63 | die lieben Lügen

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18.11.2019, Lila's fantastisches Tagebuch

Gott, wie ich diesen Kerl hasste.
Ich verabscheute ihn so sehr, ich würde ihn am liebsten irgendwo einsperren!
Mehr hatte der auch nicht verdient, er war grausam!

„Hey Baby.", rief ich gespielt fröhlich und umarmte dieses Scheusal von hinten.

„Na, wie geht's meinem Sonnenschein?", fragte Thomas mit einem fröhlichen Grinsen auf die Lippen und drückte mir einen Kuss auf die Wange, von dem ich mich am Liebsten übergeben wollte.

Nate fehlte mir so sehr..
Ich war jetzt seit zwei Wochen wieder weg von ihm und es tat jeden Tag mehr weh.

Außerdem begann gestern das College wieder!

In diesen zwei Wochen hatte ich alle meine Flirtkünste ausgepackt und mich ordentlich an dieses französische Arschloch rangeschmissen.
Ich musste ihn sogar mal küssen, ist das nicht widerlich?!

„Mir geht's gut, dank dir.", flüsterte ich und setzte mein allerbreitest...es Lächeln auf, obwohl das natürlich eine dicke Lüge war.
Nun lächelte auch Thomas, dieser ekelhafte Kerl!

„Ich hab ehrlich gesagt noch nie so für jemanden gefühlt, wie für dich, Lila!", flüsterte er und ich bekam tatsächlich ein schlechtes Gewissen. Es war schon irgendwo gemein, seine Gefühle so auszunutzen.
Ja, ich weiß was er getan hatte, aber ich weiß neunmal genau wie man sich fühlt, wenn man weiß, dass man ausgenutzt wurde und wie es ist, wenn man jemanden liebt, der einem zwar sagt, dass er einem auch liebt, es aber nicht so ist.
Und ich hatte mir immer geschworen das niemals jemandem anzutun.

War ich zu nett?

„Ich auch nicht, Thomas", flüsterte ich mit großen Augen und lächelte dann erneut.

Wieso ich jetzt auf einmal so gut lügen konnte war auch mir ein Rätsel, aber wenn ich an Cody dachte, floss es einfach so aus mir, denn das Ganze hier war nicht nur für unserer aller Sicherheit sondern auch für ihn und Chris.
Diese Kerle würden im Knast dafür büßen, was sie schreckliches getan hatten,

Wobei ich natürlich immer noch nicht darauf klar kam, was mit meinem eigentlich ziemlich guten Leben passiert war.
Ich stand inmitten eines Bandenkriegs, an der Front und war der Köder.
Der Köder wurde immer zuerst gegessen.
Und glaubt ja nicht, ich war heiß darauf zu sterben, oder ein Märtyrer zu sein, oh nein!

Ich wollte nur mit Nate zusammen sein.
Ja und die anderen in Sicherheit bringen.

„Ich dachte immer du wärst mit diesem Nathaniel zusammen.", fragte Thomas verwirrt, als ich auf seinem Schoß sah und mich am liebsten wieder davon runter gesetzt hätte.

Stattdessen lachte ich nur falsch auf und legte meine Arme um seinen Hals.
Lange würde ich das nicht mehr überstehen, aber ich musste sein Vertrauen gewinnen.

„Nathaniel Brown? Der Kerl, der immer bei uns abhängt?
Das ist der F+ Typ von meiner Mitbewohnerin.", log ich gekonnt, wobei ich glaubte, dass Thomas eh alles wüsste.
Erwischt zu werden, Gott davor hatte ich tatsächlich gerade am meisten Angst,

Thomas hatte seine Leute in Dallas und die könnten uns gestalkt haben oder so!

„Gut so, der kommt mir eh etwas komisch vor."
Anscheinend ahnte er doch nichts...
Naja, zumindest wirkte es so, vielleicht hatte er seine Leute auch eher hier in Europa und wenig in Dallas, falls der "Krieg" beziehungsweise der Streit mal eskalieren sollte, dann würde Thomas nicht alle seine Männer verlieren.

„Ja.. wusstest du, dass der mit Gras dealt?!", rief ich mit gehobener Augenbraue und in der Hoffnung, dass er jetzt vielleicht ein bisschen erzählen würde.
Ich wirkte immerhin doch super vertrauenswürdig, oder?

„Oh, der dealt nicht mit Gras. Der schickt Leute los zum Dealen!", lachte der Franzose.
Na endlich! Volltreffer.

Innerlich freute ich mich, konnte diese aber natürlich nicht nach außen tragen.
Nein, da musste ich super überrascht tun.
Darin war ich nicht so gut und ich dachte schon, ich wäre aufgeflogen.

„Also ist er quasi der Zuhälter?!", rief ich kindlich, woraufhin Thomas rau auflachte und seine sicherlich mit Herpes verseuchten Lippen auf meine Wange drückte.

„Du bist echt süß, Baby.
Ja, ja so in etwa.", lachte er.
Ich könnte kotzen!

Baby... so durfte mich nur Nate nennen und aus seinem Mund klang es auch viel schöner, Pff!

„Sag es keinem, aber ich glaube das mit Cody war er.
Keine Ahnung, er hat seinen Bruder ermordet, wieso nicht auch Cody?", flüsterte Thomas ernst und strich mir eine Strähne hinters Ohr.

Ahhhhhhh! Wie ich ihn hasste!
Diesmal musste ich wirklich jeden Muskel in mir anspannen, um nicht komplett auszuticken.
Nate sowas zu unterstellen!
Dieser verlogene ...Wichser! So, jetzt hatte ich's gesagt!
Sowas blödes aber auch! So ein Heini! So ein Blödaffe!
Am liebsten hätte ich ihm ordentlich eine verpasst!
Sowas zu sagen... und Cody's Namen zu sagen, obwohl er es doch war, der ihn töten ließ oder vielleicht sogar selbst getötet hatte!

In meiner Wut sammelten sich Tränen in meinen Augen, die ich einfach nicht verbergen konnte.
Ich wünschte, ich könnte noch einmal mit Cody reden.
Ich wünschte, er könnte mich jetzt sehen..

„Hey, Babe. Tut mir leid.
Ich weiß, wieviel er dir bedeutet hat, ich hätte meine Vermutung nicht-"

„Schon gut...", flüsterte ich nach wie vor unter Tränen.
Ich musste ihn unterbrechen, hätte er weiter geredet, hätte ich ihm wirklich noch eine verpasst.

Also echt, dieses scheinheilige von ihm.

„Wenn es so ist, wie du denkst, dann sollten wir dafür sorgen dass er ganz sicher wegen Drogenzeugs ins Gefängnis kommt..", schlug ich sauer vor.

Mein Wutausbruch kam eigentlich ziemlich gelegen, denn Thomas, gegen den diese Wut und dieser Hass gerichtet war, dachte, sie wären gegen Nate gerichtet.

Seufzend nahm er mein Gesicht in die Hände und ich war schon kurz davor, mich aus diesem Griff zu kämpfen, doch dann riss ich mich noch zusammen.

„Wir können nicht nur das machen, wir können sogar seine ganze Bande in den Knast schicken.
Wir haben Beweisfotos von allen gemacht. Ein Klick und das Zeug taucht auf dem Rechner der Polizei auf.", erklärte Thomas stolz und starrte mich dabei regelrecht an.

Oh, dass er so mächtig war, hatte ich nicht gedacht.

„Beweisfotos? Rechner von der Polizei? Wer bist du? Ein Mafiaboss?", scherzte ich dämlich-kindisch kichernd, obwohl ich genau wusste, dass das so ungefähr stimmte.

„Sowas in der Art.", sagte dann nämlich auch Thomas etwas ernster, woraufhin auch das Fake-Kichern erlosch und ich wieder dieses übertrieben-überraschte Gesicht machen musste, so nach dem Motto: was? Eeeeeeecht? Schweine können nicht fliegen? Wow! Woher weißt du das?

„Lila... hey, ich bin aber doch trotzdem Ich! Ich kann so gut auf dich aufpassen.
Komm, ich zeig dir die Bilder und dann schicken wir sie los.", schlug Thomas lächelnd vor, woraufhin ich so tat, als wäre ich beruhigter und dann ungeduldig nickte.

Aber heute? Ich wäre alleine und könnte nichts ausrichten.
Ich brauchte Marco hier, und Dylan und Logan und alle anderen.

„Kannst du sie mir auch morgen zeigen? Ich muss das von heute erstmal alles verarbeiten..."

A heart's desiresWo Geschichten leben. Entdecke jetzt