5 | Es gibt Probleme |

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7.9.2019, Lilas fantastisches Tagebuch

Liebes Tagebuch,
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war Jenna immer noch nicht zurück.

Und insgeheim fand ich das gar nicht so schlimm.

Gegen frühen Nachmittag, nachdem ich meine Sachen ordentlich ausgepackt und einigermaßen.. ziemlich chaotisch sortiert hatte, beschloss ich, einen kleinen Spaziergang zu machen.

Blue hatte mir vorher noch meinen Wochenplan gebracht, aber nachdem ich diesen aufgehängt hatte, beschäftigte ich mich nicht mehr damit.

Fröhlich lächelnd schlenderte ich über den Campus, bis mir auf einmal jemand auf die Schulter tippte.

Oh bloß nicht Nathan.
Äh, ich meinte natürlich Nate!

Seufzend, bereits genervt drehte ich mich um, um zu meiner Überraschung ein Mädchen vor mir zu sehen.

Sie war bestimmt ein oder zwei Jahre älter als ich, aber sie hatte ein wirklich nettes Lächeln auf den Lippen und beinahe das erste, was mir auffiel war ihr hübsches, kantiges und vor allem markantes Gesicht.

Ihre Haare hatten ungefähr dieselbe Farbe wie ich, etwas heller und sie hatte hübsche, braune Augen.

Sie war ungefähr so groß wie ich, ein Stückchen größer, soviel zu meiner automatischen Analyse.

"Hey! Bist du neu hier?", fragte die junge Frau breit lächelnd.

Sie war mir sofort sympathisch und ich wünschte mir sofort, sie wäre meine Mitbewohnerin.

„Ja! Ich bin Lila.", stellte ich mich breit lächelnd vor.

„Ich bin Claude.
Es freut mich total dich kennenzulernen, ich habe schon gehört, dass wir noch eine Nachzüglerin bekommen würden.", zwinkerte sie lächelnd und setzte sich zu mir auf die Bank, auf der ich mich nun niederließ.

Zu meiner gelben Hose und meinem rosa Oberteil hatte sie nichts gesagt, sie hatte mich nicht mal schräg beäugt, das gefiel mir.

Claude stellte sich noch netter und lustiger heraus, als ich zu Anfang dachte.

Sie war ein herzensguter Mensch und ich fand schnell heraus, dass wir viele Kurse teilten.

Ich erzählte ihr von Mexiko und sie mir von Bordeaux, der Stadt, in der sie geboren war.

„Wohnst du auch hier im Studentenheim?", fragte ich neugierig, woraufhin Claude lächelnd den Kopf schüttelte.

„Ich wohne ein paar Straßen weiter bei meiner Tante Judette.
Sie ist total lieb, du solltest sie irgendwann mal kennenlernen!", schlug sie grinsend vor.

„Das würde ich liebend gerne mal, aber jetzt muss ich zu meiner Schwester.
Die wohnt hier in der Nähe.", erzählte ich lächelnd und verabschiedete mich von Claude, die mir vorher noch ihre Nummer gegeben hatte.

Lächelnd lief ich los zu Blue's Wohnung. Zumindest suchte ich die Adresse, die sie genannt hatte.

Wir hatten verabredet, dass wir gemeinsam zu Abend essen würden und da es mittlerweile dämmerte und wir keine Zeit ausgemacht hatten, dachte ich, ich sollte einfach auftauchen.

Blue hatte mir bereits gestern einen Wohnungsschlüssel gegeben und diesen konnte ich dann endlich einsetzen, nachdem ich eine gute halbe Stunde gesucht hatte.

Doch in der hübschen, aber langweilig weißen Wohnung meiner Schwester vernahm ich sofort mehrere Stimmen.

„Wir müssen die Dealer finden. Drogen, an meinem College!"

Die Stimme erkannte ich wieder, sie gehörte zu Doktor Johnson, dem Direx.

Drogen?
Misstrauisch hob ich eine Augenbraue, versteckte mich dann allerdings nicht, sondern trat vor die beiden.

„Lila!", rief meine Schwester dementsprechend erschrocken und seufzte, woraufhin der Direktor mir bloß stumm zunickte und auf einmal verschwand.

„Was für Drogen?", fragte ich neugierig und da meine Schwester mich und meine äußerst starke Sturheit kannte, ließ sie gleich locker.

„Seit einiger Zeit kommen viele der Studenten high in die Seminare und die Polizei vermutet, dass bei unserem College die Quelle der Drogengeschäfte in Dallas und Umgebung liegt.
Nirgendwo wurden so viele junge Erwachsene mit Zeug erwischt wie hier.", erklärte Blue mir seufzend, woraufhin ich das Gesicht verzog.

Auf was hatte ich mich hier eingelassen?!

Meine Schwester merkte natürlich sofort, wie verwundert und verunsichert ich war, aber sie sagte dazu nichts.

„Versprich mir, dass du, sobald du was mitbekommst zu mir kommst, ja? Und wehe ich erwische dich mit irgendwas.", mahnte sie schmunzelnd und lockerte somit die Stimmung wieder auf.

Blue wusste natürlich, dass ich mit solchen Sachen nichts am Hut hatte, zumindest bisher nie.

Alkohol fand ich sinnlos und in der Regel echt wirklich nicht lecker, Rauchen genauso und Drogen hatte ich noch nie gesehen, gerochen oder probiert.

Ich versprach ihr, ihren Bitten nachzugehen und dann hatte ich auch keine Lust mehr mich mit dem Thema auseinander zu setzen.

Blue und ich gingen wie abgemacht zu einem Italiener, bei dem sie öfter schon war.

Das hübsche, kleine Restaurant lag gegenüber vom College, auf der anderen Straßenseite.
Es war ziemlich leer, das mochte ich.

Lächelnd setzten wir uns an einen Tisch in einer hinteren Nische.

Die Karten lagen bereits da, aber ich wusste, dass ich sowieso eine Salami-Pizza bestellen würde, so wie immer.

„Wissen Sie schon, was sie trinken wollen? Oh! Misses Collins, ich hätte nicht erwartet sie hier zu sehen.", rief ein junger Mann, der definitiv älter war als ich.

Er hatte hübsche, braune Haare, ein schmales Gesicht und einen Drei-Tage-Bart, außerdem einen Bizeps der bestimmt so breit war wie mein Kopf.
Seine Haut war richtig gebräunt und man sah ihm sofort an, dass er aus Italien kam, meiner Meinung nach.

„Marco. Freut mich auch, Sie anzutreffen.", scherzte meine Schwester lachend.

Ich schätze mal, dieser Marco war einer der Studenten, so wie sie miteinander redeten und sich ansprachen.

„Und du bist?"
Nun wendete der attraktive, freundliche Italiener, wobei ich gar nicht sicher wusste, ob er tatsächlich aus Italien kam, mir zu und lächelte mich freundlich an.

„Ich bin Lila. Ich bin neu hier.", stellte ich mich lächelnd vor.

„Oh, gehst du auch auf die DCU?" - DCU - Dallas Central University

Nickend beantwortete ich seine Frage.

„Dann sehen wir uns bestimmt jetzt öfter, freut mich."
Marco zwinkerte mir grinsend zu, schrieb unsere Bestellungen auf und ging anschließend wieder.
Marco war mir, genauso wie Claude, direkt sympathisch.

Meine Angst, alle hier wären so blöd und fies wie Nathan... Nathaniel - Argh! -, starb langsam, nachdem ich die beiden jetzt gesprochen hatte.

Lächelnd lehnte ich mich zurück und schloss die Karte.
Während die Angst verschwand, stieg das Selbstvertrauen und die Erwartung auf ein tolles, erstes Collegejahr.

A heart's desiresWo Geschichten leben. Entdecke jetzt