5.11.2019 Journal von Nathaniel Brown
Was für ein verdammter beschissener Ort.
Ich kannte es allein zu sein, aber Lila nicht um mich zu haben und auch zu wissen, dass sie mich verlassen hatte aber mich anscheinend trotzdem liebte, machte mich fertig.
Auch, wenn sich meine Gefühle nicht verändert hatten.
Sie hatte mich verlassen.
Ich hatte mich geöffnet, ich hatte nur für sie Gefühle zugelassen, die ich niemals fühlen wollte.
Ich hatte das alles für sie getan und was hat sie gemacht? Sie ist gegangen.„Wer hat dir denn die Laune vermiest?", fragte Jacko, ein alter Freund von mir, der leider vor ein paar Jahren erwischt wurde und sofort eingebuchtet wurde.
Sollte ich jetzt die Wahrheit sagen?
Nein. Keine Schwäche zeigen.
Aber war zu lieben eigentlich ein Zeichen von Schwäche?Gott, was machte diese Mexikanerin eigentlich mit mir, dass ich meine Lebenseinstellungen in Frage stellte?
„Ein Mädchen.", antwortete ich dann ganz ehrlich und schaute den älteren an, der sich mir nun gegenüber gesetzt hatte.
Wir befanden uns im Aufenthaltsraum an einem der Tische, während einige andere Häftlinge irgendwelche Spiele spielten.
Wie in der Irrenanstalt war es hier.Jacko reagierte wie vermutet.
Er schaute mich ungläubig an und war für einige Sekunden sprachlos.
Der ehemaliger Soldat kannte mich gut, auch er war bei Adrian, als Dylan und ich zu ihm gekommen waren.Dann fand er seine Sprache wieder und begann herzlich zu lachen, während meine Gesichtszüge starr blieben.
„Du? Und ein Mädchen? Kann da eine so gut blasen, dass du dich verknallt hast?!", rief er so laut, dass sich die Männer vom Nebentisch zu uns umdrehten.
Wie er da über Lila redete machte mich wieder unfassbar aggressiv.
Ich war generell viel gereizter in letzter Zeit.
Kein Wunder.Es war nur ein Scherz, trotzdem, was dachte der von mir?! Dass ich mich wegen sowas verliebte?
Ich war plötzlich so aggressiv, dass ich meine Hand zu einer Faust ballen musste, um nicht direkt irgendwo gegen zu schlagen.
Dieser verdammte Wichser hatte keine Ahnung, wie sie war.
Ich war verdammt wütend und verdammt aggressiv, obwohl der Grund gar nicht so tragend war.
Dennoch musste ich etwas grinsen, bei dem Gedanken.
Lila würde mir niemals einen blasen, sie würde das komisch finden und von allein würde sie auch nie darauf kommen.Sie war so süß.
Einige Sekunden war es dann noch ruhig, während ich an sie dachte.
An die Nacht in Cancun.Ich dachte an ihren nackten Körper und an ihr überzogen breites Lächeln und vermisste sie schrecklich und dann dachte ich daran, wie verdammt scheiße es mir ging, seit sie gegangen ist.
Liebe war tückisch, echt gefährlich.
„Du liebst sie ja echt."
Das Grinsen verschwand aus dem Gesicht des Älteren, nachdem er mich eine Weile ziemlich offensichtlich gemustert hatte.Oh ja. Und wie ich sie liebte.
Aber sie liebte mich nicht. Zumindest nicht genug.Ich wollte gerade was darauf antworten, als mich einer der Aufpasser, die sich im Raum verteilt hatten, ansprach und mich mit sich bat.
War Lila wieder hier? Ihr Besuch war jetzt zwei Tage her.
Möglich war es also.
Gott, ich wollte sie sehen.Tatsächlich führte mich der Kerl, Mr. Olton oder so, wieder zu dem Raum, an dem wir uns getroffen hatten, doch als ich ihn betrat, saß dort nicht meine Mexikanerin.
„Marco? Was gibt's?", fragte ich sofort, als ich ihn statt Lila an dem Tisch sitzen sah.
Ich freute mich, ihn nach einem Monat wieder zu sehen, doch sein Blick verriet mir, dass er schlechte Nachrichten hatte.Emotional, wie er nunmal war musste der Italiener auch erstmal aufstehen und mich fest in seine Arme nehmen.
Ich hasste diese Art von Körperkontakt nach wie vor.
Außer bei Lila, aber bei allen anderen hasste ich Umarmungen.Ich drückte den Italiener dementsprechend schnell wieder von mir und setzte mich an den Tisch.
„Was gibt's?", wiederholte ich mich nochmal seufzend, nachdem sich Marco auch wieder gesetzt, aber nach wie vor nicht geantwortet hatte.
„Lila ist nach Bordeaux zurück gegangen, zu Thomas.", murmelte Marco dann, ehe sich beinahe sofort einen schrecklicher Druck in mir ausbreitete und ich mich wirklich anspannen musste, um nicht auszurasten.
Ich wusste sofort ganz genau, was sie da vor hatte, aber sich selbst in Gefahr zu bringen war nicht das, was ich gemeint hatte, als ich sagte, dass sie sich was ausdenken sollte.
„Wieso? Was will sie von ihm?", fragte ich dann, nachdem ich mich wieder etwas abgeregt hatte, allerdings immer noch höchst angespannt.
„Sie versucht sein Vertrauen zu gewinnen und dann alle Beweise zu löschen, die uns mit dem ganzen Geschäft in Verbindung bringen.", erklärte Marco mit diesem besorgten Blick, der mich so abfuckte, dass ich ihm gar nicht ins Gesicht sehen konnte.
Ich dachte gar nicht viel darüber nach, was er da genau sagte, denn hätte ich das getan, wäre ich auch auf den Plan von Lila gekommen, der da hinter steckte.
„Hättet ihr nicht ne Nutte schicken können?", zischte ich allerdings weiter von Eifersucht durchtränkt.
Lila würde mit ihm flirten, vielleicht sogar ihm Gefühle vorspielen.. oder mit ihm schlafen müssen.
Ich wollte, ich konnte mir das nicht vorstellen.
Dieser verfickte Franzose, wie ich ihn hasste.„Nate, Thomas steht auf Lila. Er würde nur ihr sowas anvertrauen.", sprach Marco weiter ruhig.
Wieso war er so beschissen ruhig?
Alles Bullshit.„Was hat sie dann vor?", fragte ich weiter, ohne zu diesen beschissenen Kommentar einzugehen.
Er stand auf Lila.
Er stand auf meine Freundin, verdammt!
Wichser.„Ihn und all seine Männer anzeigen, bei der Polizei.
Sie wird dort Beweise sammeln.
Und weißt du was noch so genial an diesem Plan ist?
Er gibt euch die Möglichkeit endlich aus diesem bescheuerten Geschäft auszusteigen, Nate!
Die anderen haben schon zugestimmt. Sogar Dylan!"Das musste ich erstmal eine Weile sacken lassen.
Eine Weile zu lang, denn nach wenigen Sekunden kam schon der Typ von vorhin rein und schickte Marco weg, sodass ich jetzt alleine nachdenken konnte.Ich hatte schon mit dem Gedanken gespielt, aber es schien immer so unmöglich, dass ich nicht viel Zeit damit verschwenden wollte.
Bis auf die Zeit kurz, nachdem Lila gegangen war.
Ich hatte wieder angefangen nach einer Möglichkeit zu finden, aber es gab da einfach keine.
Doch jetzt auf einmal war die Gelegenheit da.Marco hatte recht, wenn wir komplett aussteigen würden, alles verbrennen würden, dann hätten diese Typen, nein nicht nur diese, dann hätte niemand mehr irgendwas gegen uns in der Hand und meine Leute wären alle sicher.
Lila wäre sicher und sie würde sich bei mir auch wieder sicher fühlen.
Glaubt nicht, dass ich so'n Schlappschwanz war, der alles für eine Frau wegschmiss und alles für sie tat.
Das war nicht nur für Lila, aber nunmal auch.Mittlerweile dachte ich einfach darüber nach, ein Leben mit ihr zu führen.
In zwanzig Jahren hatte ich niemanden geliebt und ich glaube auch nicht, dass ich irgendwann jemanden außer sie so lieben könnte.
Genau deshalb wollte ich ja so unbedingt eine abgesicherte Zukunft mit Lila.Wieso also nicht?
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A heart's desires
Teen FictionAls die Mexikanerin Lila ein Jahr zu früh aufs College darf, rechnet sie noch nicht damit, dass dieser Schritt ihr ganzes Leben verändern wird. Ihr Liebesleben, ihre Lebensweise, ihr Sozialleben. Sie weiß nicht, dass sich ihr Leben in Gefahr befinde...