74 | Wahrheiten und Lügen

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11.12.2019. Lila's fantastisches Tagebuch

Claude war die erste und einzige Person, bei der ich mich gemeldet hatte, nachdem ich in Dallas angekommen war.

„Geht es dir besser?"
War das erste, was sie fragte, nachdem wir uns auf ihrem hellblauen Himmelbett niedergelassen hatten.

Was sollte ich denn jetzt nur sagen? Die Wahrheit? Dass es mir genau genommen noch viel schlechter ging als vorher, da ich gerade vor einigen Stunden erfahren hatte, dass mich noch mehr Leute belogen hatten?

„Ich bin nervös wegen morgen.", sagte ich, anstatt richtig auf ihre Frage einzugehen, doch log dabei nich mal.
Ich war verdammt nervös!
Morgen war der Gerichtstermin und ich hatte eine Heidenangst davor, dass ich mein riesiges Plappermaul nich halten könnte und etwas über die Geschäfte meiner Freunde ausplappern würde.

„Und ich erst!", rief Claude verzweifelt und ließ sich nun mit dem Rücken auf das Bett fallen.

„Ich weiß, es ist super spontan und du wirst wahrscheinlich lieber erstmal alle anderen treffen, aber ich würde mich wirklich freuen, wenn du hier übernachten wollen würdest?", fragte die Französin lächelnd, woraufhin auch ich breit grinsen musste und sofort nickte.

„Ich muss ganz ehrlich mit dir sein, Lila."

Oh nein!
Nicht noch eine Lüge.
Mit schnell pochendem Herzen und mir auf die Lippe beißend vor Aufregung nickte ich.

„Ich fühle mich irgendwie schuldig für das, was passiert ist.", murmelte die Brünette kleinlaut, sah zu Boden und ich verstand überhaupt nicht was sie meinte.

„Wie schuldig? Wieso solltest du...?", fragte ich verwirrt und legte klischeehaft meinen Kopf schief zur Seite.

„Hätte ich dich nicht nach Bordeaux eingeladen, wär dir das niemals passiert."

Die Erklärung verstand ich irgendwo, aber ich wäre niemals in irgendeinem Gedankengang auf die Idee gekommen, Claude die Schuld zu geben.

Dass, was passiert war war gut, denn so waren die Probleme von Marco und Dylan gelöst.
Zumindest ein wenig.

Aber das konnte ich Claude natürlich nicht sagen, doch es gab tatsächlich mehr Gründe wieso ihre Entschuldigung unnötig war.

„Claude, wenn ich nicht so neugierig rumgeschnüffelt hätte, wärst du nicht in Gefahr gewesen.
Eigentlich ist es sogar meine Schuld!", rief ich lächelnd und drückte ihre Hand kurz.

Ich war ihr so unfassbar dankbar für alles.
Ernsthaft, ich kannte keinen selbstloseren Menschen als Claude.
Sie bot mir ein Dach über den Kopf an, nahm mich mit in den Urlaub, hörte sich immer mein Gejammer an.

Sie war mir so wichtig.

„Lass und lieber aufhören zu philosophieren was wäre wenn.", lachte sie nun und stand auf.

Ich konnte jetzt wenigstens eine Sache von meiner Liste haken und zwar hatte ich alle möglichen Spannungen zwischen mir und Claude gelöst.

Jetzt musste ich nur noch Nate begegnen, ohne vor Aufregung umzufallen und diesen blöden Gerichtstermin überleben.

Am nächsten Morgen fuhren Claude und ich also zusammen dorthin.
Ich hatte mir mal was ordentliches angezogen.
Ein Kleid, ein hellrosa Kleid und meine Haare hatte ich auch ordentlich gelockt.
Ich wollte ja nicht aussehen wie immer, wie zwölf, sondern wenigstens ein kleinen wenig erwachsener.

Claude und ich hatten beschlossen vor dem Gericht auf Marco und Amara zu warten.
Wir waren die ersten, weshalb ich noch befürchten musste Nate anzutreffen.

A heart's desiresWo Geschichten leben. Entdecke jetzt