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Sie schlägt die Augen auf. Ihre Augen glühen wie flüssiges Gold.
Großer Gott!
Ihr Blick ist animalisch, wild und ungezügelt.
Ihre Brust hebt und senkt sich unter ihren raschen Atemzügen. Ich winde mich unter der Intensität ihres Blickes.
Da sie mich nicht aufgehalten hat, lasse ich meine Fingerspitzen erneut über ihre Brust wandern. Ihre Lippen erschlaffen, und ihre Atemzüge beschleunigen sich noch weiter; ob aus Angst oder einem anderen Grund, weiß ich nicht.
Ich wollte diese Stelle schon lange küssen. Für einen kurzen Moment halte ich ihren Blick stand, um ihr zu signalisieren, was ich gleich tun werde, dann beuge ich mich vor, lasse meine Lippen zärtlich über ihre Haut wandern und inhaliere ihren warmen, süßen Duft.
Ihr ersticktes Stöhnen berührt mich so tief im inneren, dass ich mich aufrichte und sie beklommen ansehe. Ihre Augen sind fest zusammengekniffen, doch sie sitzt immer noch reglos da.
>>Noch einmal<<, flüstert sie.
Ich beuge mich ein weiteres Mal vor und streiche mit den Lippen über ihre runden Narben. Sie saugt geräuschvoll den Atem ein. Ich küsse noch eine Narbe, dann noch eine. Sie stöhnt und schlingt die Arme um mich. Mit einer Hand packt sie mich bei den Haaren und zieht meinen Kopf mit einem Ruck nach oben, ehe sie ihre Lippen voller Leidenschaft auf meine presst. Wir küssen uns. Meine Hand vergräbt sich in ihren Haaren.
>>Oh, Camz<<, stöhnt sie, dreht mich um und rollt sich auf mich. Ich umfasse ihr wunderschönes Gesicht mit beiden Händen.
In diesem Moment spüre ich ihre Tränen.
Sie weint! Nein!
>>Lauren, bitte nicht weinen! Ich habe doch gesagt, dass ich dich niemals verlassen werde. Das war ernst gemeint. Wenn ich dir das Gefühl gegen habe, dass es nicht so ist, tut es mir leid... Bitte, bitte, verzeih mir. Ich liebe dich, und ich werde dich immer lieben.<<
Sie sieht mich gequält an.
>>Was ist?<<
Ihre Augen weiten sich.
>>Was hast du für ein Geheimnis, dass du glaubst, ich würde schreiend weglaufen, wenn du es mir verrätst?
Dass du so sicher bist, ich würde dich auf der Stelle verlassen?<<
Sie setzt sich auf und kreuzt die Beine an den Knöcheln. Ich tue es ihr nach. Einen kurzen Moment frage ich mich, wieso wir nicht endlich aufstehen. Aber ich will den Moment nicht zerstören, nun, da sie endlich bereit ist, sich mir zu öffnen und mir alles zu erzählen.
Die blanke Verzweiflung steht ihr ins Gesicht geschrieben.
Oh Scheiße... das wird übel.
>>Camz...<< Sie hält inne und sucht nach den richtigen Worten.
Was um alles in der Welt kommt jetzt?
Sie holt tief Luft und schluckt. >>Ich bin Sadist, Camz. Ich stehe darauf, kleine, zierliche Brünette auszuspeitschen. Weil ihr alle so aussieht wie die Crackhure - meine leibliche Mutter.
Ich bin mir sicher, du kannst dir denken, wieso.<< Die Worte sprudeln nur so aus ihr heraus, als hätte sie diese Sätze seit Tagen im Kopf gehabt.
Es ist, als würde die Welt für einen Moment aufhören, sich zu drehen.
Darauf war ich nicht gefasst. Das ist übel. Richtig übel. Ich versuche, den Sinn ihrer Worte zu begreifen. Das erklärt natürlich, dass wir uns alle so ähneln.
Mir fällt unser erstes Gespräch in der Kammer der Quälen ein.
>>Aber du hast doch gesagt, du wärst kein Sadist<<, flüstere ich in meiner verzweifelten Bemühung, es zu verstehen... eine Ausrede für all das zu finden.
