6 | Gangs |

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10.9.2019, Lilas fantastisches Tagebuch

Liebes Tagebuch,
Heute war mein allererster Tag! Wie Irre!
Ich glaub, ich hätte mich beinahe übergeben, so nervös war ich.
Ich hab's gegoogelt, das geht!

Mit überdurchschnittlich schnell pochendem Herzen betrat ich den Vorlesungssaal.

Ich war eine der Ersten, was ein äußerst selten vorkommendes Phänomen darstellt.

Ich setzte mich auf einen Platz in einer der mittleren Reihen, die noch komplett frei war und holte einen Stift und meinen Collegeblock heraus.

Es dauerte ungefähr fünf Minuten, da kam Claude rein.
Ich freute mich sichtlich, sie zu sehen.
Sofort wank mir die Brünette zu und nahm links von mir Platz.

Wir unterhielten uns ein wenig über das College und tratschten sonst auch nur über unwichtige Sachen, bis ich Marco, den jungen Mann von gestern sah.

Neben ihm her lief eine hübsche, große, schwarzhaarige junge Frau.

Ihre Haut war total schön gebräunt und auch sonst sah sie aus wie ein Model.

„Wer ist das?", fragte ich interessiert und musterte das Paar lächelnd.
Marco sah sehr glücklich aus und auch seine Freundin wirkte sehr nett und fröhlich.

„Das sind Marco und Amara.
Die zwei sind echt cool drauf.
Er ist der einzige aus der Gang, der nicht der totale Fuckboy ist.", erklärte Claude flüsternd, gerade als Marco mich entdeckt zu haben schien.

Er stupste Amara leicht an und zeigte auf mich, ehe diese auf lächelte und nickte, woraufhin die beiden auf unsere Reihe zu kamen.

„Welche Gang?", fragte ich Claude noch schnell, als die beiden noch weit genug weg waren.

„Na so ne Gang halt..
Ich zeig sie Dir gleich, der Rest der Gruppe sollte bald kommen."

„Na ihr zwei!", rief Marco freundlich, als er zu meiner anderen Seite Platz genommen hatte.

„Hallo!", begrüßte ich das Paar grinsend.

„Freut mich dich kennenzulernen.", rief Amara mir lächelnd zu, die sich nun vorbeugte um mich in ihre Arme zu nehmen.

Auch sie war mir sofort super sympathisch.

Generell waren die meisten hier nett und mal wieder ärgerte es mich, dass ich eine der wenigen als Zimmernachbarin abbekommen hatte, die nicht nett war.

„Da kommen sie.", flüsterte mir Claude nach einiger Zeit an.

Eine Gruppe Jungs betrat den Saal.
Alle groß, gut gebaut, mit düsterem Blick und schwarzen Klamotten.

Ganz vorne lief ein Junge mit dunkelblondem Haar und Dunkeln Augen.
Neben ihm her ein Mädchen mit hellblondem Haar und stechend rotem Lippenstift.

„Dylan und Stacy.", stellte Claude sie mir vor.

Danach folgten zwei Jungs.
„Jean und Logan."

Hinter ihnen erkannte ich meine Zimmernachbarin und dann, ich hatte es bereits geahnt, Nathan.. iel!

Die ganze Gruppe, die super bedrohlich und angsteinflössend aussah, musste sich ausgerechnet vor uns setzen.

Nathan, der - ich meinte natürlich Nathaniel, der die ganze Zeit total beschäftigt an seinem Handy war, hatte mich glücklicherweise gar nicht gesehen, doch meine Augen lagen, komischer Weise, die ganze Zeit auf ihm, selbst als der Dozent bereits zu reden begann.

Ich hörte zu, aber irgendwie erwischte ich mich selbst immer und immer wieder dabei, wie ich ihn beobachtete und musterte.

Nathan tat nichts besonderes, er saß gelangweilt da, sah zur Tafel, schrieb nichts mit.

Eigentlich gab es keinen treffenden Grund, wieso ich ihn so beobachtete, aber am Ende des Tages war ich froh, dass ich's getan hatte, denn sonst hätte ich etwas Wichtiges übersehen.

Fast am Ende der Stunde bekam ich mit, wie Nathan seinem Nachbarn, Logan, ein Plastiktütchen überreichte.

Ich wusste nicht, was es war und es interessierte mich zunächst auch nicht, bis ich mich an das Gespräch zwischen meiner Schwester und dem Direktor erinnerte, weshalb ich sofort mein Handy rauszog, um ein Foto zu machen.

„Miss Collins!"

Oh nein..
„Ja?", murmelte ich dem Dozenten entgegen und steckte mein Handy schnell wieder ein, nachdem ich das Foto gemacht hatte.

„Gerade Sie sollten etwas mehr aufpassen, Sie haben eine Menge verpasst.", mahnte der Herr streng.

„Entschuldigung, es wird nicht wieder vorkommen.", entschuldigte ich mich kleinlaut.

-

„Kann ich dich mal was fragen?", rief ich zu Nathan hinauf, als ich ihn nach einem Toilettengang abgefangen hatte.

„Stalkst du mich jetzt, Ziege?", fragte der Brite amüsiert und ging einfach weiter.

Seine Beine waren lang, seine Schritte dementsprechend groß, weshalb ich nur neben ihm herlaufen konnte.

„Ob ich dich mal was fragen kann!", wiederholte ich meine Frage höflich.

„Natürlich kannst du mir ein' blasen.", meinte der Braunhaarige gelassen, woraufhin ich irritiert stehenblieb.

„Was?"

„War das etwa nicht das, was du fragen wolltest?"
Grinsend blieb nun auch er stehen und stellte sich direkt vor mich, um höhnisch schmunzelnd auf mich hinabsehen zu können.

„Nein!", angewidert schüttelte ich den Kopf.

„Ich wollte fragen ob ihr das seid, du und deine Freunde, die hier Drogen verkaufen.
Wobei.. wieso frag ich?
Ich weiß, dass ihr Drogen verkauft.
Ich hab immerhin ein Foto von dir, wo du dealst.
Die Frage ist, macht ihr sie selbst, oder-"

Nathan unterbrach mich, indem er mich einfach hochhob und an die Wand drückte.

„Gib mir das Foto, lösch es, keine Ahnung!", brachte er wütend zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

„Bist du irre? Ich muss damit zur Polizei, das ist illegal!", flüsterte ich panisch und versuchte nach dem Briten zu treten.

„Wenn dieses Foto irgendjemand jemals zu Gesicht bekommt oder mir jemand nur zuhustet, dass du geplappert hast, erfährt das gesamte College wie du Mäusetittchen unter deinen scheißbunten Scheißsachen aussiehst, haben wir uns verstanden?!", drohte mir Nathan, woraufhin ich peinlich berührt und ängstlich nickte.

Er hatte mich.

A heart's desiresWo Geschichten leben. Entdecke jetzt