85 | Familienessen

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26.12.2019 Journal von Nathaniel Brown

„Lila! Liebling, wieso gehst du denn so komisch?!", fragte Elena besorgt und musterte meine Freundin panisch, während ich mir das Grinsen wirklich verkneifen musste.

„Ja, Liebling! Wieso gehst du so komisch?", wiederholte ich gespielt besorgt und sah zu der Mexikanerin runter, die mir ihrerseits einen
absolut wütenden Blick zuwarf, den ich bloß belächeln konnte.

Das war der beste Sex meines Lebens.
Wie konnte man das Wort "Schwanz" nicht aussprechen und dann so blasen?!

Und ich verliebte mich immer mehr in dieses bunt gekleidete Mädchen.
Jetzt trug sie ein rotes Kleid und grüne Boots und sie sah wunderschön aus, wie immer.

Wir wären beinahe zu spät gekommen, denn in der Dusche gab's dann Runde zwei, die meine Freundin anscheinend stärker getroffen hatte als gedacht.

Ich fühlte mich nach wie vor wie ein kitschiger Roman-Protagonist.
Wir hatten sogar während ich sie-
Während wir Sex hatten die drei Worte gesagt.
Ja.
Die drei Worte.

Aber das hatte es noch schöner gemacht.

„Ich hab falsch gesessen.", murmelte Lila endlich nachdenklich.
„Eher auf etwas Falschem gesessen.", ergänzte sie dann mir zuflüsternd, woraufhin ich bloß schmunzelnd den Kopf schütteln konnte.

„Dein Stöhnen hat mir da anderes gesagt, Rosa.", flüsterte ich zurück, in der Hoffnung, dass Elena es nicht auch hörte.
Ich wusste auch genau, dass Lila diesen Spitznamen hasste, aber wenn sie ärgern musste dann konnte ich das noch besser.

Daraufhin fiel der kleinen Mexikanerin aber nichts mehr ein, weshalb sie bloß mit den Augen rollte und dann endlich wieder anfing zu lächeln, mir zuzwinkerte und anschließend komisch humpelnd zum Tisch ging und sich setzte.

Sie tat mir beinahe leid, ich hatte sie natürlich auch den Weg vom Ferienhaus bis zum Farmhaus getragen.

„Pass auf, mein Lieber.
Ich bin noch zu jung um Urgroßmutter zu werden!
Ich weiß ganz genau was ihr jungen Menschen dahinten treibt!", flüsterte Elena mir zu, sah mich kurz streng an und kniff mir anschließend grinsend in die Wange.

Erschrocken riss ich die Augen auf.
Die Frau war ja aufgeweckter als gedacht!

Langsam nickte ich und beeilte mich dann auch, mich neben meine Freundin zu setzen.

Mit Blues Hilfe tischte die Großmutter meiner Freundin so viel Essen auf, dass Julio und ich einen zweiten isch holen Umstellung, damit wenigstens die Teller noch Platz hatten.
War das ein Klischee?

Die meisten Speisen davon kannte ich bloß vom Hören, aber Lila warnte mich vor, dass man hier sehr scharf aß.
Da ich aber keine Probleme damit hatte und außerdem super hungrig war, stürzte ich mich genauso auf das Essen wie meine Freundin.

Essen mit der Familie, generell gemeinsam essen kannte ich gar nicht, nicht mal bei Adrian hatten wir sowas gemacht, doch ich musste zugeben, dass das hier echt schön war.

Dass Lila so ein toller Mensch war wunderte mich bei den Großeltern nicht.
Auch, wenn Elena ganz gut über Leute herziehen konnte, gerade über diesen Scheiß-Wichser Mason.

„Ich habe diesen Granuja nie leiden können. Ich habe von Anfang an gesagt, dass der nichts für unsere Lila ist! Der wäre uns hier niemals ins Haus gekommen!", erzählte sie stolz zwischen zwei Happen Enchilada-Rollen.

Da musste ich tatsächlich schmunzeln. Dieser Pisser durfte nichtmal ins Haus und ich wurde hier zum Essen eingeladen.
Nun, was auch immer dieser Mason für meine Freundin empfunden hat, ich liebte sie und daran könnte er niemals ankommen.

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