>>Nein, ich habe gesagt, ich sei dominant. Ich habe dir nur die halbe Wahrheit erzählt. Es tut mir leid.<< Sie blickt auf ihre manikürten Fingernägel.
Ich habe das Gefühl, als schäme sie sich. Weil sie mich angelogen hat? Oder schämt sie sich dafür, was sie ist?
>>Als du mir diese Frage gestellt hast, hätte ich noch eine völlig andere Beziehung zwischen uns im Sinn <<, fährt sie leise fort.
Ihr Blick verrät mir, dass sie panische Angst hat.
In diesem Moment trifft mich die Erkenntnis wie ein Keulenschlag - wenn sie tatsächlich ein Sadist ist, braucht sie all diese Scheiße mit den Peitschen und Rohrstöcken. Großer Gott. Ich schlage die Hände vors Gesicht.
>>Also stimmt es doch<<, presse ich leise hervor. >>Ich kann dir nich geben, was du brauchst.<< Genau darauf läuft es hinaus - wir passen nicht zueinander.
Die Welt rings um mich bricht zusammen. Panik erfasst mich. Das wars. Wir werden es nicht schaffen.
Sie runzelt die Stirn. >>Nein, nein, nein, Camz. Du gibst mir, was ich brauche.<< Sie ballt die Fäuste. >>Bitte, glaub mir<<, fleht sie.
>>Ich weiß nicht, was ich glauben soll, Lauren. Das ist alles so verdammt abgefuckt.<< Meine stimme ist heiser von all den ungeweinten Tränen.
>>Camz, glaub mir doch. Nachdem ich dich bestraft hatte und du mich verlassen hast, hat sich mein gesamtes Weltbild verschoben. Ich habe dir versprochen, dass du nicht noch einmal so leiden musst, und das war ernst gemeint. Es war eine Offenbarung für mich, zu hören, dass du mich liebst. Niemand hat das jemals zu mir gesagt. Es war, als hätte ich erst dadurch mit etwas abschließen können. Vielleicht warst auch du diejenige, die diesen endgültigen Abschluss herbeigeführt hat, ich weiß es nicht.<<
Ein winziger Hoffnungsschimmer flackert in mir auf. Vielleicht bekommen wir die Kurve ja doch noch. Ich wünsche es mir so sehr. >>Was bedeutet das alles?<<, frage ich.
>>Es bedeutet, dass ich diese Dinge nicht unbedingt brauche. Zumindest jetzt nicht.<<
Wie bitte? >>Aber woher weißt du das? Wie kannst du dir da sicher sein?<<
>>Ich weiß es einfach. Die Vorstellung, dir wehzutun.. auf welche Weise auch immer.. ist abscheulich.<<
>>Aber ich verstehe das nicht. Was ist mit den Linealen, dem versohlen und all den anderen Perversen Scheiße?<<
Sie fährt sich mit der Hand durch Haar. Ich sehe den Anflug eines Lächelns auf ihrem Gesicht, doch sie seufzt nur. >>Ich rede von den richtig heftigen Sachen, Camila. Du solltest mal sehen, was ich mit einem Rohrstock so alles anstellen kann.<<
Mir bleibt der Mund offen stehen. >>Lieber nicht.<<
>>Ich weiß. Wenn du es auch gewollt hättest, wunderbar... aber du willst es nicht, und das kann ich verstehen. Ich kann all diese abartigen Dinge nicht mit dir machen, wenn du es nicht willst. Das habe ich dir schon einmal gesagt. Du hälst die Fäden in der Hand. Und jetzt, da du zu mir zurück gekommen bist, verspüre ich diesen Drang plötzlich nicht mehr.<<
Verzweifelt versuche ich, mir einen Reim auf all das zu machen.
>>Aber als wir uns kennen gelernt haben, hast du dir genau das gewünscht, richtig?<<
>>Ja. Zweifellos.<<
>>Wie kann dieser Drang auf einmal verschwinden, Lauren? Bist du jetzt plötzlich geheilt? Das verstehe ich nicht.<<

Fifty Shades of Jauregui (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt