59 | Auf ins Gefängnis

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01.11.2019, Lilas fantastisches Tagebuch

„Wie.. wie ist es passiert?", stammelte ich wimmernd und starrte Marco ängstlich an.
Wie sollte ich für immer ohne Nathaniel leben?! Wie?!

„Er ist nicht tot, du Heulsuse!", rief Dylan hinter mir, woraufhin ich erleichtert laut ausatmete.

„Oh mein Gott!", rief ich sogar vor Erleichterung und wischte mir dann schnell die Tränen weg.

„Was ist denn dann passiert? Marco! Amara?", rief ich hilflos.
Nicht schon wieder Geheimnisse!

„Lila, hör zu.
Ein paar Tage, nachdem du gegangn warst, kamen die Polizisten wieder und haben ihn wieder festgenommen.
Sie halten ihn in Untersuchungshaft. Schon seit zwei Wochen.
Er-"

„Sie haben die Tatwaffe mit seinen Fingerabdrücken gefunden, oder?", vermutete ich seufzend.
Das war nämlich das, was in der Nachricht von Thomas gestanden hatte.

Nate war festgenommen. Er wusste nicht, dass ich hier war und ich konnte nicht mit ihm reden geschweige denn mich entschuldigen.
Ich musste doch mit ihm reden! Er musste erfahren, was los war und, ja, auch wenn ich Schluss gemacht hatte, dass es wieder eine Chance gab, dass wir zusammen sein konnten.
Wenn er überhaupt noch wollte, wobei ich daran nicht mehr glaubte.

„Woher weißt du das?!", fragte Marco dann fassungslos und lenkte meine Aufmerksamkeit so wieder auf sich, ehe er mich sanft an der Schulter packte.

„Das ist eine lange Geschichte.
Kurz gesagt: ich hab irgendwie rausbekommen, wer ein Mitglied dieser Gruppe ist, die euch... uns bedroht.", erklärte ich kleinlaut und während Marco und Amara mich entgeistert anstarrten, begann Dylan lauthals loszulachen.

„DU?! Gerade du?! Verarsch uns nicht, du kannst ja nicht mal ohne Hilfe deine Schuhe zubinden!", lachte dieses Arschloch gehässig, woraufhin ich beleidigt die Hände in die Hüften stemmte,

Er hatte ja keine Ahnung!

„Lila, bist du dir.."

„Ja! Marco, vertraust du mir nicht mehr?", fragte ich entgeistert, obwohl der Italiener jeden Grund hatte, mir zu misstrauen, denn immer hin war ich auch ohne ein Wort an ihn einfach verschwunden.

„Doch! Doch, es tut mir leid, ja?", meinte Marco dann, nach wie vor sichtlich verwirrt und nicht im Klaren darüber, war er jetzt wohl machen sollte.

„Und was gedenkt die große Detektivin jetzt zu tun? Ein Meeting einberufen?", fragte Dylan dann einfach prompt und dabei in einem total lockeren Ton, als würde nicht gerade der Himmel über uns einstoßen.

„Ich wollte eigentlich mit Nathaniel reden.", murmelte ich und sah dabei hilfesuchend zu Marco und Amara, denn von Dylan konnte ich wohl keine ernstgemeinten Ratschläge erwarten.
Er traute mir nicht über den Weg.

„Marco, Amara, gibt es da irgendeinen Weg?", bat ich seufzend und beinahe hoffnungslos, ehe sich die beiden kurz ansahen und dann zu überlegen schienen.

Eigentlich war es doch unmöglich, oder nicht?

„Nun, ein Kunde von uns ist dort angestellt. Ein ziemlich hohes Tier.
Er könnte dich einschleusen, aber höchstens für fünf Minuten, sonst fällst du auf.", überlegte der Italiener laut und stand dann auf.

„Ich werde ihn anrufen."

Ich hatte bereits vergessen, dass ich keinem von ihnen bisher wirklich von Thomas erzählt hatte.

„Aber du hast nur fünf Minuten. Bei deinem Geplapper schaffst du das sowieso nicht.", meinte Dylan dann, wie immer fies und pessimistisch und stand dann auf, doch nun war ich es leid, seine Kommentare zu ignorieren.
Es war ja nicht so, dass es mir sowieso schon schlecht genug ging!

„Hör gefälligst auf damit!", rief ich also höchst beleidigt und klang dabei wahrscheinlich lächerlich,
Dennoch schaffte ich es, dass Dylan stehen blieb und sich wieder zu mir drehte, ehe mich der Amerikaner streng ansah.

„Ich versuche die ganze Zeit bloß zu helfen! Und alles was du leistest sind respektlose Kommentare!", brüllte ich weiter und da ich nun mal ich sein musste, kamen mir langsam die Tränen, doch ich ließ schlussendlich nicht zu, dass sie mir die Wangen hinunter liefen.

Doch anstatt sich zu entschuldigen ODER einfach zu gehen, kam er nun langsam auf mich zu und blieb direkt vor mir stehen.

„Respekt muss man sich verdienen.", war dann das einzige, was Dylan von sich gab, ehe er aus der Haustür marschierte und weg war.

Dieser junge Mann verwirrte mich auf eine ganz andere Weise.
Er war merkwürdig und abweisend, viel schlimmer als Nate zu Anfang und trotzdem kümmerte er sich um ihn.
Ich verstand's nicht.

Amara konnte mir darauf auch nichts mehr sagen, weshalb sie bloß mit den Schultern zuckte und dann neben sich klopfte, woraufhin ich mich sofort zu ihr setzte und mich in den Arm nehmen ließ.

Das hatte mir gefehlt.
Meine Freunde hatten mir gefehlt.

„Ich .. vertraue dir, versteh das jetzt bitte nicht falsch.
Immer hin, bist du so ziemlich die einzige Freundin, die ich habe.", begann Amara kleinlaut, wobei mich in erster Linie natürlich erstmal verwirrte, was sie da sagte.

Ja, sie machte eigentlich nur was mit mir oder Marco, aber warum solch ein Mensch wie Amara nicht viele Freunde hatte verstand ich nicht.

„Ja?", meinte ich dann aber bloß und hielt meine Fragen zurück.
Immer hin wäre es super unfreundlich dreist zu fragen: "Hey, wieso hast du eigentlich keine Freunde?".

„Ich finde es sehr gefährlich, was du da vorhast. Und ich mache mir große Sorgen um dich. Marco auch und .. nur unter uns, ich glaube Dylan auch.", murmelte die hübsche Brasilianerin ehrlich und drückte kurz meine Hand.
Das würde vielleicht das Verhalten des Amerikaner erklären anderseits...: „der kümmert sich doch bloß um Nate."

Amara zuckte darauf bloß mit den Schultern.
„Auf mich wirkte er einfach so."
Darauf wollte ich dann nichts erwidern, außerdem kam Marco da gerade wieder und legte seine Hand sanft auf meine Schulter.

„In einer halben Stunde. Und wie gesagt, du hast fünf Minuten, Nate alles zu sagen und ihn zu fragen, was wir tun sollen.
Wir verlassen uns auf dich, Okay?", flüsterte Marco ernst und sah mir auch dementsprechend in die Augen.

„Zum Glück baust du da keinen Druck auf mich auf."

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