21.10.2019, Lilas fantastisches Tagebuch
Liebes Tagebuch,
Mal nichts zutun haben.
Wie lange hatte ich mal gar nichts zutun?
Naja ich KÖNNTE mir Gedanken darüber machen, dass mein Vater noch hier rumschlich.
Doch nach letzter Nacht und dem wunderschönen Wetter in Mexiko konnte ich mich gar nicht selbst so stressen.
Nate und ich machten tatsächlich mal nichts und ich glaube, dass der Brite der von uns war, der das am nötigsten gehabt hatte.„Wie lange hab ich das nicht mehr gemacht.", meinte Nate entspannt und schloss die Augen.
Wir lagen in Bikini bzw. Badehose auf zwei Liegen, die direkt vor dem Strandhaus standen und genossen die heiße Vormittags-Sonne.
Die liegen hatten wir zusammen geschoben, sodass ich mich problemlos an ihn kuscheln konnte.
Grinsend drückte ich ihm einen Kuss auf die Seite und hatte direkt einen Sonnencreme-Geschmack auf den Lippen.
Lachend wischte ich mir das vom Mund und schüttelte einmal den Kopf.
Eigentlich wollte ich Nate bereits seit gestern etwas fragen, doch ich traute mich nicht, weil es eins dieser Tabu-Themen war.Trotzdem musste ich das wissen und vielleicht jetzt, wo auch er mehr über mich wusste, würde er mir das erzählen.
„Du..?", begann ich nervös und merkte schon, wie mein Herz lauter und schneller schlug.
„Ich..?", lachend öffnete der Brite eines seiner Augen und schielte zu mir hinunter.
Seinen rechten Arm, den er um mich gelegt hatte, zog er nun fester, da er wohl merkte wie nervös ich war.
Er war so gut gelaunt, das wollte ich eigentlich nicht zerstören.
Aber, da jetzt ja mittlerweile allgemein bekannt ist, wie neugierig ich war, ist euch hoffentlich klar, dass ich meine große Klappe mal wieder nicht halten konnte.„Wieso hasst du den Spitznamen Nathan?", fragte ich beinahe schon mit zittriger Stimme, woraufhin Nate's Grinsen, das endlich mal länger gehalten hatte als eine Sekunde, wieder verschwand.
Sofort bereute ich die ganze Aktion.
„Vergiss was ich gesagt habe.", murmelte ich dementsprechend beinahe panisch und kniff meine Augen zusammen.
Gleich würd's knallen, das war mir bewusst.
Doch Nate brüllte nicht, er stand auch nicht auf und ging still weg.
Er atmete lediglich tief durch und richtete sich etwas auf und da er mich nicht losließ, tat ich dasselbe.„Weil mein Vater so hieß."
Murmelte er seufzend und starrte auf das Meer, dass ihn zu beruhigen schien.
Obwohl er das ziemlich entspannt gesagt hatte, war er natürlich das komplette Gegenteil.
Er drückte mich nun so eng an sich, dass es mir richtig Sorgen machte, doch ich löste mich natürlich nicht.
Er brauchte jetzt diesen Halt.„Alles ok, Nate..?", fragte ich nun höchst besorgt, denn anstatt bloß nach vorne zu schauen, starrte er nun mit Schweißperlen auf der Stirn das Wasser an.
In den Augen des Briten bildeten sich so langsam die Tränen.
Ich war so geschockt von der ganzen Situation, dass mein Gehirn wohl kurz aussetzte.Ich wusste nicht was ich tun sollte, doch dann fing ich mich wieder und legte nun beide Arme um ihn und drückte ihn ganz fest an mich.
Was war mit seinem Vater?
War er so einer wie meiner? War er schlimmer?
Lebte er noch?Würde ich das noch erfahren?
Gerade, als ich Angst bekam, das Nate mich nicht mehr wahrnahm, begann er zu erzählen.
„Sagen wir's so... ich bin hier, weil dieser Kerl meine Mutter vergewaltigt hat.
Sie war damals siebzehn."
