2

1.4K 63 3
                                    

Meine Augen werden feucht. Ich springe von meinem Schreibtischstuhl auf und flüchte in die Toilette. Ty's Vernissage! Die hatte ich völlig vergessen. Lauren hat Recht. Wie soll ich da hinkommen?
Ich Presse meine Hand gegen die Stirn. Warum hat ty nicht angerufen? Oder besser gesagt - warum hat überhaupt keiner angerufen? In meiner Geistesabwesenheit habe ich gar nicht bemerkt, das mein Handy stumm geblieben ist.
Gott, bin ich dämlich! Meine Gespräche werden wahrscheinlich nach wie vor auf den BlackBerry umgeleitet. Was bedeutet, das Lauren meine Anrufe bekommt. Es sei denn, sie hat den BlackBerry weggeworfen. Aber woher hat sie meine E-Mail-Adresse im Büro? Sie kennt meine Schuhgröße, eine E-Mail-Adresse dürfte wirklich kein Problem für sie sein.
Kann ich es ertragen, sie wieder zu sehen? Will ich das überhaupt? Ich schließe meine Augen und lege den Kopf in den Nacken. Natürlich will ich sie Wiedersehen.
Vielleicht sollte ich ihr sagen, dass ich es mir anders überlegt habe... Nein, nein, nein. Ich kann nicht mit jemanden zusammen sein, der darauf steht, mir Schmerzen zuzufügen, mit jemanden, der nicht fähig ist, mich zu lieben. Quälende Erinnerungen steigen hoch - das Segelfliegen, das Händchenhalten, die Küsse, die Badewanne, ihre Zärtlichkeit, ihr Humor und ihr dunkler, sexy Blick. Fünf Tage ohne sie, fünf Tage der Qual, die sich anfühlen wie eine Ewigkeit. Ich Schlinge die Arme um meinen Körper. Sie fehlt mir. Sie fehlt mir wirklich... Und ich liebe sie. So einfach ist das.
Ich wünschte ich hätte nicht Schluss gemacht, wünschte, sie könnte anders sein, wünschte, das wir zusammen wären. Wie lange wird dieses scheußliche Gefühl anhalten? Es ist die reinste Hölle.
Camila Cabello, du bist bei der Arbeit! Ich muss mich zusammmenreißen. Außerdem will ich zu Ty's Ausstellungseröffnung, und die Masochistin in mir möchte Lauren Wiedersehen. Ich hole tief Luft und kehre an meinen Schreibtisch zurück.
———————————————————————————————
Von: Camila Cabello
Betreff: Morgen
Datum: 8. Juni 2018, 14:25 Uhr
An: Lauren Jauregui

Hi Lauren,
danke für die Blumen; sie sind wunderschön. Ja, ich würde mich freuen, wenn du mich hinbringen könntest.
Danke.

CAMILA CABELLO
Assistentin des Cheflektors, SIP
———————————————————————————————

Meine Telefonate werden tatsächlich auf meinen BlackBerry umgeleitet. Da Matthew in einer Besprechung ist, kann ich es wagen, kurz Ty anzurufen.
>>Hi, Ty. Ich bin's Mila.<<
>>Hallo Fremde.<<
Er klingt so freundlich und erfreut, dass ich fast in Tränen ausbreche.
>>Ich kann nicht lange reden. Wann beginnt deine Vernissage morgen?<<
>>Du kommst also?<<, fragt er aufgeregt.
>>Ja, natürlich.<< Als ich mir sein breites Lächeln vorstelle, gelingt mir zum ersten Mal seit fünf Tagen ein echtes Lächeln.
>>Um halb acht.<<
>>Gut, dann also bis morgen. Bye, Ty.<<
>>Bye, Mila.<<

__________________________________________
Von: Lauren Jauregui
Betreff: Morgen
Datum: 8. Juni 2018, 14:34 Uhr
An: Camila Cabello

Liebe Camila,
Portland ist ein ganzes Stück weit weg. Ich hole dich um 17:45 Uhr ab.
Ich freue mich darauf, dich wiederzusehen.

LAUREN JAUREGUI
CEO, Jauregui Enterprises Holdings, Inc.
———————————————————————————————
Von: Camila Cabello
Betreff: Morgen
Datum: 8. Juni 2018, 14:38 Uhr
An: Lauren Jauregui

Bis dann

CAMILA CABELLO
Assistentin des Cheflektors, SIP
———————————————————————————————

Ich werde Lauren Wiedersehen! Zum ersten Mal seit fünf Tagen bessert sich meine Stimmung ein wenig. Wie es ihr wohl in der Zwischenzeit ergangen ist? Habe ich ihr gefehlt? Wahrscheinlich nicht so sehr wie sie mir. Hat sie eine neue Sklavin gefunden? Die Vorstellung tut so weh, das ich sie sofort verdränge.
Am Abend wälze ich mich im Bett hin und her, aber immerhin weine ich mich nicht in den Schlaf. Ich erinnere mich an Lauren's gequälte Mine, als ich sie verlassen habe. Sie wollte mich nicht gehen lassen. Warum nicht? Wieso sollte ich in so einer verfahrenen Situation bleiben? Wir sind beide unseren eigenen Problemen ausgewichen - meiner Angst vor Bestrafung, Ihrer Angst vor... was? Liebe? Traurig Schlinge ich meine Arme um das Kissen. Sie meint, sie verdient es nicht, geliebt zu werden. Warum? Hat es mit ihrer Kindheit zutun? Mit ihrer leiblichen Mutter, der Crackhure? Der Gedanke quält mich bis in die frühen Morgenstunden, als ich schließlich in unruhigen, erschöpften Schlaf falle.

Der Tag zieht sich endlos hin, und Matthew ist über alle Maßen anhänglich. Vermutlich liegt das an Dinah's pflaumenfarbendem Kleid und den schwarzen High Heels, die ich aus ihrem Schrank gemopst habe. Ich beschließe, von meinem ersten Gehalt Klamotten kaufen zu gehen. Da Kleid Sitz deutlich lockerer als das letze mal, was ich zu ignorieren versuche. Endlich ist es halb sechs. Nervös schnappe ich mir Jacke und Handtasche. Verdammt, gleich sehe ich sie wieder!
>>Haben sie etwas vor?<<, erkundigt sich Matthew.
>>Ja. Nein. Nicht wirklich.<<
Er hebt interessiert die Augenbraue. >>Mit der Freundin?<<
Ich werde rot. >>Nein, mit einer Freundin. Einer Ex.<<
>>Hätten Sie Lust, morgen nach der Arbeit auf einen Drink zu gehen? Sie hatten eine super erste Woche, Mila. Das muss gefeiert werden.<< Über sein Gesicht huscht ein Ausdruck, der mich verunsichert. Die Hände in den Taschen, schlendert er durch die Doppeltür. Ich runzle die Stirn. Drinks mit den Chef, ist das eine gute Idee?
Ich schüttle den Kopf. Zuerst muss ich den Abend mit Lauren Jauregui überstehen. Nur wie? Ich haste in die Toilette, um mich im Spiegel zu betrachten. Wie üblich bin ich blass, außerdem habe ich dunkle Augenringe. Ich sehe scheiße aus. Verdammt, wenn ich nur geschickter mit Make-up umgehen könnte! Ich trage Mascara und Eyeliner auf und kneife mir, in der Hoffnung, ein wenig Farbe zu bekommen, in die Wangen. Nachdem ich meine Haare über die Schulter drapiert habe, hole ich tief Luft. Mit einem nervösen Lächeln durchquere ich die Eingangshalle und winke Claire am Empfang zu. Eigentlich könnten wir Freundinnen werden, schießt es mir durch den Kopf. Matthew unterhält sich gerade mit elizabeth, als ich mich der Tür nähere. Er eilt herüber, um sie für mich aufzuhalten.
>>Nach ihnen, Mila.<<
>>Danke.<< ich lächle verlegen. Draußen wartet Taylor am Wagen und öffnet sofort die hintere Tür für mich, als er mich entdeckt. Verstohlen sehe ich Matthew an, der mir nach draußen gefolgt ist und mit weit aufgerissenen Augen den Audi SUV anstarrt. Ich steige hinten ein, zu Lauren, die einen grauen Hosenanzug trägt, das weiße Hemd oben offen. Ihre grünen Augen glühen.
>>Wann hast du das letze mal etwas gegessen?<<, herrscht sie mich an, als Taylor die Tür hinter mir schießt.
Schieße. >>Hallo, Lauren. Mich freut es auch, dich wiederzusehen. <<
>>Ich habe jetzt keine Lust auf deine spitze Zunge. Antworte mir!<<
Mist. >>Ähm, ich hab mittags einen Joghurt gegessen - und eine Banane.<<
>>Und deine letze richtige Mahlzeit?<<, fragt sie mit eisiger Stimme. Taylor lässt den Motor an und fädelt den Wagen in den Verkehr ein. Ich sehe, dass Matthew mir nachwinkt. Wie er mich durch die getönten Scheiben erkennen kann, ist mir ein Rätsel. Ich winke zurück.
>>wer ist das?<<, knurrt Lauren.
>>Mein Chef.<<
Lauren presst die Lippen zusammen. >>Und? Deine letze Mahlzeit?<<
>>Lauren, das geht dich wirklich nichts an<<, sage ich und komme mir dabei ausgesprochen mutig vor.
>>Alles was mit dir zutun hat, geht mich was an. Antworte mir.<<
Nein das tut es nicht! Ich stöhne frustriert auf und verdrehe die Augen, während die von Lauren sich verengen. Zum ersten Mal seit langem ist mir zum Lachen zumute. Nur mit Mühe unterdrücke ich ein kichern. Lauren's Miene wird weicher, während ich versuche ernst zu bleiben. Der Hauch eines Lächelns spielt um ihre wunderschönen Lippen.
>>Und?<<, hackt sie nach.
>>Pasta alle Vongole, vergangenen Freitag<<, antworte ich kleinlaut.

Fifty Shades of Jauregui (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt