66 | emotionale Explosion

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19.11.2019, Journal von Nathaniel Brown

Fünfzehn Stunden ohne Schlaf unterwegs.
War zwar nichts Neues für mich, aber dennoch machte es einen ganz schön fertig.

In Bordeaux war es jetzt bereits nachts, eher später Abend und dunkel.
Oder auch nicht, denn überall erhellten Straßenlaternen alles.

Eigentlich wäre ich bloß 13 Stunden geflogen, doch
Es gab da diese beschissenen, verfickten Verspätungen!

Irgendwo hier war ich mit Marco und den anderen verabredet, wobei ich nicht mal wusste, wer überhaupt alles hier war.

An genug Informationen zu kommen war mir gar nicht wichtig gewesen, anders als sonst.
Ich wollte nur her und irgendwas machen, sie wieder sehen, diesen Thomas mindestens ins Koma prügeln.

Den Tod hatte er mehr verdient, dieser verdammte Wichser.

Da ich nur mit Rucksack gereist war, musste ich mich nicht an dieser dämlichen Gepäckabgabe aufhalten und konnte den Flughafen sofort verlassen und mir ein Taxi rufen.

Während ich wartete rief ich Maeco an, um mich wenigstens etwas informieren zu können.
Oder eigentlich eher, weil ich ihre Stimme hören und mit ihr reden wollte.

„Nate! Ich wollte dich gerade anrufen.", meldete sich mein italienischer Freund am Telefon.
Er klang erschöpft, als würde er gerade Sport machen.
Zumindest rannte er, das konnte ich als Nächstes hören.

„Was ist los?
Ist Lila bei dir?
Geht's ihr gut? Ist sie verletzt?", fragte ich sofort.
Am liebsten wäre mir, hätte Marco ihr das Telefon gegeben, sodass ich sie hören konnte, aber nichts der gleichen geschah.

Der Italiener antwortete noch nicht mal, was sofort dafür sorgte, dass sich eine panische Angst, gemischt mit einer schrecklichen Wut in mir anstaute.

„Sie kam heute nicht zum Treffpunkt.
Das Haus, in dem wir ihr Handy geortet haben war leer, aber sie wohnte hier."

Ich hätte mein Handy auf die Straße schmettern können.

Fuck!

Alles, wirklich jeder einzelne Muskel in mir spannte sich an und ich konnte nicht anders, als mit der Faust gegen eine Wand zu schlagen.

Der Schmerz, der mich eigentlich stechend durchfahren müsste, wurde regelrecht von meiner Wut und meiner Angst betäubt.

„Verdammt! Ich hätte sie das niemals machen lassen dürfen.", brüllte ich aggressiv ins Telefon und schüttelte meine Hand aus, die an den Fingerknöcheln etwas blutete.

Die "Betäubung" hielt nicht lange, denn irgendwann begann meine Hand natürlich schrecklich zu schmerzen, so doll hatte ich zugeschlagen.

Sie war vielleicht nicht gebrochen, aber bestimmt verstaucht.

„Wir suchen sie, haben Truppen in der ganzen Stadt aufgestellt, wenn er Lila wohin bringen will, dann werden wir sie finden.", versuchte Marco beruhigend zu sagen, doch natürlich beruhigte mich das alles ganz und gar nicht.

„Wo seid ihr jetzt?", fragte ich dann, statt wirklich auf das einzugehen, was er sagte.

„In einem Hotel.
Yndo Hotel.", antwortete Marco darauf, ehe ich auflegte und ins Taxi stieg.

Meine Brocken französisch bekamen es noch hin, dem Taxifahrer zu sagen, wohin ich wollte, ehe mich dieser auch schon zum Hotel fuhr.

A heart's desiresWo Geschichten leben. Entdecke jetzt