Erschrocken öffnete ich den Mund, allerdings ohne dieses überdramatische Lufteinsaugen.Sie war so alt wie ich!
„Sie starb bei der Geburt und mein Vater, mein Erzeuger, behielt mich.
Das allerdings nur wegen des Geldes, das er deshalb bekam.
Versorgt hat er mich nicht.
Ich musste für ihn arbeiten, musste seine Drogen verticken und wehe ich habe an einem Tag nicht genug eingebracht.
Einen Tag im Keller ohne Essen und Trinken.", erzählte er nun etwas kühler und so gar nicht so emotional und traumatisiert, wie er eben noch wirkte.„Nathan sprach nur eine Sprache: Gewalt.
Mal waren es Schläge, an schlechten Tagen aber auch blutigere Sachen.
Er liebte es auch, Metallstangen ins Feuer zu halten und mir damit dann auf den Rücken zu schlagen.", er lachte leise, natürlich total verstört auf, während ich kurz vorm Heulen war.Allein die Vorstellung davon sorgte dafür, dass mir kotzübel wurde.
Ich fühlte regelrecht, wie sich alles in meinem Magen drehte.Das ganze verstörte mich so sehr, dass ich zitterte.
Ich dachte immer die Narben am Rücken wären von Schlägereien mit seiner Gang.Gegen Nate's Vater war meiner ja nichts!
Er hatte mir ab und zu mal eine geknallt, mich runter gemacht aber so...
Nate's Vater war der Wolf und meiner ein Dackel!Irgendwann fing sich Nate anscheinend wieder, schüttelte sich und blickte dann zu mir.
Ich muss ausgesehen haben!
Tränen in den Augen, zitternd wie im kältesten Winter und wahrscheinlich grün für Übelkeit.Sofort wurden die Gesichtszüge des Briten weicher und er hauchte mir einen Kuss auf die Stirn.
„Tut mir leid, Baby. Ich hätte dir das nicht so detailliert erzählen dürfen.", flüsterte er wirklich entschuldigend und wieder ganz liebevoll und sanft.
Er hatte echt diese Fähigkeit, innerhalb von einer Sekunde seine Laune zu ändern.
„Du... du..
Du hörst Dir ständig mein Gemecker über mein Leben an, während du sowas durch hast...?!", war das erste, was ich immer noch komplett geschockt heraus brachte.„Ach, das war bloß der Anfang.", meinte der Brite seufzend.
Ich wollte mir gar nicht vorstellen, was dieser junge Mensch schon alles erleben musste.Schrecklich diese Welt.
„Was?!"
Hysterisch setzte ich mich ganz auf.„Lila.
Du hast deine Probleme und deine Vergangenheit und ich habe meine.
Und so wie du gerade für mich da bist und mir zuhörst, so bin ich es auch für dich, ja?
Du bist übrigens die Einzige die davon weiß, also behalte das ja für dich.
Andere könnten darin eine Schwäche sehen.", erklärte Nate mit sanfter Stimme und sah mich dabei ganz ruhig an, zwar ohne Lächeln aber das war ich ja gewohnt.Ich nickte sofort auf seine Bitte.
„Ich hätte es sowieso keinem gesagt."
Jetzt wollte ich natürlich auch nie wieder diesen Spitznamen für ihn verwenden, ich konnte ihn voll und ganz verstehen.
Das war also das Geheimnis über den Namen "Nathan" und nun war es gelüftet.
Leider war es bloß eines der vielen Geheimnisse dieses Jungen und es hatte mich bereits so verstört, dass ich nicht wusste ob ich jemals bereit wäre all die anderen zu enthüllen.
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A heart's desires
Teen FictionAls die Mexikanerin Lila ein Jahr zu früh aufs College darf, rechnet sie noch nicht damit, dass dieser Schritt ihr ganzes Leben verändern wird. Ihr Liebesleben, ihre Lebensweise, ihr Sozialleben. Sie weiß nicht, dass sich ihr Leben in Gefahr befinde...