11 | Es geht auf und ab |

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21.09.2019, Lilas fantastisches Tagebuch

Nach unserer kleinen Abmachung sahen wir uns eine Weile lang einfach nur an und sagten nichts mehr.

Ich wollte schon irgendwie mehr von diesem Briten als nur Freundschaft, aber ich hatte keine Lust mehr auf dieses blöde Spiel und ich hatte, um ganz ehrlich zu sein, echt Angst davor wieder verletzt zu werden.

„An was denkst du?", fragte er nach einer Weile, ehe ich ihm wieder in die Augen sah.

Seine dunklen, braunen Augen stießen so viel Wärme und Geborgenheit aus.
Sie ließen ihn so liebevoll und unschuldig aussehen, dass man gar nicht denken würde, dass Nathan .. nun mal so war wie er war.

Nathan war schon hübsch.
Anstatt ihm zu antworten, musterte ich sein Gesicht genau.
Seinen rasierten Unterkiefer, sein braunes, dichtes Haar, die Art wie tief er einem in die Augen sah.

Was er wohl gerade sah?
Grüne Augen, langweilige, braune Haare.
Was er wohl dachte?

„Ich rede mit dir, Ziege.", erinnerte mich Nathan lachend.

Oh, wahrscheinlich hat er sich gerade gedacht, wie merkwürdig ich doch war.

„Was? Ja! Genau.
Du sollst mich nicht so nennen!", rief ich sofort persönlich angegriffen und ziemlich zickig.

„Wie soll ich dich sonst nennen?
Prinzesschen? Dramaqueen?
Ich hab's!
Lillyfee!"

Der Brite schmiss sich beinahe weg vor lachen und bekam sich gar nicht mehr richtig ein.
Zu Anfang war ich zwar noch sehr beleidigt, doch irgendwann färbte sich sein Lachen dann doch auf mich ab, sodass wir beide mit dem Rücken auf dem Bett lagen und über seinen bescheuerten Witz lachten.

„Wieso kann es nicht immer so zwischen uns sein?", dachte ich laut und presste mir anschließend erschrocken die Hand auf den Mund.

Eigentlich wollte ich das nämlich gar nicht laut sagen.

Nathan sah mich eine Weile einfach nur an.
Entweder überlegte er, er beobachtete mich oder er befand sich gerade in der Vorstufe zu einem ganz schlimmen Wutanfall.

Zum Glück war Ersteres der Fall.

„Es gibt Dinge, Lila, die kann ich dir nicht sagen oder erklären.
Es geht einfach nicht und ich habe keine Lust mehr, mich ständig mit solchen Sachen zu beschäftigen.
Ich hasse es, die Kontrolle zu verlieren."

Seufzend stand der Brite auf und lief zur Tür.

Ich verstand mal wieder Bahnhof, doch anstatt ihn wie immer einfach gehen zu lassen, fragte ich nun drauf los.

„Was für Sachen?
Worüber Kontrolle?
Geh jetzt nicht einfach, Nate.. bitte.", bat ich und stand dabei ebenfalls auf, trotz wackliger Beine.

Ich wollte endlich antworten.
Wieso er immer so geheimnisvoll sein musste und wieso er mich dabei immer verletzen musste.

Ich war sauer auf mich selbst, weil ich einfach nicht komplett von ihm los kam.

So war es mit Mason auch.

Ab diesem Moment, diesem Gedanken, blockierte eine konstante Angst alles andere in mir.

Er war wie Mason.
Er war genauso charmant und genauso zweigesichtichtig wie er.

Mein Herz zerbröckelte bei diesem Gedanken erneut.
Es war in den letzten Monaten schon zu oft zerbrochen, irgendwann würde nur noch Staub übrig bleiben.

Fuck, du scheiß Herz! Fick dich! Wieso .. wieso?!
Willst du unbedingt leiden?!
Wieso hast du nur diese beschissenen Wünsche?!
Bist du zu dumm jemanden auszusuchen, der dir keinen Schaden zufügt?!

A heart's desiresWo Geschichten leben. Entdecke jetzt