es niemals zugelassen, dass jemand anderes mit dir tanzt.<<
>>Wer war eigentlich dein Konkurrent?<<
Ein leichtes Lächeln legt sich auf ihre Lippen.
>>Das war Dr. Flynn, mein Therapeut.<<
>>Dein Therapeut?<<, krächze ich.
>>Ja, bei ihm mache ich immer eine Ausnahme. Er ist ein langer Freund der Familie.<<
Lauren lenkt den Wagen in die Breite, baumgesäumte auffahrt des Fairmont Olympic Hotels und stellt ihn vor dem Eingang ab, neben einem pittoresken Springbrunnen aus Stein.
>>Komm.<< Sie steigt aus und nimmt unser Gepäck aus dem Kofferraum.
Ein Hoteldiener eilt uns überrascht über unsere späte Ankunft entgegen. Lauren wirft ihm die Autoschlüssel zu.
>>Auf den Namen Taylor<<, teilt sie ihm mit.
Der Hoteldiener nickt, springt mit glänzenden Augen in den R8 und fährt weg. Lauren nimmt meine Hand und wir betreten das Foyer.
An der Rezeption komme ich mir neben ihr lächerlich vor.
Ich stehe in zu großer Jeansjacke, ebenfalls zu großer Jogginghose und altem t-Shirt in Seattles prestigeträchtigstem Hotel. Kein Wunder, dass die Frau an der Rezeption Verständnislos von einem zum anderen blickt. Selbstverständlich ist sie überwältigt von Lauren. Ich verdrehe dich Augen, als sie tiefrot anläuft und zu stottern beginnt. Sogar ihre Hände zittern.
>>Brauchen Sie... Hilfe... mit dem Gepäck, Mrs. Taylor?<<, fragt sie.
>>Nein. Mrs. Taylor und ich kommen allein zurecht.<<
Mrs. Taylor! Weil ich keinen Ring trage, verstecke ich meine Hände hinter dem Rücken.
>>Wir haben die Cascade Suite im zehnten Stock für Sie reserviert, Mrs. Taylor. Unser Page hilft Ihnen mit dem Gepäck.<<
>>Danke, wir kommen allein zurecht<<, wiederholt Lauren.
>>Wo sind die Aufzüge?<<
Sie erklärt Lauren den Weg und abermals ergreift Lauren meine Hand. Ich sehe mich kurz in den luxuriösen Foyer mit den Sitzgelegenheiten um, die bis auf ein gemütliches Sofa leer sind. Auf dem sitzt eine dunkelhaarige Frau, die ihren Terrier mit Leckereien füttert. Als wir zum Lift gehen, hebt sie lächelnd den Blick. In einem so elegantem Hotel sind Tiere erlaubt?
Die Suite, in der ein Flügel steht, besteht aus zwei Schlafzimmern und einem Speisehaus. Sie ist größer als Dinah's und meine Wohnung.
>>Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen geht, Mrs. Taylor, aber ich könnte einen Drink vertragen<<, erklärt Lauren und verschließt die Tür hinter uns.
Im Schlafzimmer legt sie meinen Koffer und ihre Tasche auf die Polstertruhe am Fußende des Kingsize-Himmelbettes und führt mich in den Wohnbereich, wo ein Kaminfeuer munter vor sich hin flackert. Ich wärme mir daran die Hände, während Lauren die Drinks einschenkt.
>>Armagnac?<<
>>Ja, gern.<<
Sie reicht mir ein Brandyglas aus Kristall.
>>Was für ein Tag.<<
Ich nicke, während sie mich besorgt mustert.
>>Alles okay<<, versichere ich ihr.
>>Ich würde gern das Glas leeren und mich dann, wenn du nicht zu müde bist, im Bett in dir verlieren.<<
>>Ich denke, das lässt sich machen, Mrs. Taylor<<, sage ich mit einem verlegenem Lächeln, als sie aus Schuhen und Socken schlüpft.
>>Mrs. Taylor, kauen Sie bitte nicht auf Ihrer Lippe herum.<<
Ich werde rot.
>>Du überrascht mich immer wieder, Camila. Selbst nach so einem Tag wie heute läufst du nicht jammernd oder schreiend davon. Alle Achtung. Du bist eine sehr starke Frau.<<
>>Und du ein guter Grund zu bleiben. Ich habe dir doch erklärt, dass ich dich nicht verlasse, Lauren. Du weißt, was ich für dich empfinde.<<
Ihre Stirn legt sich in Falten. Ach, Lauren, was muss ich noch tun, damit du mir glaubst?
Lass dich von ihr versohlen, empfiehlt mir mein Unterbewusstsein mit einem höhnischen Lächeln.
>>Wo willst du Ty's Porträts von mir aufhängen?<<, erkundige ich mich, um sie abzulenken.
>>Kommt darauf an.<<
>>Worauf?<<
>>Auf die Umstände. Die Ausstellung läuft noch, also muss ich mich nicht sofort entscheiden.<<
Ich lege den Kopf ein wenig schief.
>>Sie können so streng schauen, wie sie wollen, Mrs. Taylor. Aus mir bekommen sie nichts heraus.<<
>>Vielleicht muss ich die Wahrheit aus Ihnen herausprügeln?<<
Sie hebt eine Augenbraue. >>Camila, keine Versprechungen, die du nicht halten kannst.<<

Fifty Shades of Jauregui (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt