47 | Albtraum & Ängste

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21.10.2019, Journal von Nathaniel Brown.

„Ich bin tot!", keuchte meine Freundin nach wie vor außer Atem, obwohl wir bereits seit zwanzig Minuten Arm in Arm nebeneinander lagen.

Schmunzelnd drückte ich sie an mich und hauchte ihr einen Kuss auf den Scheitel.
Ich war noch viel zu überwältigt um irgendwelche Witze zu reißen.

Ich war nicht so erschöpft wie mein Mädchen, das wahrscheinlich seit einer halben Stunde mit rasendem Herz und schnellem, knappen Atmen neben mir lag.

Ich war einfach geschockt.
Mir war klar, dass es sich anders anfühlen würde, es musste ja auch so sein, denn Lila bedeutete mir so viel mehr als all diese anderen Mädchen.
Aber dass sich so viel verändern würde, nur weil man es mit der richtigen Person tat, daran hatte ich noch nie geglaubt.

Aber ja, man sagt ja, dass die geheime Zutat zum Sex die Liebe ist.

Ja, ja ich hatte bereits viel Sex in meinem Leben, Stunden lang, mit allem möglichen Stellungen versteht sich, super kurze Quickies aber so gefühlvoll?
Nein, niemals.

Ich hatte sie die ganze Zeit angesehen, sie geküsst, sie beobachtet, ihre Wange gestreichelt und konnte nur daran denken, wie schön sie war und wie sehr ich sie mochte.

Wir hatten uns geküsst, die ganze Zeit und damit den eigentlichen Sex zur Nebensache gemacht.
Ich liebte sie und wollte ihr das auch sagen, aber die Worte wollten nicht aus meinem Mund herauskommen.

Sie wanderten zwar von meinem Herzen aus nach oben, doch dann blieben sie jedes Mal irgendwo in meinem Hals stecken.

Gerade deswegen hoffte ich inständig, dass sie das wissen würde.

„Alles ok? Noch geschockt von meiner Inkompetenz?", flüsterte die Mexikanerin grinsend, woraufhin ich wieder zu ihr sah.

Ich hasste es, wenn sie sich so runtermachte.

„Was redest du? Das war der beste Sex meines Lebens.", gestand ich schmunzelnd, wobei sie mir das sowieso nicht glauben würde.

„Du... Lügner!", kicherte sie mit niedlichen, erröteten Wangen und schubste mich etwas von sich.
Sie versuchte es zumindest, denn ich hielt sie ganz fest.

Egal wie selten ich es eigentlich tat, sie brachte mich immer zum Lachen und so lachte ich auch jetzt.
Irgendwann würde mich dieses Mädchen noch zerstören, so viel Einfluss hatte sie auf mich.
Sie verwandelte mich bereits jetzt in einen Weichling und das war für meine Arbeit nicht gerade fördernd.

„Es ist mein Ernst, hör mal:
So viel Gefühl hatte ich dabei nie, das war einfach atemberaubend.", erklärte ich ernst.
Es war so komisch alles auszusprechen, was so in mir los war, aber sie tat dasselbe, deshalb wusste ich, dass ich ihr vertrauen konnte.

„Sag sowas nicht, so viel Kitsch passt gar nicht zu uns."
Sie glaubte mir.
Sie versuchte wie immer zu überspielen, wie froh sie war, das musste sie nicht.

Und dann fiel mir ein, dass ich kein Deut besser war als ihr Vater.
Ich belog sie, ich verschwieg ihr etwas und ihr liebevolles, glückliches Lächeln hatte ich nicht verdient zu sehen.

Was sollte ich nur eines Tages ohne sie machen?
Und eines Tages war nun näher als zuvor, denn früher oder später musste ich es ihr sagen und dann wird sie mich hassen, denn ich hatte ebenfalls gelogen.

„Ich hab dich wirklich sehr lieb.", flüsterte Lila mir zu und schmiegte sich anschließend bloß enger an mich.
Grinsend drückte ich ihr daraufhin einen Kuss auf die Stirn.
Sie konnte es also auch noch nicht richtig aussprechen.

A heart's desiresWo Geschichten leben. Entdecke jetzt