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11.12.2019, Journal von Nathaniel Brown

Heilige Scheiße, verdammt sah sie gut aus!

Dieses Kleid, ihr Gesicht allein reichte aus.
Sie war so schön und es tat so weh, sie zu sehen.

Hier ist der einzige Ort, wo ich das zugeben würde.
Dieses Buch ist das einzige, dem ich zu diesem Zeitpunkt irgendwas was mit Gefühlen zutun hatte anvertrauen würde.

Ich war in den letzten Woche zu einem verdammten emotionalen beschissenen Wrack geworden.
Ich hatte um mich herum sämtliche Mauern gebaut,  und wegen einem kleinen Mädchen.

Bullshit!

Ich war wieder fast der alte geworden.
Mir ging es fast wieder gut und hier, in diesem beschissenen Gerichtssaal sah ich sie wieder und Boom.
Verdammter Rückschlag.

Vor Aufregung ging ich erstmal eine rauchen.
Nen Joint hatte ich ausnahmsweise mal nicht dabei, doch ich brauchte einfach ne Ziese um runter zu fahren.

Nach fünfzehn Minuten ging ich genervt wieder rein.
Eigentlich hatte ich mich gestern Abend dazu entschlossen, direkt nach meiner Aussage wieder zu verschwinden, aber ich wollte wissen was sie sagen würde.

Ich hatte nur keinen Bock, dass sie wegen mir noch mehr stammeln und sich verhaspeln würde.
Ich hatte bei ihr verkackt, aber ich kannte sie immerhin noch gut.

Genervt von mir selbst, was ich seit Wochen übrigens war, setzte ich mich zu Dylan, während Lila vom Richter über formale Sachen ausgefragt wurde.

„Wir dachten schon, du wolltest gewisse Sachen sagen.", flüsterte mir mein unbiologischer Bruder zu, woraufhin ich bloß mit den Augen rollte.

Für wie dumm hielten die mich?
Ich hatte, wie immer alles geplant, was ich sagen wollte und was ich verschweigen wollte.
So viel Wahrheit wie möglich, um authentisch zu wirken aber kleine Details verschweigen.
Die Strategie funktionierte in der Regel immer.

Der Richter fragte sie gerade über irgendwelche uninteressanten und vollkommen nebensächliche Dinge aus, bis der Staatsanwalt ihre Beziehung mit Thomas, dem Wichser, erwähnte, um seine Skrupellosigkeit zu unterstreichen.

„Wie Sie sehen, verehrte Geschworene, ist Thomas Dumont von der Art von Verbrechern, die eine junge Frau, selbst eine junge Frau die sie lieben, fesseln und foltern würden.
Wir wissen doch alle, dass Thomas Dumont einfach alles für sein Geschäft getan hätte.
Sogar zwei Menschen töten oder töten lassen!", sprach der Staatsanwalt so dermaßen geschwollen, dass ich mich kurz fühlte als säße ich in nem verdammten Shakespeare-Stück fest.

Während er weiter schwafelte und Lila somit nichts sagen musste, hörte ich gar nicht zu.
Doch dann kam dieser Witz von Verteidigerin an.

Und wurde dreist.

„Mit einem der Opfer, Cody Jacobs waren Sie doch gut befreundet, oder?", fragte diese Blondine mit einem vielversprechenden, siegessicheren grinsen.

Ich wusste genau, was sie vorhatte.
Sie würde Lila aus der Bahn werfen und dann würde Lila nicht mehr wissen, was sie sagen wollte und würde sich verplappern.

Angespannt lehnte ich mich nach vorn.

Lila nickte langsam.
„Aber so gut befreundet, dass Sie in seinem Sinne die Wahrheit sagen würden waren Sie wohl nicht mit ihm, oder Miss Collins?
Um meinen Mandanten ins Gefängnis zu bringen, würden sie dafür auch den Mord an ihren Freund Cody Jacobs verpfuschen, Miss Collins?", fragte sie laut, während sie durch den Raum ging und sah die Mexikanern am Ende vorwurfsvoll an.

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