24.10.2019, Journal von Nathaniel Brown
„Sie sind fürs Erste wieder entlassen, Mister Brown.", erklärte der Polizist, der soeben meine Einzelzelle betreten hatte.
„Woher kommt der plötzliche Sinneswandel?", meinte ich darauf unbeeindruckt und stand auf.
Vorhin waren sich noch alle so sicher, dass ich es war.„Cody Jacobs wurde tot aufgefunden.
Es war angeblich Selbstmord, doch die Obduktion zeigt deutlich, dass das Opfer vor seinem Tod noch Gewalteinwirkung von außen erfahren hat.
Da er genauso verstarb wie ihr Bruder, werden die Morde miteinander verbunden und Sie sind erstmal nicht unser Hauptverdächtiger.
Bleiben Sie aber bitte in der nächsten Zeit im Land."Wie immer ließ ich mir nicht anmerken, doch ich war geschockt und schrecklich besorgt.
Nicht wegen Jacobs, ich kannte ihn nicht und er war mir auch egal, aber wegen Lila.Sie ist garantiert ausgeflippt.
Ich rief mir ein Taxi und ließ mich zu Marco's Wohnung fahren, in der die anderen bereits auf mich warteten.
Nervös betrat ich das Wohnzimmer, nachdem Amara mir die Tür geöffnet hatte.
Dylan und Marco saßen auf der Couch und starrten das Paket an.
Nur Lila und Logan waren nicht da.„Nate!"
Marco war es, der mich als erster bemerkte und ich erklärte in kurzen Sätzen, wieso ich jetzt wieder da war.
„Wo ist Lila?", fragte ich dann anschließend, als ich eben damit fertig war.„Sie schläft. Wir haben ihr Schlaftabletten gegeben, denn sie war absolut nicht mehr zu beruhigen.
Sie hat geschrien, sie hat Dinge durch die Gegend geschmissen, so hab ich sie noch nie erlebt.", erklärte Amara völlig aufgebracht und setzte sich dann zu ihrem Freund.Fuck.
„Logan?", fragte ich nun weiter und setzte mich zu Dylan.
„Bei Cody. Abschied nehmen.", meinte dieser dann schlicht und stand auf.
„Wenn ihr dann fertig mit dem Rumheulen seid, wir haben wichtigere Dinge zu tun, weitaus wichtigere Dinge."Dann ging er einfach. Er ging, ohne mir mal Hallo gesagt zu haben.
Komisch.Nachdenklich sah ich ihm nach und stand dann wieder auf, nachdem ich beschlossen hatte mal nach meinem Mädchen zu sehen.
„Ich geh mal.", meinte ich zu Marco und Amara, die mich bloß anlächelten und dann nickten.
„Sie braucht dich, wenn sie aufwacht.", meinte die Brasilianerin noch, ehe ich in dessen Schlafzimmer und dort meine Freundin schlafend erblickte.Sofort fühlte ich, wie sich mein Gesicht entspannte und mein Blick weicher wurde.
Bei ihr war ich einfach ein Scheiß-Softie.Nachdenklich setzte ich mich neben sie, um ihr Gesicht genauer sehen zu können.
Sie war blass und ihre Augen rot und angeschwollen.
Sie atmete schwer und ab und zu schluchzte sie noch.„Gott..", seufzte ich so leise ich konnte, um sie nach all dem nicht auch noch zu wecken.
Man konnte ihr den Schmerz richtig ansehen, den sie gerade empfand und das verletzte auch mich.
Ich hasste es, sie so zu sehen, ich konnte es kaum ertragen, es war wie Folter.
War das noch gesund?Natürlich hatte ich sie doch irgendwie geweckt, denn sie öffnete langsam die Augen und sah mich verschlafen an.
„Nati?", murmelte sie total verschlafen und erschöpft, woraufhin ich zunächst diesen Kosenamen beschmunzeln musste, ich sie ansehen konnte und mich zu ihr legte.
Lila sah mich nun mit größeren Augen an, ehe sich diese wieder verkleinerten und sie erneut zu weinen begann.
Sofort zog ich meine Freundin in meine Arme, sodass ihre Tränen meine Halsbeuge benässten.„Er ist tot, Nate!", rief, nein brüllte sie förmlich und presste sich stärker als je zuvor an mich.
„Es tut mir so leid, Baby, es tut mir so so leid. Ich wünschte wir hätten was tun können."
Und wie es mir leid tat.
Verdammt leid tat mir das alles, denn hätten wir diesen Mistkerl gefunden, wäre Cody höchstwahrscheinlich noch am Leben.„Gott, warum?! Warum?!", rief Lila weiter schluchzend.
Nein, sie brüllte eher und versuchte sich loszureißen.
Sie verkrampfte sich total und ich hatte Mühe sie fest an mir zu halten.„Er war mein Freund! Er..
Ich konnte nicht mal tschüss sagen, ich hatte keinen Abschied.
Ich hätte nie abhauen dürfen!
Wir haben uns gestritten, Nate!
Er war sauer auf mich.. er hat mich gehasst!
Ich will nicht mehr! Ich will nicht mehr!
Er ist tot! Tot! Für immer und er kommt nie mehr zurück! Nie wieder!
Lass mich los!", brüllte sie nun schluchzend und heulend und wehrte sich mit Händen und Füßen gegen mich, doch wenn ich sie jetzt loslassen würde, würde sie sonst was machen.Es tat verdammt weh, es zerriss mich, was sie da sagte, denn ich konnte mir dabei denken, wie sie sich fühlte.
Vorsichtig versuchte ich ihr über den Kopf zu streicheln, doch sie zappelte hin und her und wand sich wie ein Fisch.
Sie schrie mich an, trat nach mir, aber ich war immer noch stärker.Nach einer halben Stunde hatte sich meine Freundin etwas beruhigt und fragte mich, was ich hier eigentlich tat, sodass ich ihr dann erzählte, was passiert war.
Ich wünschte gerade wirklich, wir könnten zurück nach Mexiko, das würde Lila auch echt gut tun und ablenken, aber ich sollte das Land nicht verlassen.
Außerdem wollte ich den Hurensohn finden, der meinen Bruder ermordet hat.
Glaubt nicht, ich trauerte nicht. Ich hatte es ganz einfach nicht realisiert, noch nicht.Ich wusste nur von Anfang an, dass ich dieses Schwein sicherlich nicht zu den Bullen bringen, sondern die Angelegenheit selbst klären würde.
Bei einer Sache hatte die Polizei allerdings recht, die Morde hingen zusammen.
Ich erfuhr später, wie Cody Jacobs ums Leben gekommen war und eben diese Art war ein Zeichen in unserem Geschäft.
Dient natürlich zur Abschreckung und bedeutet soviel wie: raus aus meinem Revier, oder es passieren mehr Morde.Die Lage spitzte sich zu und ich musste feststellen, dass meine Freundin nur noch mehr in Gefahr war und sicherlich die nächste sein würde, die man aufgehängt irgendwo fand.
Allein diese Vorstellung löste in mir eine Art Blitzschlag aus, als ob es mich lähmen würde.
Gott, das würde ich nicht ertragen.Lila wollte sich am Nachmittag mit den Eltern treffen, weshalb ich mich dazu entschloss, zur Werkstatt zu fahren.
Denn genau da würde sich Dylan aufhalten und ich konnte ihn endlich fragen, was los war.Tatsächlich fand ich meinen besten Freund an seinem Auto, an dessen Motor er gerade herumschraubte.
„Alles klar, was ist los?
Trauerst du Cody Jacobs so sehr nach?", fragte ich, nachdem wir uns begrüßt hatten.Dylan sah sauer aus.
Er sah immer absolut pissed aus aber gerade hatte er wohl wieder eine Aggressionsphase.„Du solltest dich von Lila trennen.", meinte Dylan dann bloß und packte langsam sein Zeug weg.
Sofort verspannte sich in mir alles.
Das hatte ich eh vor.Aber was interessierte Dylan mein Mädchen?!
„Wieso sagst du das? Seit wann ist sie Dir denn wichtig?"„Ich will sie nicht an einem Strick von einem Gerüst baumeln sehen, verdammte Scheiße.
Du bringst sie noch um.", meinte er aggressiv und stellte sich nun direkt mir gegenüber und spannte sich an, als ginge er in Kampfposition.„Das geht dich nichts an.
Sie geht dich nichts an.", knurrte ich sauer.
Sie gehörte mir. Sie wollte mich. Sie liebte mich und sie war nicht erreichbar für Dylan, verdammt!„Glaubst du, du wärst besser für sie?!", brüllte ich sauer und musste mich echt zusammen reißen, ihn nicht zurecht zu weisen, wer hier das sagen hatte.
„Du glaubst ernsthaft ich will was von Lila?
Du solltest wissen, dass ich nicht dazu fähig bin zu lieben.
Ich will dich nur vor dem Schmerz bewahren, der auf dich zukommt wenn du sie umgebracht hast.
Ich will nicht, dass du dasselbe durchmachen musst.", meinte der Amerikaner kühl und stieg dann in seinen Wagen, ehe er davon fuhr.
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A heart's desires
Teen FictionAls die Mexikanerin Lila ein Jahr zu früh aufs College darf, rechnet sie noch nicht damit, dass dieser Schritt ihr ganzes Leben verändern wird. Ihr Liebesleben, ihre Lebensweise, ihr Sozialleben. Sie weiß nicht, dass sich ihr Leben in Gefahr befinde...