Lauren auf den Boden kniend, die Augen fest auf mich gerichtet - ich kann mir keinen ernüchternden Anblick vorstellen. Nicht einmal Demi mit der Waffe in der Hand mitten in meiner Wohnung stehen zu sehen, hat mir einen derart eisigen Schauder über den Rücken gejagt. Mein leichter Schwips ist auf einen Schlag verschwinden. Eine düstere Vorahnung ergreift besitzt von mir.
Nein. Das ist falsch. Komplett falsch. Und abscheulich.
>>Lauren, bitte nicht. Bitte, tu so etwas nicht. Ich will das nicht.<<
Sie blickt mich wieder an, passiv, wortlos, ohne sich vom Fleck zu rühren.
Oh Scheiße. Meine Arme Lauren. Ihr Anblick bricht mir das Herz. Was um alles in der Welt habe ich getan? Tränen brennen in meinen Augen.
>>Wieso tust du das? Rede mit mir <<, wispere ich.
Sie blinzelt kurz. >>Was soll ich dir denn sagen?<<, fragt sie tonlos. Und für einen kurzen Moment bin ich grenzenlos erleichtert, dass sie überhaupt mit mir spricht. Aber nicht so - nein.
Die Tränen laufen mir über meine Wangen. Plötzlich ist mir alles zu viel. Ich ertrage es nicht, sie in derselben Demutshaltung zu sehen wie Demi vorhin; diese mächtige Frau, die in Wahrheit nichts als ein kleines Mädchen ist, schändlich missbraucht und vernachlässigt; die glaubt, die Liebe ihrer Familie und ihrer alles andere als perfekten Freundin nicht würdig zu sein.
Meine armes, verlorenes Mädchen... bei Ihrer Anblick blutet mir das Herz.
Ein Gefühl des Mitleids, des Verlusts und der Tiefen Verzweiflung erfasst mich und droht mir die Luft abzuschnüren. Ich werde kämpfen müssen, um sie zurückzuholen, meine Lauren.
Die Vorstellung, einen anderen Menschen zu dominieren, ist einfach entsetzlich. Mir wird übel, wenn ich nur daran denke, dass ich mich wie Laurens Domina verhalten könnte. Damit wäre ich ja genauso wie sie - die Frau, die ihr das angetan hat.
Der Gedanke lässt mich erschaudern. Ich kann so etwas nicht tun. Ich will es nicht tun. Niemals.
Es gibt nur einen Ausweg: Ohne den Blick von ihr zu wenden, lasse ich mich auf die Knie sinken.
Der Holzboden fühlt sich hart unter meinen Schienbeinen an. Mit einer abrupten Handbewegung wische ich mir die Tränen ab.
Nun sind wir ebenbürtige Partner, auf Augenhöhe. Dies ist der einzige Weg, wie ich sie aus dieser Finsternis herausholen kann.
Ihre Augen weiten sich kaum merklich, als ich sie ansehe, doch ansonsten verändert sich nichts, weder ihre Miene noch ihre Position.
>>Du brauchst das nicht tun, Lauren<<, flehe ich. >>Ich werde dich nicht verlassen. Ich habe es dir wieder und wieder gesagt. Und ich sage es dir noch einmal - ich werde dich nicht verlassen. Alles, was passiert ist... es ist zu viel für mich. Ich brauche nur etwas Zeit, um in Ruhe nachzudenken. Ein bisschen Zeit für mich. Wieso musst du immer automatisch vom schlimmsten ausgehen?<< Mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen. Ich kenne die Antwort nur allzu gut. Weil sie so voller Selbstzweifel, voller Selbsthass ist.
Lucy's Worte kommen mir wieder in den Sinn. Weiß sie, was für eine schlechte Meinung du von dir hast? Weiß sie über deine Probleme Bescheid?
Abermals packt mich die kalte Angst. >>Ich wollte vorschlagen, dass ich in meine Wohnung zurückgehe und heute Nacht dort bleibe<<, sage ich. >>Du gibst mir nie Zeit, um in Ruhe über alles nachzudenken.<< Ich schluchze, und ihre Miene verfinstert sich kaum merklich. >>Ich will nur ein bisschen Zeit zum nachdenken. Wir kennen uns kaum, und all der Ballast, den du mit dir herumschleppst... Ich... ich brauche etwas Zeit, um mir Gedanken darüber zu machen. Und jetzt, da Demi... Was auch immer sie für dich ist, jedenfalls treibt sie sich nicht länger auf der Straße herum und ist keine Bedrohung mehr... Ich dachte.... ich dachte...<< Ich lasse meine Stimme verklingen.
Ihr Blick ruht eindringlich auf mir. Vielleicht hat sie mir tatsächlich zugehört.
>>Dich mit Demi zu sehen...<< Ich schließe die Augen, als mir die schmerzliche Erinnerung an die Zärtlichkeit, mit der sie ihre einstige Sub behandelt hat, wieder in den Sinn kommt. >>Es war ein Schock. Es hat mir Einblicke in dein früheres Leben gegeben .... und....<< Die Tränen kullern über meine Wangen, Tropfen auf meine ineinander verkrallten Finger. >>Ich habe begriffen, dass ich nicht genug für dich bin. Ich habe gesehen, wie du früher gelebt hast, und habe solche Angst, dass du dich irgendwann mit mir langweilen wirst und mich verlässt, und dann werde ich so wie Demi enden ... als Schatten. Denn ich liebe dich, Lauren, und wenn du mich verlässt, werde ich in einer Welt ohne Licht leben. Ich werde in der Dunkelheit leben. Ich will dich nicht verlassen. Aber ich habe solche Angst, dass du mich verlässt...<<
Erst in diesem Augenblick, als ich die Worte ausspreche - in der Hoffnung, dass sie mir zuhört-, wird mir bewusst, wo mein wahres Problem liegt. Ich kann mir nicht vorstellen, wieso sie etwas für mich empfindet. Das konnte ich noch nie, die ganze Zeit nicht.
>>Ich verstehe einfach nicht, wieso du ausgerechnet mich attraktiv findest<<, fahre ich fort. >>Du bist... naja.. und ich bin...<<
Ich zucke mit den Schultern und sehe sie an.
>>Ich kapiere es einfach nicht. Du bist wunderschön und sexy und erfolgreich und gut und nett und liebevoll - all das - und ich nicht. Von all den Dingen, die du gern machst, verstehe ich nichts. Ich kann dir nichts geben, was du brauchst. Wie könntest du jemals glücklich mit mir sein? Wie soll ich dich halten können?<< Meine stimme ist kaum mehr als ein flüstern, als ich ihr meine tiefsten Ängste gestehe.
>>Ich habe noch nie verstanden, was du überhaupt an mir findest. Und als ich dich vorhin mit ihr gesehen habe, ist mir das so richtig bewusst geworden.<< Schniefend wische ich mir über meine Nase und blicke in ihre ausdruckslose Miene.
Herrgott nochmal, rede endlich mit mir!
>>Willst du die ganze Nacht hier knien?<<, schnauze ich sie an.
>>Denn falls ja, werde ich das auch tun.<<
Ich glaube zu sehen, wie sich ein Anflug von Belustigung auf ihren Zügen schleicht, bin mir aber nicht ganz sicher.
Ich könnte meine Hand ausstrecken und sie berühren, aber das wäre ein grober Missbrauch der Position, die sie mir zugewiesen hat, so viel steht fest. Ich will sie nicht missbrauchen. Aber ich habe keine Ahnung, was sie will oder nicht was sie mir zu sagen zu versucht. Ich verstehe es einfach nicht.
>>Lauren, bitte, bitte... rede mit mir<<, bettle ich.
Es ist unbequem, auf Knien vor ihr zu verharren, aber ich stehe nicht auf, sondern blicke in ihre ernsten, wunderschönen grünen Augen und warte.
Und warte.
Und warte.
>>Bitte<<, sage ich nochmal.
Ihre Augen werden plötzlich dunkel, und sie blinzelt.
>>Ich hatte solche Angst<<, flüstert sie.
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Fifty Shades of Jauregui (2)
FanfictionAlle Rechte gehen an die Originale Autorin. NICHT MEINE GESCHICHTE! G!p Lauren (don't like it, don't read it!) (Original Autorin: E.L. James //Fifty shades of grey| gefährliche Liebe)