23.10.2019, Journal von Nathaniel Brown.
Was für ne abgefuckte Nacht!
Lila hatte die ganze Nacht nicht geschlafen, das sah man ihr genau an.
Ich hatte vielleicht für zwei Stunden die Augen geschlossen, doch meine Sorgen waren einfach viel zu groß.„Schlaf auf dem Flug, ja?", bat ich, als wir unsere Klamotten zurück in den Koffer warfen.
Es tat mir so schrecklich leid, dass wir diesen Urlaub abbrechen mussten, ich hatte tatsächlich überlegt ihr nichts zu sagen.Aber ihr noch mehr zu verschweigen würde ich nicht mehr aushalten.
Lila liebte es hier, das konnte man mehr als deutlich sehen, sie blühte hier noch mehr auf und ich war es, der sie hier wegriss, denn es hatte alles hier garantiert was mit dem Geschäft zutun.
Ich war nicht gut für sie, ich nahm ihr alles weg, was sie glücklich machte.Ich wäre mal wieder in Selbstmitleid ertrunken, wenn die kleine Mexikanerin mir nicht just in dem Moment einen Kuss auf die Wange gedrückt hätte.
Dieser ließ mich nämlich wieder schmunzeln, ihre Küsse und ihre Zuneigung zogen mich wie ein Magnet zurück aus dem Loch in das ich immer wieder hinab kletterte.
„Hab dich lieb, Nate.", flüsterte Lila übermüdet und machte dabei ihren Koffer zu.
Das kam so leicht über ihren Lippen und ich schämte mich wieder dafür, dass sowas nie von mir kam.„Ich dich auch."
Sanft drückte ich ihr einen Kuss auf den Scheitel und schloss nun auch meinen Rucksack, ehe ich ihn und ihren Koffer nahm und sie im Kofferraum des Taxis verstaute, das gerade vorgefahren war.Dann sah ich rüber zu Lila, die auf dem Hof stand und nochmal zum Meer hinüber sah.
Sie atmete einmal tief durch, schloss die Augen und kam dann zu mir gelaufen.
Der Anblick war wie ein Messerstich direkt in meinen Bauch.Sie war traurig.
Gemeinsam setzten wir uns ins Taxi und fuhren zum Flughafen.
Lila hatte ihre Familie mit zetern und quengeln beigebracht, dass sie nur der Ärztin in Dallas vertraute und deshalb zurück müsste.Während der Fahrt schwiegen wir uns an.
Ich wusste immerhin nicht, was ich sagen sollte.
Ich hatte Schuldgefühle, nicht nur weil wir Mexiko verlassen mussten, sondern auch, weil ich diese Sache mit ihrem Vater nach wie vor verheimlichte.
Es kam halt nie der perfekte Moment.Lila war sicher so ruhig, weil sie sich die ganze Zeit Gedanken um Cody machte und eigentlich sollte ich sie ablenken, aber ich wusste nicht genau wie das ging.
Statt irgendwas zu sagen, was wohl besser gewesen wäre, legte ich einfach meinen Arm um sie, was dann wohl doch richtig war, denn Lila schmiss sich sofort um mich und umfasste meinen Bauch mit beiden Armen.
Wir kamen schnell am Flughafen an und wir checkten sofort ein und saßen eine Stunde später im Flugzeug.
Lila hatte sich ans Fenster gesetzt und zuzusehen wie sie so sehnsüchtig nach draußen sah, war Folter.
Sie war so stark, denn die meckerte nicht eine Sekunde.Ihre Freunde bedeuteten ihr nunmal alles.
Noch eine Sache, die ich so an ihr liebte.. und ihr wieder nicht sagen konnte.Ich wollte es, ich versuchte die Worte aus mir raus zu quetschen.
„Lila?", murmelte ich mit einem dicken Kloß im Hals.
„Ja?", sofort drehte sie sich zu mir und schenkte mir diesen schrecklich intensiven Blick mit direktem Augenkontakt.
„Ich... ich finde, du bist.."
Oh Gott, ich stammelte ja so wie sie, wenn sie nervös war!„Du findest..?"
Und sie begann wieder zu grinsen.
Ich glaube, sie ahnte, was ich sagen wollte.„Ich finde ... finde du bist eine..
gu..gute Freundin."Was ich aus diesem Satz lerne ist: erst denken, dann reden.
Ich hatte mich mal wieder vollkommen blamiert vor meiner Freundin und diese belachte das ganze auch noch und gerade, als ich mich eingeschnappt wegdrehen wollte, sagte sie das, was diese Wand, diese Eiswand, die ich mich um mich gebaut hatte, zum einstürzen brachte.
„Ich liebe dich auch."
Schon ein wenig geschockt blickte ich Lila an, die ihrerseits bloß breit lächelnd in meine Augen sah.
Wie sehr ich sie liebte, wie sehr ich sie brauchte wurde mir immer mehr klar, an jedem Tag, den ich mit ihr verbrachte.„Ich wünschte.. ich-"
„Ich weiß." Lila nickte stark und nahm meine Hände.
Ich wollte mich dazu zwingen, aber Lila wollte mir die Zeit geben.Sie wusste, dass ich das brauchte, besser als ich,
Versteht ihr?!
Sie kannte mich. Durch die Arbeit hatte ich gelernt, dass niemand einen kennen durfte, zumindest nicht in und auswendig.
Anonymität war ein Vorteil doch Lila.. ohne dass ich ihr ein Lexikon über mich geben musste, wusste sie alles über mich.
Sie wusste, wie ich tickte, was ich mochte und manchmal hatte ich sogar das Gefühl, dass sie meine Gedanken erahnen konnte.Ich war so damit beschäftigt sie anzusehen und für sie zu schwärmen, dass ich gar nicht richtig merkte, wie lange wir schon flogen, doch als sie irgendwann friedlich eingeschlafen war, fing ich mich wieder.
Lila schlief, glücklicher Weise, die zweieinhalb Stunden durch, sodass ich sie erst weckte, als wir schon wieder auf der Erde waren.
Müde schleppten wir uns beide zur Gepäckabgabe und begrüßten anschließend Marco, der uns vom Flughafen abgeholt hatte.
„Was ist mit Cody?", fragte Lila deutlich nervös, als wir im Auto saßen.
„Nun, als du weg warst, ist Cody sofort losgefahren um dich zu suchen.
Und als er nach zwei Tagen immer noch nicht wieder da war, ist Logan durchgedreht.", murmelte Marco.
Ich hätte ihm am liebsten eine verpasst für diese Worte.
Er wusste, dass Lila sich super viele Vorwürfe machen würde!„Hey.. Baby, ist alles okay?", murmelte ich besorgt, als meine Freundin immer noch nichts auf Marco's Erzählung gesagt hatte.
„Nein! Natürlich nicht.", zickte diese sofort patzig,
Irgendwie hatte ich diesen Ton auch vermisst.„Mein bester Freund liegt wahrscheinlich tot in irgendeinem Straßengraben, weil er MICH gesucht hat!
Ich hätte mich melden sollen, ich hätte was tun sollen!", rief sie panisch und ich genoss ihren Ton schon überhaupt nicht mehr.
Besorgt zog ich sie an mich.Es war nicht ihre Schuld.
„Es wird schon alles gut werden, Lila.", versprach Marco seufzend, als er am Campus parkte.
Nicht gerade überzeugend.Wir liefen nicht mal zehn Meter, da tauchte Dylan vor uns auf und kam uns entgegen gelaufen.
„Gibt es schon-"
Doch die Mexikanerin wurde unterbrochen von der Sirene eines Polizeiwagens.
Mir rutschte das Herz in die Hose, als diese immer näher kam, doch ich ließ mir äußerlich nichts anmerken.
Das war eins der ersten Sachen, die man in diesem Business lernte.
Ruhig bleiben, egal bei welcher Situation.Langsam drehte ich mich um und wurde sofort von den Polizisten von der Hand meiner Freundin weggerissen.
„Nathaniel Oliver Brown. Sie sind verhaftet."
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A heart's desires
Teen FictionAls die Mexikanerin Lila ein Jahr zu früh aufs College darf, rechnet sie noch nicht damit, dass dieser Schritt ihr ganzes Leben verändern wird. Ihr Liebesleben, ihre Lebensweise, ihr Sozialleben. Sie weiß nicht, dass sich ihr Leben in Gefahr befinde...