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Ich starre sie wütend an.
Sie zuckt verlegen mit den Achseln. >>Die kannst du behalten<<, sagt sie kleinlaut.
>>Vielen dank<<, fauche ich zurück und blättere die Mappe durch. Sie hat doch tatsächlich eine Kopie meiner Geburtsurkunde, dazu die Liste meiner Hard Limits, die Verschwiegenheitsvereinbarung, der Vertrag und - nicht zu fassen! - meine Social-Security-Nummer, meinen Lebenslauf und meine Arbeitspapiere.
>>Du hast gewusst, dass ich bei Clayton's arbeite?<<
>>Ja.<<
>>Und du hast nicht zufällig vorbeigeschaut?<<
>>Nein.<<
Ich weiß nicht, ob ich wütend sein oder mich geschmeichelt fühlen soll.
>>Ganz schön abgefuckt, das ist Dir schon klar, oder?<<
>>Ich sehe das nicht so. Bei meinem Lebensstil muss ich vorsichtig sein.<<
>>Aber das sind vertrauliche Unterlagen.<<
>>Ich treibe keinen Missbrauch mit den Unterlagen. Außerdem kann jeder, der sich dafür interessiert, sie besorgen, Camila. Um Kontrolle zu haben, brauche ich Informationen. Das war immer schon mein Arbeitsstil.<<
>>Du treibst sehr wohl Missbrauch mit den Informationen. Du hast vierundzwanzigtausend Dollar auf mein Konto überwiesen, die ich nicht wollte.<<
Sie presst die Lippen zusammen. >>Ich habe Dir das doch erklärt. Mich wundert es ja auch.<<
>>Aber der Audi...<<
>>Camila, machst du dir eigentlich eine Vorstellung davon, wie viel ich verdiene?<<
Ich werde rot. >>Warum sollte ich? Dein Kontostand interessiert mich nicht, Lauren.<<
Ihr Blick wird sanfter. >>Ich weiß. Das gehört zu den Dingen, die ich an Dir liebe.<<
Dinge, die sie an mir liebt?
>>Camz, ich verdiene grob geschätzt einhunderttausend Dollar die Stunde.<<
Mir fällt die Kinnlade herunter. Das ist öbszön viel Geld.
>>Vierundzwanzigtausend Dollar sind nichts. Der Wagen, die Tess-Bücher, die Kleider, das sind peanuts.<<
Sie hat wirklich keine Ahnung, was ich meine. Wer hätte das gedacht. Mir wird ihr Grundproblem klar - sie kann sich das einfach nicht vorstellen, wie ich mich bei solch einer... Großzügigkeit fühle.
Das ist er, der Kern von Lauren mit den tausend Facetten. Sie kann sich nicht in mich hineinversetzen.
>>Ich meine, du bist wirklich sehr großzügig aber ich fühle mich nicht wohl dabei. Das habe ich dir oft genug erklärt.<<
Sie seufzt. >>Aber ich möchte dir die Welt zu Füßen legen.<<
>>Ich will aber nur dich, Lauren, ohne das ganze drum und dran.<<
>>Das gehört aber dazu. Zu mir.<<
Oje, so kommen wir nicht weiter.
>>Sollen wir etwas essen?<<, frage ich. Diese ständige Anspannung zwischen und zerrt an meinen Kräften.
>>Ja.<<
>>Ich koche uns was.<<

Nach einem Blick in den Kühlschrank, in dem ich sogar gekochte Kartoffeln finde, entscheide ich mich für spanisches Omelette, das sich schnell und leicht zubereiten lässt. Lauren ist in ihrem Arbeitszimmer. Wahrscheinlich holt sie wieder sensible Informationen über eine Arme, nichts ahnende Seele ein.
Beim Kochen brauche ich Musik. Ich hole Lauren's iPod von seinem Platz neben dem Kamin. Bestimmt sind noch mehr von Demis Songs darauf, schießt es mir durch den Kopf und dieser Gedanke gefällt mir überhaupt nicht.
Wo sie wohl steckt?, frage ich mich.
Auf der Suche nach etwas Fröhlichem scrolle ich die lange Playlist durch. Hm, Beyonce - scheint mir nicht Lauren's Geschmack zu sein. Crazy in Love. Wie passend.
