20.9.2019, Journal von Nathaniel Brown.
Zwei Stunden später saßen wir mit ihren Großeltern zusammen, mit beiden.
Ihr Großvater, Julio, wirkte genauso lieb wie seine Frau.
Man merkte genau, dass diese beiden Lila großgezogen hatten.Vor uns auf dem Tisch standen Schüsseln mit irgendwelchen eingelegten Tacos, Enchilladas nannte man das.
Still warteten wir wohl auf Lila's Vater.
Ich war ja wirklich gespannt wie dieser Wichser aussah, der meine Freundin so fertig gemacht hat.Meine Freundin.
Oh Gott hörte sich das merkwürdig an, fremd und merkwürdig. Wie die Worte "Ich liebe dich".
Das würde ich wohl nie über die Lippen bekommen, das war zu schräg.Dann kam er an.
Er sah gar nicht aus wie ein Mexikaner, genauso wenig wie Lila's Vater.
Er sah ihr, genauso wie ihre Großeltern überhaupt nicht ähnlich.
Sein blondes Haar war schmierig zurück gegelt und sein kurzer Bart wies darauf hin, dass er auch Raucher war.
Außerdem sah man an seinem Gesicht, dass er viel trank und irgendwas nahm, wahrscheinlich Koks.
Denn er war noch ziemlich jung, um die vierzig, sah vom Gesicht allerdings bereits aus wie um die sechzig.„Sebastián.
Mira, tu hija!", wies ihn Julio darauf hin, dass Lila da war.
Das verstand ich tatsächlich noch.Der Kerl sah langsam auf und schaute seine Tochter unbeeindruckt an, während er sich was vom Essen auf den Teller schaufelte.
„Eliana, auch wieder da.", meinte er immer noch sehr monoton und begann zu essen.
Unfreundlicher Typ.In mir staute sich bereits die Wut darauf, wie arrogant sich der Kerl verhielt und wie respektlos er mit meiner Freundin umging.
Aber.. Eliana?
Fragend sah ich zu Lila hinüber, die mir daraufhin nur zunickte und anscheinend einmal tief durchatmete.„Papá. Freut mich dich wiederzusehen."
Das war eine Lüge.
„Das ist Nathaniel, mein Freund.", führte Lila dennoch weiter tapfer fort und griff unterm Tisch nach meiner Hand.
Ihre war ganz schwitzig von der Aufregung.Ihr Vater, der sie während sie geredet hatte nicht einmal angesehen hatte, sah mich nun an, stopfte sich eine weitere Gabel voller Essen in den Mund und nickte dann.
„Hat er eine Arbeit?", fragte Sebastián mit vollem Mund und wischte sich dann etwas Soße vom Mundwinkel.
Ich beobachtete ihn stur, versuchte sogar nett zu gucken, doch innerlich war ich kurz davor zu platzen.
Ich war ja schon echt kein guter Mensch, aber dieser Typ schoss den Vogel der Unfreundlichkeit sowas von ab.Während meine linke Hand Lila's sanft streichelt, ballte ich die rechte zu einer Faust, um wenigstens etwas Dampf abzulassen.
„Er.. er geht aufs College mit mir..", murmelte Lila und versuchte immer wieder Augenkontakt mit diesem Arsch von Vater zu halten, doch er sah immer wieder auf sein Essen.
„Such Dir gefälligst einen mit Geld, was anderes kriegst du in deinem Leben sowieso nicht hin.", nuschelte dieser Wichser schmatzend und ich konnte im Augenwinkel schon sehen, wie Lila die Tränen in die Augen geschossen kamen.
„Sebastián..", mahnte Elena ihn entgeistert kopfschüttelnd.
Ihr Sohn, oder Schwiegersohn, ich wusste es nicht genau, reagierte gar nicht auf sie und aß stattdessen munter weiter, allerdings immer mit einem leicht aggressiven Blick.
Seine stechend blauen Augen musterten mich abermals, doch mir einmal Hallo zu sagen kam ihm nicht in den Sinn.
Als er fertig mit Essen war, stand er auf und verließ einfach das Haus durch die Hintertür und ließ uns schweigend zurück.
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A heart's desires
Teen FictionAls die Mexikanerin Lila ein Jahr zu früh aufs College darf, rechnet sie noch nicht damit, dass dieser Schritt ihr ganzes Leben verändern wird. Ihr Liebesleben, ihre Lebensweise, ihr Sozialleben. Sie weiß nicht, dass sich ihr Leben in Gefahr befinde...