38.

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38. Kapitel

Nero

Noah treibt mich in den Wahnsinn. Als ich sein Handy und die Nachrichten gefunden hab, ist mir erst bewusst geworden, wie er sich fühlen muss und diese Gefühle sind welche, die ich nicht mal meinem Todfeind wünsche.

Der Dämon in mir erhebt sich, aber nicht weil meine Wut Noah gilt, sondern mir selbst. Ich habe ihn betrogen. Habe mein Versprechen, mein Wort, gebrochen und habe ihn danach auch noch Stunden lang allein gelassen. Seine eigene Medizin zu schlucken ist hart und schwer.

Als sein Geruch, nach einer gefühlten Ewigkeit, endlich wieder in der Luft liegt, führt mich mein Weg direkt nach unten. Ich reiße die Tür aus und er steht vor mir.

Kurz mustert er mich, bevor er wortlos an mir vorbei geht. Sein Humpeln entgeht mir keines Falls. Er hat Schmerzen und ich weiß, dass er es im Moment nie zugeben würde.

Sein Weg führt ihn die Treppe hoch und ich folge ihm still. Bei einer Stufe tritt er daneben und ich fange ihn sanft auf. Die Gefühle, die mich durchströmen als er wieder in meinen Armen ist, sind für meinen Verstand gerade zu viel. Ich schiebe ihn weiter nach oben ins Büro, wo die Worte förmlich aus mir heraus sprudeln.

Ich spüre etwas Feuchtes an meiner Wange und muss, zu meiner Verwirrung und Verwunderung, feststellen, dass es Tränen sind, die sich einen Weg über meine Wange nach unten bahnen. Seit Jahrhunderten habe ich keine mehr vergossen.

Ich weine schwarze Tränen, für meinen kleinen Engel. Ich habe ihn gebrochen. Habe ihn in eine Welt gebracht die von Gewalt, Sex und Krieg beherrscht wird. Eine Welt, die für jemanden wie ihn, nicht geeignet ist. Sein kleiner Körper zittert und ich weiß, dass er das vor Schmerzen tut. Mirceo wird nicht sanft oder vorsichtig mit ihm gewesen sein. Und wieder regt sich die Wut in mir.

Mirceo. Der Dämon, der Noah genommen hat, ohne auf ihn zu achten. Meine gesamte Wut und mein ganzer Hass sind gerade auf ihn gerichtet, auch wenn er es nicht gegen seinen Willen getan hat. Mein Körper spannt sich an, bereitet sich auf einen Kampf vor. Meine Gedanken fokussieren sich. Alles zittert außer meine Schwerthand, sie ist die Ruhe selbst. Bereit alles und jeden präzise und mit nur einem Hieb zu töten.

In meinen Gedanken versunken, bekomme ich nicht mit, wie Noah sich auf mich zu bewegt. Erst als ich seine süßen Lippen auf meinen spüre, bin ich wieder im hier und jetzt. Aus Angst ihn zu verschrecken, lasse ich meine Hände bei mir. Immer wieder haucht er kleine Küsse auf meine Lippen, streicht mit seinen kleinen Händen über meine Wangen und wischt die Tränen weg.

Tausende Küsse, so leicht und süß, wie eine Sommerbrise, berühren mein Gesicht. Der letzte Kuss, den er mir auf die Lippen drückt, schmeckt nach seinen Tränen. Er trennt sich von mir und schaut mir tief in die Augen, bevor er sein Gesicht an meine Brust schmiegt. Das Zeichen für mich meine Arme um ihn zu schlingen. Und jetzt wird mir nur zu gut bewusst wie gut wir aneinander passen. Unsere Körper sind wie zwei Puzzleteile, die sich ohne Lücke schließen.

„Ich hasse dich.“
Die drei Worte, die ich verdient habe, verlassen seinen Mund, dicht gefolgt von einem Schluchzen.

#jap #sehrwohlverdient

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