58. Kapitel
Noah
Süß lächelnd öffne ich die Tür und freue mich schon auf das, was gleich passieren wird. Langsam gehe ich zu dem Bett, in dem es sich der riesige Dämon bequem gemacht hat.
Stirnrunzelnd blicke ich zu ihm runter. Der Penner ist wirklich eingepennt. Das friedliche Gesicht, das er im Schlaf hat, erinnert an das, was er aufsetzt, wenn er unter anderen ist. Der verpeilte, nicht grad dominante und verspielte Kain. Erst jetzt fällt mir die verblasste Narbe auf, die sich über sein Augenlied zieht. An Wange und Lippe hat er auch welche.
Wenn ich ihn so schlafen sehe fällt mir erst meine eigene Müdigkeit auf. Seitdem ich Nero begegnet bin, kann ich nicht wirklich sagen, dass ich sonderlich viel oder gut geschlafen habe. Alles in allem ist in letzter Zeit ziemlich viel passiert und ich werde das Gefühl nicht los, dass uns noch viel größere Prüfungen bevor stehen.
Ohne lange weiter darüber nachzudenken, lege ich mich neben Kain oder eher halb auf in drauf. Mein Körper und mein Geist verlangen gerade nach Wärme. Nach einer Wärme, die mir nur einer der beiden Brüder geben kann.
Träge male ich noch kleine Zeichen auf seine nachte Brust, nur um kurz darauf ins Land der Träume zu versinken.
Müde reibe ich mir die Augen, erschrocken blicke ich mich um. Ich bin nicht mehr in meinem Zimmer oder in dem Haus. Nein ich stehe mitten auf einer Lichtung, um mich herum stehen alte kahle Bäume. An manchen von ihnen hängen Leichenteile, die aussehen, als hätten Tiere daran genagt.
Ich versuche zu schreien, aber kein Laut verlässt meinen Mund. Verloren renne ich los, einfach weg von diesem Ort, weg von den Toten. Gefühlte Stunden irre ich durch den Wald, bis sich vor mir eine schwarze Burg erhebt. Vor ihren Toren stehen Wachen, die mich aber nicht wahrnehmen. Egal was ich tue, ihre Blicke gehen nicht in meine Richtung. Ich kann einfach an ihnen vorbeilaufen. Im Inneren der Burg ist es das Gleiche. Egal was ich tue, niemand nimmt mich wahr.
„Nero“, flüstere ich. Er läuft dicht an mir vorbei, aber auch er nimmt mich nicht wahr. Er sieht jünger aus wie jetzt und an seinem Oberarm klafft eine Wunde. Ich kenne sie, denn ich bin schon oft mit den Fingern über die Narbe gefahren, immer voller Neugier, wie er sie wohl bekommen hat. Aber dass wird wohl ein Geheimnis bleiben, denn jedes Mal, wenn ich ihn frage weicht er aus, als wolle er vergessen, wie es dazu gekommen ist.
Ohne lange zu überlegen folge ich ihm in das Innere der Burg. Ohne auf andere zu achten, die seinen Weg kreuzten, entweder sie weichen ihm aus oder er läuft sie fast um. Im Thronsaal angekommen fällt mein Blick direkt auf die schöne Frau, die ihren Platz auf dem Thron hat. „Ahh, Nero. Wie ich sehe bist du ja doch lebend nach Hause gekommen.“ Ein böses Grinsen breitet sich auf ihrem Gesicht aus. „Ja, Mutter, dass bin ich wohl.“
Die Tür wird aufgerissen und ein kleiner, stürmischer Junge rennt, mit einem glücklich bellenden Welpen neben sich, auf Nero zu. „Bruder, du bist zurück.“ Lachend beugt sich Nero zu dem kleinen Kerl runter. „Kain, du kleiner Wirbelwind. Zumindest ist bei dir und deinem kleinen Begleiter alles beim Alten geblieben.“
„Kain.“ Aber ich dachte sie wären Zwillinge? Verwirrt blicke ich zwischen den beiden hin und her und nehme nicht wahr, was gesprochen wird.
„Töte ihn.“ Das sind die ersten Worte, die ich wieder wahrnehme. Mein Blick huscht zu der Frau und dann wieder zu den Brüdern. „Nein, Mutter. Bitte nicht, bitte tu mir das nicht an. Er ist mein einziger Freund.“ „Keine Widerrede. Töte ihn, Kain. Tu es oder ich werde es persönlich tun.“ Völlig verwirrt von dem, was gerade passiert, beobachte ich den kleinen, gerade einmal fünf oder sechs Jahre alten, Kain dabei, wie er den kleinen Welpen auf den Arm nimmt, ihn einen Kuss auf den Kopf haucht und ihn unter Tränen, mit einem lauten Knacken, das Genick bricht. Weinend bricht er mit dem Hund im Arm zusammen. Die Frau erhebt sich von ihrem Thron, schlendert zu ihm rüber und nimmt ihm das Tier aus den Armen, nur um es ins Kaminfeuer zu schmeißen. „Hör auf zu heulen. Du bist mein Sohn, also zeig keine Schwäche.“
Das Scenario verschwimmt vor meinen Augen und es bildet sich ein Neues.
#wtf?????
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My Demons
Fantasy[GER] Daddy?! Depressiv, selbstzerstörend und allein die perfekte Bezeichnung für das Leben von Noah. Dass sich all das, nur mit einer einzigen kurzen Begegnung ändern sollte konnte keiner ahnen. Er wird in eine Welt aus Mythen, Sex und Gewalt gez...