Ich stoße den Atem aus - mir war gar nicht bewusst, dass ich ihn angehalten hatte -, lasse mich in die Kissen zurückfallen und starre an die Decke.
Können wir jemals ein normales Gespräch führen, ohne dass es in einen Streit ausartet? Es ist so ermüdend.
Wir kennen uns schlicht und einfach nicht besonders gut. Will ich allen Ernstes bei ihr einzigen? Ich weiß ja noch nicht einmal, ob ich ihr Tee oder einen Kaffee machen soll, während sie arbeitet. Soll ich sie überhaupt bei der Arbeit stören?
Ich habe keine Ahnung, was sie mag und was nicht.
Wie es aussieht, hat sie das Thema Lucy gründlich satt - und natürlich hat sie völlig recht. Ich sollte es gut sein lassen. Wenigstens erwartet sie nicht, dass sie meine Busenfreundin wird, und ich hoffe, dass sie endlich damit aufhört, mich zu einem Treffen überreden zu wollen.
Ich stehe auf, öffne die Balkontür und trete hinaus vor die verglaste Brüstung, auch wenn ich mich dort nie recht wohlfühlen.
Die Luft hier oben ist ziemlich kalt.
Ich blicke auf das glitzernde Lichtermeer von Seattle hinab. Lauren ist so verdammt isoliert in dieser Festung, so weit weg von allem und für niemanden greifbar. Gerade eben hat sie mir gestanden, dass sie mich liebt, und dann passiert dieser ganze Mist. Nur wegen dieser grässlichen Frau. Ich verdrehe die Augen. Das Leben mit Lauren ist verdammt kompliziert. Sie ist so verdammt kompliziert.
Mit einem letzen Blick auf die Stadt, die wie ein goldener Teppich zu meinen Füßen ausgebreitet daliegt, gehe ich wieder hinein und beschließe, Alejandro anzurufen. Es ist schon eine ganze Weile her, seit wir das letze mal voneinander gehört haben.Unser Gespräch ist wie gewohnt kurz, aber ich vergewissere mich, dass es ihm gut geht und ich ihn störe, weil gerade ein wichtiges Fußballspiel im Fernsehen läuft.
>>Ich hoffe, mit Lauren läuft es gut<<, sagt er beiläufig, aber mir ist klar, dass er nur aus Höflichkeit fragt.
>>Ja. Alles bestens.<< Sozusagen. Und ich werde sogar bei ihr einzigen, allerdings haben wir noch nicht genau besprochen, wann.
>>Ich hab dich lieb, Dad.<<
>>Ich dich auch, Mila.<<
Ich lege auf und sehe auf die Uhr. Es ist gerade mal zehn.
Irgendwie bin ich rastlos. Unsere Auseinandersetzung hat mir die Laune verdorben.
Ich gehe unter die Dusche, kehre und ins Schlafzimmer zurück und trete vor den Schrank mit den Nachthemden. Lauren mault ständig, weil ich am liebsten im T-Shirt schlafe. Ich entscheide mich für das rosafarbene Nachthemd. Der weiche, fließende Stoff liebkostet meine Haut - ein Gefühl von purem Luxus. Ich drehe mich im Spiegel um. Wow! Ich sehe aus wie ein Filmstar aus den Dreißigern. Es ist lang und elegant - so gar nicht mein Stil.
Ich nehme den dazu passenden Morgenrock vom Bügel und beschließe, mir ein Buch aus Laurens Bibliothek zu holen. Natürlich könnte ich auch auf meinem iPad lesen, aber im Moment steht mir der Sinn nach Tröstlichkeit und Wärme eines richtigen Buches. Ich werde Lauren lieber in Ruhe lassen. Vielleicht kehrt ja ihre gute Laune zurück, wenn sie mit der Arbeit fertig ist.Die Bibliothek ist riesig. Allein die Titel auf den Buchrücken zu lesen, würde eine halbe Ewigkeit dauern. Mein Blick fällt auf den Billardtisch. Prompt treibt mir die Erinnerung an unser kleines Abenteuer von gestern Abend die Röte ins Gesicht. Beim Anblick des Lineals auf dem Boden muss ich grinsen. Ich hebe es auf und lasse es gegen meine Handfläche schnellen. Aua! Es tut weh.
Wieso ertrage ich nicht ein bisschen mehr Schmerz, um sie glücklich zu machen? Niedergeschlagen lege ich es auf den Schreibtisch und mache mich auf die Suche nach einem guten Buch.
Bei der Mehrzahl der Bücher handelt es sich um Erstausgaben. Wie kann sie in so kurzer Zeit eine so beeindruckende Sammlung zusammenbekommen haben? Vielleicht umfasst Taylors Aufgabengebiete ja auch die Jagd auf Bücher. Ich entscheide mich für Rebecca von Daphne du Maurier. Das habe ich seit einer Ewigkeit nicht mehr gelesen. Lächelnd kuschle ich mich in einen der üppigen Ledersessel und lese den ersten Satz:Gestern Nacht träumte mir, ich sei wieder in Manderley...
Ich schrecke aus dem Schlaf, als Lauren die Arme um mich legt.
>>Hey<<, sagt sie leise. >>Du bist eingeschlafen. Ich habe dich überall gesucht.<< Sie presst ihre Nase in mein Haar. Ich Schlinge die Arme um ihren Hals und atme tief ihren Geruch ein - ach, sie riecht immer so lecker -, als sie mich ins Schlafzimmer trägt.
Sie legt mich aufs Bett und deckt mich zu.
>>Schlaf, Baby<<, flüstert sie und drückt mir einen Kuss auf die Stirn.Ich schrecke aus einem wirren Traum hoch und weiß einen Moment lang nicht, wo ich bin. Beklommen starre ich zum Fußende, doch da ist niemand. Aus dem Wohnzimmer wehen leise die Klänge einer Klaviersonate herüber.
Wie spät ist es? Ich sehe auf den Wecker - zwei Uhr früh. Hat Lauren überhaupt geschlafen? Der Stoff des Morgenrocks, den ich immer noch trage, hat sich ein meinen Beinen verheddert. Ich befreie die aus den Stoffbahnen, stehe auf und gehe ins Wohnzimmer hinüber.
Einen Moment lang bleibe ich im Dunkeln stehen und lausche ihr. Lauren sitzt wieder in einer Blase aus weichem Licht und ist völlig in der Musik versunken. Die Melodie des Stücks ist sehr beschwingt und kommt mir teilweise bekannt vor, obwohl sie recht komplex ist. Sie spielt unglaublich gut.
Wieso schafft sie es immer wieder, mich in Erstaunen zu versetzen?
Trotzdem ist irgendwas anders als sonst. Erst jetzt bemerke ich, dass der Deckel des Flügels heruntergeklappt ist, so dass ich einen ungehinderten Blick auf die habe. Sie hebt den Kopf. Unsere Blicke begegnen sich. Ihre Augen schimmern Grau im diffusen Schein der Lampe. Ungerührt spielt sie weiter, während ich den Raum durchquere und sie meinen Anblick regelrecht in sich aufzusaugen scheint. Ihre Augen leuchten. Als ich vor ihr stehe, hört sie zu spielen auf.
>>Wieso hast du aufgehört? Das war schön.<<
>>Hast du eine Ahnung, wie verführerisch du aussiehst?<< Ihre Stimme ist butterweich.
Oh.
>>Komm ins Bett<<, flüstere ich. Ihre Augen beginnen zu glühen, als sie die Hand nach mir ausstreckt. Ich ergreife sie. Unvermittelt zieht sie mich auf ihren Schoß, schlingt die arme um mich und liebkostet meinen Hals. Ein lustvoller Schauder überläuft mich.
>>Wieso streiten wir uns eigentlich?<<, raut sie und fängt an, an meinem Ohrläppchen zu knabbern.
Mein Herz setzt einige Schläge lang aus, dann hämmert es wild, und mein Blut jagt heiß durch meine Adern.
>>Weil wir uns allmählich kennen lernen und du sturköpfig und übellaunig, launisch und schwierig bist<<, stoße ich atemlos hervor und neige den Kopf leicht zur Seite, um ihr einen leichteren Zugang zu meinem Hals zu gewähren. Die streicht mit der Nase an meinem Hals entlang, und ich spüre, wie sie lächelt.
>>Das stimmt, all das bin ich, Camz.<<
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Fifty Shades of Jauregui (2)
FanfictionAlle Rechte gehen an die Originale Autorin. NICHT MEINE GESCHICHTE! G!p Lauren (don't like it, don't read it!) (Original Autorin: E.L. James //Fifty shades of grey| gefährliche Liebe)