Zu der lauten Musik tänzle ich in die Küche zurück und nehme eine Schale aus dem Schrank, Eier, Kartoffeln und Schinken aus dem Kühlschrank und Erbsen aus der Tiefkühltruhe. Dann stelle ich eine Pfanne auf den Herd, gebe ein wenig Olivenöl hinein und schlage die Eier.
Kein Einfühlungsvermögen, denke ich. Ist das nur Lauren's Problem? Keine Ahnung.
Ich wünschte, Dinah wäre hier, sie würde es wissen. Sie ist schon zu lange auf Barbados. Ende nächster Woche wird sie nach dem Anschlussurblaub mit Chris zurückkommen. Ob es dann immer noch Lust auf den ersten Blick für sie ist?
Einer der Dinge, die sie an mir liebt.
Ich höre auf, die Eier zu schlagen. Ja, das hat sie gesagt. Bedeutet das, das sie noch andere Dinge an mir liebt? Zum ersten Mal, seit der Begegnung mit Mrs. Vives lächle ich - ein echtes, von Herzen kommendes Lächeln.
Lauren legt von hinten die Arme um mich. >>Interessante Musikwahl<<, schnurrt sie, während sie mich knapp unter dem Ohr küsst. >>Deine Haare riechen gut.<< Sie drückt ihre Nase hinein und atmet ihren Geruch ein.
Sofort ziehen sich die Muskeln in meinem Unterleib zusammen. Verdammt, nein. Ich löse mich aus ihrer Umarmung.
Sie dreht sich um, nimmt die Fernbedienung in die Hand und schaltet die Musik aus.
>>Hast du das auf deinen iPod geladen?<<, erkundige ich mich.
Sie schüttelt den Kopf. Es war tatsächlich Demi.
>>Warum sind ihr Songs immer noch auf deinem iPod?<<
>>Der Song gefällt mir. Aber wenn dich das stört, lösche ich ihn.<<
>>Nein, nicht nötig.<<
Sie geht zur Hi-Fi-Anlage, während ich mich wieder den Eiern zu wende.
Kurz darauf erfüllt die gefühlvolle Stimme von Nina Simone den Raum mit: I Put a Spell on You.
Ich werde rot. Was will Lauren mir damit sagen? Sie hat mich sofort in ihren Bann geschlagen. Oje.. Ihr Blick hat sich verändert, ist dunkler geworden, ihre Leichtigkeit ist verschwunden.
Ich beobachte fasziniert, wie sie träge wie eine Raubkatze zu der sinnlichen Musik auf mich zu schleicht. Sie ist barfuß, trägt ein weißes Hemd über der Jeans und mustert mich mit diesem glühenden Blick.
Nina singt: >you're Mine<, also Lauren mich erreicht.
>>Lauren, bitte<<, flüstere ich. Plötzlich weis ich nicht mehr, warum ich den Schneebesen in der Hand halte.
>>Bitte was?<<
>>Mach das nicht.<<
>>Was?<<
>>Das.<<
>>Bist du sicher?<<, raut sie, nimmt mir den Schneebesen aus der Hand und legt ihn in die Schale mit den Eiern. Ich will das nicht - oh doch, ich will es sogar sehr. Sie ist so frustrierend und gleichzeitig so erotisch. Ich reiße mich von ihrem intensiven Blick los.
>>Ich begehre dich, Camila. Ich liebe und Hasse es, mit dir zu streiten. Das ist ein sehr neues Gefühl für mich. Ich muss wissen, dass mit uns alles in Ordnung ist und das ist meine einzige Möglichkeit, das festzustellen.<<
>>Meine Gefühle für dich habe sich nicht verändert<<, flüstere ich.
Ihre körperliche Nähe überwältigt mich. Wieder spüre ich diese vertraute Anziehungskraft. Als mein Blick auf ihre Brüste fällt, beiße ich mir wollüstig auf die Lippe - ich will wissen, wie sie dort schmeckt.
Sie steht so dicht vor mir, ohne mich zu berühren, dass ich ihre Körperwärme auf meiner Haut spüre.
>>Ich rühre dich erst an, wenn du es mir erlaubst<<, sagt sie leise.

Fifty Shades of Jauregui (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt