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>>Du bist nicht wie sie. Komm bloß nicht auf diese Idee. Bitte.<<
Ich nicke. Gut zu wissen. Sie lässt den Kopf wieder auf meine Brust sinken und fährt zu meinem Erstaunen fort.
>>Manchmal liegt sie in meinem Traum einfach nur auf dem Boden. In diesem Moment glaube ich, dass sie schläft. Aber sie bewegt sich nicht. Überhaupt nicht mehr. Und ich habe Hunger. Schrecklichen Hunger.<<
Großer Gott.
>>Dann höre ich ein lautes Poltern, und er ist wieder da. Er schlägt auf mich ein und flucht fürchterlich. Die Fäuste oder der Gürtel - die kamen bei ihm immer als erstes zum Einsatz.<<
>>Ist das der Grund, weshalb du nicht angefasst werden willst?<<
>>Es ist ziemlich kompliziert.<< Sie vergräbt das Gesicht zwischen meinen Brüsten und saugt tief den Geruch meiner Haut ein, so dass ich mich einen Moment lang nicht konzentrieren kann.
>>Sag es mir<<, verlange ich.
Sie seufzt. >>Sie hat mich nicht geliebt. Und ich habe mich selbst nicht geliebt. Die einzige Berührung, die ich kannte, waren... Schläge. Hier liegt die Ursache von allem.<<
Sie hebt den Kopf und sieht mich an.
>>Du bedeutest mir alles, Camz. Mein Antrag war vollkommen ernst gemeint. Wir können uns genauso gut besser kennen lernen, wenn wir verheiratet sind. Ich kann mich um dich kümmern. Und du dich um mich. Wir können auch Kinder bekommen, wenn du das willst. Ich werde dir meine Welt zu Füßen legen, Camila. Ich will dich, mit Haut und Haaren, für immer. Bitte denk über meinen Vorschlag nach.<<
>>Das werde ich, Lauren, ganz bestimmt.<< Kinder? Lieber Gott!
Sie sieht auf die Uhr.
>>Es ist schon sehr spät. Wir sollten ein bisschen schlafen.<< Sie dreht sich um, knipst das Licht aus und zieht mich wieder an sich. Ich sehe auf den Wecker. Es ist viertel vor vier. Mist.
Sie legt von hinten die Arme um mich und küsst meinen Nacken. >>Ich liebe dich, Camz Cabello, und will dich an meiner Seite haben. Für immer. Und jetzt schlaf.<<
Ich schließe die Augen.

Mühsam versuche ich, meine bleischweren Lider zu heben.
Ich fühle mich, als würde ich schweben, als wären meine Arme und Beine nicht länger Teil meines Körpers. Lauren hat sich wie ein Schlingpflanze um mich gewunden, und mir ist wie immer zu heiß. Der Wecker hat noch nicht geläutet. Es kann höchstens fünf Uhr sein. Ich entwinde mich ihrer Umrahmung, woraufhin sie etwas Unverständliches grummelt, und sehe auf den Wecker. Es ist viertel vor neun.
Oh Scheiße, ich komme zu spät zur Arbeit. Verdammt!
Ich springe aus dem Bett und stürzte ins Bad. Keine vier Minuten später bin ich fertig geduscht.
Lauren sitzt im Bett und sieht mich mit einer Mischung aus Belustigung und Argwohn an, wie ich mich abtrockne und meine Sachen zusammensuche.
Vielleicht wartet sie ja darauf, dass ich mich zu den gestrigen Enthüllungen äußere. Aber dafür ist jetzt keine Zeit.
Ich betrachte die Klamotten in meiner Hand - schwarze Hose und eine schwarze Bluse. Hastig ziehe ich einen schwarzen BH und ein Höschen an, in dem wissen, dass sie mich die ganze Zeit über beobachtet. Es nervt nicht.
>>Du siehst gut aus<<, schnurrt sie. >>Du könntest dich ja krank melden.<< Sie verzieht das Gesicht zu diesem verheerenden Grinsen, von dem sie nur allzu gut weiß, dass es jedes Höschen feucht werden lässt. Herrgott, sie ist so unglaublich verführerisch.
>>Nein, Lauren, das geht nicht. Ich bin keine größenwahnsinnige CEO mit einem hinreißenden Lächeln, die kommen und gehen kann, wie es ihr gerade passt.<<
>>Ich würde gern kommen, wenn es mir gerade passt.<<
>>Lauren!<< Ich verdrehe die Augen und werfe ihr mein Handtuch ins Gesicht.
>>Hinreißendes Lächeln, ja?<<
>>Ja. Du weißt genau, welche Wirkung du auf mich hast.<< Ich lege meine Uhr an.
>>Achso?<< Sie blinzelt unschuldig.
>>Ja. Dieselbe Wirkung wie auf alle anderen Frauen und Männer. Es wird allmählich langweilig, zusehen zu müssen, wie sie reihenweise vor dir in die Knie gehen.<<
>>Tatsächlich?<< Sie hebt eine Augenbraue und sieht mich an.
>>Spiel gefälligst nicht das Unschuldslamm, Jauregui, das passt nicht zu dir<<, murmle ich abwesend, binde mir das Haar zusammen und schlüpfe in meine schwarzen High Heels. Das muss genügen.
Als ich mich vorbeuge, um ihr einen Abschiedskuss zu gehen, zieht sie mich aufs Bett. Ihr Haar ist ganz wirr vom schlaf und unserem nächtlichen Abenteuer, und dieses Lächeln....
Ich bin müde und habe noch an den Ereignissen des gestrigen Tages zu knabbern, während sie schon wieder so verdammt sexy aussieht.
>>Was kann ich tun, um dich zum bleiben zu überreden?<<, raut sie, und ich spüre, wie mein Herz schneller schlägt.
>>Gar nichts.<< Ich löse mich aus ihrer Umarmung und setzte mich auf. >>Lass mich gehen.<<
Sie schmollt. Ich stehe auf und fahre die Konturen ihrer perfekt geschwungen Lippen nach. Meine Lauren.
Ich liebe sie, obwohl ich niemanden kenne, die so verdammt abgefuckt ist wie sie. Ich habe noch nicht einmal angefangen, mir Gedanken darüber zu machen, was gestern vorgefallen ist und wie ich deswegen empfinde.
Ich beuge mich vor, um sie zu küssen. Sie legt die Arme um mich und küsst mich voller Leidenschaft, ehe sie mich mit einer abrupten Bewegung auf den Boden stellt. Atemlos stehe ich vor ihr.
>>Taylor kann dich in den Verlag fahren. Das geht schneller, als wenn du erst einen Parkplatz suchen musst.<<
Ich glaube, so etwas wie Erleichterung in ihrer Stimme zu hören. Hatte sie Angst, ich könnte es mir über Nacht anders überlegt haben? Dabei habe ich doch gestern Abend - besser gesagt, heute morgen - bewiesen, dass ich nicht vorhabe, sie zu verlassen.
>>Okay. Danke<<, sage ich mit einer Mischung aus Enttäuschung, ihre Arme nicht länger um mich zu spüren, Verwirrung über ihre Zögerlichkeit und Verärgerung, weil ich schon wieder nicht mit meinem neuen Auto zur Arbeit fahren kann. Aber natürlich hat sie recht - es geht wesentlich schneller, wenn Taylor mich ins Büro fährt.
>>Genießen Sie ihren faulen Vormittag, Mrs Jauregui. Ich wünschte, ich könnte hierbleiben, aber die Frau, der der Verlag gehört, in dem ich Arbeite, würde es nicht gut heißen, wenn ihre Mitarbeiter blaumachen, nur weil sie heißen Sex haben könnten.<<
Ich schnappe meine Handtasche.
>>Ich persönlich habe keinerlei Zweifel, dass sie es gutheißen würde, Miss Cabello. Sie könnte sogar drauf bestehen.<<
>>Wieso bleibst du eigentlich im Bett? Das sieht dir gar nicht ähnlich.<<
Sie kreuzt die Arme hinter dem Kopf und grinst. >>Weil ich es kann, Miss Cabello.<<
Ich schüttle den Kopf. >>Ciao, ciao, Baby.<< Ich werfe ihr eine Kusshand zu und mache mich auf den Weg.

Fifty Shades of Jauregui (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt