82 | Frohe Weihnachten

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25.12.2019, Lilas fantastisches Tagebuch

Liebes Tagebuch,
Dass ich an Weihnachten im Krankenhaus im Wartezimmer sitzen würde hätte ich niemals gedacht.

Ich saß da jetzt sicher seit über einer Stunde und machte mir fürchterliche Sorgen und war dabei trotzdem fürchterlich glücklich.

Diese unglaublich, atemberaubend süßen Worte, die Nate mir einfach so vor die Füße geworfen hatte.
Dabei hätte ich früher nicht mal gedacht, dass er sowas wie die Worte "Ich liebe dich" überhaupt kannte.

Ich wusste in dem Moment ehrlich gesagt gar nicht, was ich darauf überhaupt sagen sollte, außer, dass ich ihn genauso liebte, dass ich mich zugegebener Maßen immer mehr in ihn verliebte.

Trotzdem stellte ich mir weiter Fragen.
Wie es jetzt weitergehen sollte, beispielsweise.
Würde mich Nate wieder ausschließen, sobald wir wieder zusammen waren?
Würde er das Geschäft für mich aufgeben?
Immerhin war er ja schonmal im Begriff das zu tun.
Würde er mich wieder "beschützen wollen" und mich deshalb wieder verlassen?

Während ich so grübelte und grübelte starrte ich ein Poster an, das mir gegenüber hing.

Schwangerschaftsgymnastik
Den Körper neu entdecken!

In einigen Gesprächen während unserer Beziehung hatte Nate mehrmals debattiert, dass er später auf gar keinen Fall heiraten oder gar Kinder haben wollte, doch ich wollte das schon.

Konnte ich mir eine Zukunft mit diesem Mann vorstellen, obwohl ich wusste, dass ich später weitere Schritte gehen wollte und er nicht?

Dachte ich schon wieder zu viel nach?
Ich war wirklich grandios darin, mir selbst meine Freude und meine Fröhlichkeit zu vermiesen.

Meine Gedanken waren absoluter Mist.
Ich liebte Nathaniel Brown und er machte mich glücklich.
War das nicht das Einzige, was gerade zählte?
Das Einzige was immer zählte war das Jetzt, das sollte ich mir definitiv öfter sagen.

„Wolltest du Weihnachten hier verbringen?"
Die Stimme des Briten riss mich aus meinem Selbstmitleid, woraufhin ich kurz meinen Kopf schüttelte und dann grinsend aufstand.

„Na, hat man Sie verarztet, Mister Brown?", fragte ich lachend und ergriff seine Hand, die er mir zuvor hingehalten hatte.

Was laberte ich da?

„Jap. War ne ganz schön heiße Ärztin.", schmunzelnd hob er eine Augenbraue und sah zu mir hinunter.

Natürlich war das nur ein Scherz von dem Briten, aber mein Misstrauen ihm gegenüber war immer noch ziemlich präsent da, weshalb ich ihn doch erschrockener ansah als geplant.

„Jetzt guck nicht so, wenn ne Frau nicht eins sechzig groß, Mexikanerin, bunt gekleidet und tollpatschig ist, dann guck ich sie nicht mal an.", lachend drückte mir der Brite, mein Brite einen Kuss auf die Lippen.

Vor allen anderen!
Vor den fremden Leuten, die hier im Krankenhaus waren, während wir rausgingen!

Es war alles so anders, aber es war schön, so schön.
Fast zu schön, dass ich dachte, es könnte bloß ein Traum sein.

„Sag mal, hast du einen Kurs im romantisch-reden genommen?", lachte ich dann, denn ihn einfach süße Sachen sagen zu lassen ohne ihm einen auf den Deckel zu geben ging nicht.

„Träum weiter, Rosa."
Mit einem wieder ernster werdenden Gesichtsausdruck legte er seinen Arm um meine Schulter.

„Ja, Nein, aber ehrlich.
Was ist jetzt wegen der Narbe?"

A heart's desiresWo Geschichten leben. Entdecke jetzt