10 | Der Morgen danach |

717 17 1
                                    

21.09.2019, Lilas fantastisches Tagebuch

Mit brummendem, beinahe explodierendem Kopf schlug ich die Augen auf.

Mittlerweile war es hell draußen und ich bemerkte erst einige Minuten später, dass ich mich in einem unbekannten Zimmer befand.

Panisch griff ich unter die große Decke und stellte erleichtert fest, dass ich noch all meine Klamotten trug.

Nach weiterem Umschauen und innerlichen Wutausbrüchen über meine Kopfschmerzen, entdeckte ich ein Foto auf dem Nachttisch.

Erleichtert atmete ich durch, als ich Marco und Amara darauf erkannte.
Ab da war ich mir ziemlich sicher, dass ich bei Ihnen war, was sich auch bestätigte, denn keine fünf Minuten später kam die Brasilianerin grinsend rein.

„Guten Morgen!", rief sie fröhlich und stellte das Tablett, was sie mitgebracht hatte, vor mir ab.

Eine Aspirin, ein Toast und ein Glas Orangensaft befanden sich darauf.

Leidend, aufgrund meiner Kopfschmerzen, lächelte ich etwas auf.

„Habt ihr mich gerettet?", fragte ich seufzend und umarmte Amara dankend.

„Nein.
Wir haben dich nur mitgenommen.
Eigentlich hat dieser Thomas dich rausgeholt.
Lila... flipp jetzt nicht aus, aber Jenna hat dich mit Absicht abgefüllt.", murmelte Amara kleinlaut und setzte sich dabei langsam zu mir, doch ich wollte bereits wütend aufspringen.

„Hey.. hey, Marco und Nathaniel sind schon hin um mit ihr zu reden-"

„Nathaniel?!", rief ich nun noch wütender und setzte mich erneut auf, ehe mich Amara wieder zurück in die Matratze drückte.

„Doçura, bleib liegen!", rief die Brasilianerin liebevoll, woraufhin ich seufzend ihrem Wunsch folgte.

Obwohl ich darüber reden wollte, entschied ich mich dazu, Amara nichts von der Sache mit Nathan zu erzählen.

Mir war es im Nachhinein so peinlich, dass ich auf so einen dummen Witz reingefallen war, immerhin hätte ich mir von Anfang an denken können, dass er mich nur reinlegen wollte.

„Niñeta, bist du ok?", fragte Amara nach einer Weile, in der ich ausnahmsweise mal nichts gesagt hatte.

Amara war so lieb.
Generell waren viele hier so lieb und ich hätte mich beinahe mit einem eingelassen, der eben nicht so lieb war, der genau das Gegenteil von lieb war.

„Ja, ja vielen Dank.
Nicht nur für die Nachfrage, sondern generell.
Danke, dass du mich hier versorgst."
Lächelnd drückte ich die Hand meiner Freundin, die mir daraufhin ein sanftes Lächeln schenkte und meine Hand zurück drückte.

Keine Minute später lugte der Kopf des zu ihr gehörendem Italieners zwischen Spalt und Tür hervor.

Auch er lächelte mich gutmütig an.

„Pequeña! Hast du gut geschlafen?", fragte er lächelnd, woraufhin ich leicht auflachte.

„Mehr oder weniger."

Schnell schluckte ich die Aspirintablette hinunter, als etwas den Raum betrat, das mir weitaus schlimmere Kopfschmerzen bescherte, als der Alkohol von gestern.

„Raus hier.", rief der Brite streng, woraufhin ich empört nach Luft schnappte und zu Amara hinüber sah, die mir daraufhin nur einmal lächelnd zuzwinkerte und dann mit ihrem Freund das Schlafzimmer verließ.

„Du kannst die Leute nicht immer so rumkommandieren!", rief ich sauer und stützte mich etwas auf.

„Sie hören doch, oder?
Also kann ich es doch.", meinte Nathan schulterzuckend und kam auf mich so.

Ich hasste das.
Immer wenn er mir näher kam, drehte sich alles in mir und mein Bauch fühlte sich komisch an.
Vielleicht wurde mir ja einfach von ihm übel?

„Du sahst so umwerfend aus gestern.", murmelte Nate auf einmal und nahm langsam neben mir Platz, woraufhin ich ihn empört vom Bett schubste.

„Spinnst du?!
Mehr hast du nicht zu gestern zu sagen?!
Wie wär's mit einer Entschuldigung?!
Weil du mich in diesem, in der Tat umwerfend aussehendem Kleid sitzen gelassen hast?!
Denn weißt du, ich habe mich Dir geöffnet und mich auf ein blödes Treffen eingelassen und du feierst lieber mit deinen Kumpels!
Du bist so egoistisch und taktlos und hast keine Ahnung von Gefühlen!", brüllte ich hysterisch, denn ich ließ meiner Wut vollen Lauf und zum Glück ertrug Nathan diesen Anfall, ohne mir ins Wort zu fallen.

„Sag was!", rief ich nach einer Weile immer noch sauer und verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust.

Dieser Mann machte mich einfach rasend wütend und ich wollte wenigstens eine Erklärung hören.

„Ich dachte du wolltest noch was ergänzen.
Ich wollte mich ja entschuldigen, aber du hast mich nicht ausreden lassen.", meinte der Brite schulterzuckend.

„Was?!", rief ich entrüstet und verengte die Augen wütend.

„DU hast doch gar nichts gesagt! Du hättest einfach anfangen können!", warf ich ihm zickig vor und steigerte mich mal wieder in meine Wut und meine Enttäuschung.

„Verdammt! Wieso musst du immer aus allem ein Drama machen?!
Du übertreibst total!", rief nun auch eher deutlich saurer und angespannter als vorhin.
Ich hatte es also mal wieder geschafft ihn auf die Palme zu bringen.

„Wieso musst du immer so ein Arsch sein.", entgegnete ich, doch ich wusste, dass er recht hatte.

Genervt rollte der Braunhaarige mit den Augen und atmete einmal tief durch, ehe sich kurz über seinen attraktiven Drei-Tage-Bart fuhr.

„Ich hab gestern sicherlich keine Party gefeiert, Lila.
Ich wollte mich mit dir treffen und dann kamen die anderen, die.. du weißt schon, die mit in die Sache verwickelt sind-"

„Marco macht da auch mit?!", rief ich panisch und atmete erschrocken auf.

„Früher mal.
Er hat aufgehört.", erklärte Nathan mich beruhigend und ich ließ ihn anschließend mal ausreden.

„Es gab Probleme und als wir fertig waren, warst du schon weg.
Ich hab dich gesucht, bei Cody, bei dir, im Park aber du warst nirgends.
Ich hätte dich nicht versetzen dürfen, es tut mir leid, das wird nie wieder vorkommen.", versicherte er mit einem für ihn unnatürlich sanftem Gesichtsausdruck, doch ich schüttelte bloß entgeistert den Kopf.

„Es wird nie wieder dazu kommen.
Ich vertraue dir nicht und anscheinend bedeute ich dir auch nichts."

Trotzig verschränkte ich erneut meine Arme und blickte zu dem Briten hinauf, der nun das Gesicht verzog.

„Ach ja?
Und das weißt du so viel besser als ich?
Lila, ganz ehrlich: ich hab noch nie was mit Dates und all dem Mist am Hut gehabt, ok?
Aber trotzdem wollt ich's machen.
Also nimm es verdammt noch mal als Zeichen dafür, dass du mir etwas bedeutest!", rief nun Nathan sauer.
Er war wirklich sauer.

Allerdings irgendwie anders als sonst.
Er war weder aggressiv noch verletzend, eher war er selbst nun verletzt.

„Jetzt? Auf einmal?
Wir kennen uns seit knapp drei Wochen, Nathaniel und du beleidigst mich ständig.", warf ich nachdenklich ein.

„Du nimmst alles zu ernst und machst aus Mücken Elefanten.", warf er mir daraufhin provokant schauend vor.

Seufzend gab ich schließlich nach und hielt ihm meine Hand hin.

„Freunde?", bot ich ihm friedlich an, ehe er erst etwas verdutzt drein schaute und dann meine Hand umfasste.

A heart's desiresWo Geschichten leben. Entdecke jetzt